Essen-Karnap. St. Martin ist mit Pferd und 500 Anhängern durch Essen-Karnap geritten. Einige bezeichneten den Martinsumzug jedoch als Trauermarsch.

Ein sechsminütiges Video auf Facebook zeigt einen Teil des Martinsumzug am Freitag (11.11.) durch Essen-Karnap. Was man auf dem Video nicht hört, sind Martinslieder. Stattdessen ertönt Stimmengewirr der rund 500 Teilnehmer und Teilnehmerinnen: Es wurde gequatscht und nicht gesungen.

Zehn Musiker für den Martinsumzug in Essen-Karnap hatten kurzfristig abgesagt

Mittendrin lief auch Manuela Kristen mit ihrem dreijährigen Enkelkind. Die 56-Jährige geht schon „immer und ewig“ mit dem Martinszug durch Karnap, war selbst früher auf der Maria-Kunigunda-Schule und hat die Kapelle vermisst: „Das war eher ein Trauermarsch oder ein Spazierengehen mit Laterne durch den Stadtteil.“ Es habe viel zu wenig Musik gegeben. Markus Gosdzik, Vorsitzender des Karnaper Bürgervereins und somit Veranstalter findet, der Umzug sei sehr gut gelaufen, bestätigt aber, dass zehn von 14 Musikern kurz vorher krankheitsbedingt abgesagt hätten. Die Kapelle war also arg dezimiert und wurde dann auch nur wenig von Sängern und Sängerinnen aus der Laternenschar unterstützt.

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„Es hat keiner gesungen“, sagt Manuela Kristen und dass, obwohl die Kinder gerne gesungen hätten, schließlich hatten sie die Lieder in Kindergarten und Schule eingeübt. Auch die Eltern würden singen, glaubt Kristen, aber nur, wenn es etwas zu singen geben würde, wenn die Kapelle also im wahrsten Sinne des Wortes den Ton angeben würde. So sei aber vorne das Martinslied und weiter hinten „Ich geh mit meiner Laterne“ angestimmt worden.

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Veranstalter: „Eltern müssen Konzentration auf den Martinszug richten“

Kristen habe dann versucht, mit ihrem Handy für die entsprechende Hintergrundmusik zu sorgen, das sei aber zu leise gewesen – das Stimmengewirr der anderen konnte nicht übertönt werden. Bluetooth-Boxen seien eine Lösungsmöglichkeit, schlägt die Mutter und Großmutter vor. Das habe man im vergangenen Jahr schon probiert, erklärt Gosdzik und ergänzt: „Da haben auch nicht mehr gesungen.“ Das Problem sei also grundsätzlicher Natur.

Die Eltern müssten sich letztendlich eine Stunde lang auf den Zug konzentrieren, singen und die Aufmerksamkeit auf die Kinder richten, die stolz mit ihren selbst gebastelten Laternen laufen. „Wenn die Eltern sich nicht dranhängen, dann wird das nichts, manche unterhalten sich einfach lieber.“ Dieser Trend zeichnet sich schon seit Jahren ab – nicht nur in Essen. Auch in Mülheim gab es kürzlich Beschwerden, weil Eltern im Martinsgottesdienst Privatgespräche geführt hätten. Markus Gosdzik ist sich jedoch auch sicher, dass mehr Eltern gesungen hätten, wenn weniger Musiker abgesagt hätten.

Martinsumzug in Essen-Karnap

Martinsumzug in Essen-Karnap.
Martinsumzug in Essen-Karnap.
Martinsumzug in Essen-Karnap.
Martinsumzug in Essen-Karnap.
Martinsumzug in Essen-Karnap.
Martinsumzug in Essen-Karnap. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
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Die Organisation beinhalte jedes Jahr viel Arbeit und auch Verantwortung erklärt Gosdzik. Man müsse nicht nur die Musiker, sondern auch Pferd, Reiter und Ordner herbeischaffen. Der Zug koste zwischen 800 und 1000 Euro, Organisation und Verkauf von Brezeln und Getränken auf dem Marktplatz übernimmt seit einigen Jahren der Förderverein der Kunigunda-Grundschule. Ob all das im nächsten Jahr auch wieder stattfindet ist derzeit unklar, denn Markus Gosdzik wird sein Amt als Vorsitzender niederlegen. Das habe er schon vor einem Jahr angekündigt. „Die Arbeit als ist kräftezehrend und anstrengend. Ich bin amtsmüde.“

Martinszug in Essen-Karnap ist für viele Tradition

Dass es keinen Laternenumzug in Karnap gibt, können sich viele trotz der Kritik in diesem Jahr nicht vorstellen. Für eine Mutter von vier Kindern, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist es jedenfalls Tradition, durch den Stadtteil zu ziehen. Doch auch sie kritisiert: „Ich habe dieses Mal gar keine Kapelle gesehen und es wurde nicht gesungen.“ Ihr habe es keinen Spaß gemacht.

Damit reiht sie sich ein in zahlreiche Kommentatoren auf Facebook, die hauptsächlich kritisieren, dass die Eltern so viel gequatscht hätten. Eine schreibt schließlich: „Wenn alle, die hier kommentieren, gesungen hätten, wäre das nicht ein super Chor gewesen?“