Essen-Kray. Ex-Soldat Frank Seidel fährt Hilfsgüter in die Ukraine – und gerät sogar unter Beschuss. Wie Musiker „Mr. Take Off“ hier jetzt ins Spiel kommt.
Ein Benefizkonzert im Casino des TC Grün Weiß Kray soll die Ukrainehilfe von Frank Seidel unterstützen. Der Hattinger fährt seit März dieses Jahres regelmäßig ins Kriegsgebiet und bringt den Menschen vor Ort vor allem Medikamente und medizinisches Gerät. Für diesen guten Zweck stehen am Samstag, 3. Dezember, um 20 Uhr „Mr. Take Off & Friends“ auf der Bühne und rocken, was das Zeug hält. Sämtliche Erlöse fließen direkt in das Hilfsprojekt.
Hinter „Mr. Take Off“ steht der Gelsenkirchener Sänger und Musiker Dieter Wartmann, der mit seiner Band seit mittlerweile fast 60 Jahren im Musikgeschäft aktiv ist. Seine Tochter Nicole hatte die Idee für das Benefizkonzert und kümmert sich aktuell um die Organisation. Sie war mit Seidel auf dessen Reiterhof in Hattingen ins Gespräch gekommen, und Seidel hatte von seinem Hilfsprojekt erzählt und davon, dass die Spendenbereitschaft langsam zurückgehe. „Für viele ist der Krieg wahrscheinlich schon zur Gewohnheit geworden“, vermutet er, „andere Themen wie die Energiekrise rücken wieder in den Mittelpunkt“.
Medikamente und OP-Geräte
Am 3. März war der ehemalige Berufssoldat zum ersten Mal mit Hilfsgütern in die Ukraine aufgebrochen. Prinzipiell könnte man einfach bis zur Grenze fahren und die Hilfsgüter dort abgeben. Doch das genügt Seidel nicht. Er fährt direkt in die Gebiete, wo Hilfe gebraucht wird. 30 Jahre lang war er Soldat, unter anderem bei einer privaten Militäreinheit im Krieg in Somalia. „Dort habe ich auch zahlreiche Ukrainer kennengelernt, die auf Schiffen stationiert waren“, erzählt er. „Ich kenne einige von jenen Männern, die derzeit gegen die russischen Angreifer kämpfen, persönlich“, sagt er. „Ich selbst bin mittlerweile 55 und habe meiner Frau versprochen, nie mehr in einen Kriegseinsatz zu gehen. Aber ich musste einfach etwas tun und den Menschen vor Ort helfen.“ Und nicht zuletzt auch den verletzten Soldaten.
Seidel transportiert Schmerzmittel, Verbandsmaterial, ein Medikamenten-Vertrieb unterstützt ihn. Dialyse-Geräte hatte er auch schon mal dabei, ein Krankenhaus habe sogar ganze OP-Säle gespendet, die nun in der Ukraine im Einsatz sind. Aber auch Babynahrung oder Hundefutter gehen ins Krisengebiet. 39 Transporte hat Seidel bereits hinter sich, sein Landrover hat mittlerweile etwa 200.000 Kilometer abgespult. Ein Fahrzeug, das eigentlich noch der Bank gehört, denn Seidel hat es finanziert. Ein ziemliches Risiko. Denn mit seinen Hilfslieferungen dringt er auch in Gebiete vor, die andere Hilfsorganisationen meiden.
Spenden und Informationen
Wer die Hilfstransporte in die Ukraine unterstützen möchte, kann spenden. Kontakt: Stüterhof, An der Egge 85, 45527 Hattingen, Tel. 0171 11 33 501, E-Mail: kontakt@stueterhof.de.
Das Spendenkonto lautet R.V. Infinitus e.V., Konto DE52 4525 0035 0014 0411 31, BIC WELADED1WTN, Verwendungszweck Ukraine.
Informationen hält Frank Seidel bereit auf Instagram unter dem Namen „seidel1893“ oder auf Tiktok unter „frankseidel760“.
27 Einschusslöcher im Fahrzeug
Ja, die Touren seien gefährlich, das muss er zugeben, auch wenn er selbst – eigentlich – nicht in Kampfhandlungen involviert ist. „Wir sind vorsichtig“, sagt er, doch erst vor Kurzem geriet sein Konvoi trotzdem unter Beschuss. „Da sind wir den Russen wohl etwas zu nah gekommen“, spielt er den Vorfall herunter. Verletzt wurde niemand, doch die Helfer zählten im Anschluss in einem der Fahrzeuge 27 Einschusslöcher.
An diesem Wochenende macht sich Frank Seidel wieder mit einer Ladung auf den Weg in die Ukraine. Diesmal geht es in die Kleinstadt Lyman, ein Ort, den die ukrainischen Truppen Anfang Oktober zurückerobert haben, und nach Cherson, das die russischen Truppen gerade erst vor rund einer Woche verlassen haben.
Am 3. Dezember will er dann aber natürlich in Kray dabei sein. Das Casino des TC Grün-Weiß stellt der Betreiber kostenlos zur Verfügung, und auch „Mr. Take Off“ will mit seinen Freunden alles geben. Bis zu 100 Gäste kann der Raum aufnehmen, der Eintritt kostet 15 Euro. Das bringt Geld für Sprit und weitere Medikamente. Ein Hut soll ebenfalls herumgehen. Und: „Wir sind gemeinnützig“, sagt Seidel mit einem Augenzwinkern. „Wir können Spendenquittungen ausstellen. Nur falls jemand einen größeren Betrag geben möchte.“