Essen. Die Stadt Essen muss bis zum Sommer 2023 mehrere Hundert neue Grundschulplätze schaffen. Erstmals will die Stadt externe Räume mieten.

Weil die Zahl der künftigen i-Dötze in Essen so hoch ist wie noch nie, muss die Stadt bis zum Sommer 2023 schnellstmöglich mehrere Hundert neue Grundschulplätze schaffen. Schätzungen zufolge fehlen an den Grundschulen derzeit stadtweit 300 bis 500 Plätze. Das sind umgerechnet zehn bis 17 Klassen. Erstmals erwägt die Verwaltung, Räume im Umfeld von überfüllten Schulen anzumieten, zum Beispiel in Kultureinrichtungen.

Schulpolitiker: „Es muss zügig mit dem Bauen begonnen werden“

„Wir erwarten von der Stadtverwaltung, uns möglichst bald konkret zu nennen, welcher Schulraum, wo baulich erweitert werden kann“, sagt Andreas Kalipke (CDU), der Vorsitzende des Schulausschusses. „Es muss jetzt zügig mit dem Bauen begonnen werden.“

Die langfristige Planung steht schon seit Jahren, bereits der aktuelle Schulentwicklungsplan, veröffentlicht im Juni 2021, konstatierte, dass jede zweite der 84 Grundschulen im Stadtgebiet baulich vergrößert werden muss. Außerdem seien zehn weitere Neubauten erforderlich. Das war allerdings vor dem Ukraine-Krieg. Dieser brachte viele weitere Flüchtlinge im Schulalter nach Essen.

Mehrere Hundert Plätze fehlen - wie viele es genau sind, ist noch offen

Die aktuelle Zahl der eingegangenen Anmeldungen der kommenden Grundschüler, die im Sommer 2023 erstmals den Unterricht besuchen, beläuft sich nach Angaben der Verwaltung auf 5728. Zur Verfügung stehen derzeit 5663 Plätze, das sind 65 zu wenig. 575 Kinder im schulpflichtigen Alter sind noch nicht angemeldet worden. Also fehlen 640 Plätze – aber: Wie viele Plätze es insgesamt zu wenig sein werden, kann jetzt noch nicht genau gesagt werden, weil einige Kinder auf Förder- statt Grundschulen gehen, einige in Nachbarkommunen angemeldet und weitere Kinder noch ein Jahr zurückgestellt werden. Klar ist, dass es derzeit mehrere hundert Plätze zu wenig gibt.

„Die Stadt stimmt mit den Schulen derzeit ab, wo noch Kinder untergebracht werden können“, berichtet Muchtar Al-Ghusain, Schuldezernent der Stadt Essen. Ein Mittel, mit denen man die Überhänge in den vergangenen Jahren bereits in den Griff bekam, ist die Umwandlung von Fachräumen in Klassenräume. Auch Räume des Offenen Ganztags wurden und werden vormittags in reguläre Klassenzimmer umfunktioniert. Die Stadt bemühe sich nach Angaben Al Ghusains derzeit außerdem darum, weitere Container zu beschaffen, die als Provisorium dienen. Besonders eng, berichtet der Dezernent, sei derzeit die Lage im Stadtbezirk 3 (Altendorf, Frohnhausen, Holsterhausen, Schönebeck, Haarzopf und Margarethenhöhe).

Nicht jedes Kind kommt an seine Wunsch-Schule

Die Stadt ist rechtlich dazu verpflichtet, für jedes Kind einen Grundschulplatz bereitzustellen. Das bedeutet aber nicht, dass jedes Kind auch an der Schule einen Platz bekommt, an der es angemeldet wurde. Schon vor Wochen konstatierte die Verwaltung: „Wie auch in den Vorjahren ist davon auszugehen, dass nicht alle Erstklässler an dem Schulstandort aufgenommen werden können, an dem sie wunschgemäß angemeldet wurden.“

Voraussichtlich Anfang Dezember erhalten betroffene Eltern Bescheid, deren Kind abgelehnt wurde. Ihnen werden dann Alternativ-Standorte vorgeschlagen. „Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt“, so ein Sprecher der Verwaltung, „dass keine unzumutbaren Entfernungen zu alternativen Grundschulen entstanden sind.“

Erweiterungsbauten, die jetzt fertig werden, wurden schon vor Jahren geplant

Die Kriterien, die über eine Aufnahme entscheiden, sind rechtlich festgelegt: Bei Grundschulen mit konfessioneller Ausrichtung zählt die Konfession, des Weiteren gelten für alle Grundschulen unter anderem diese Faktoren: Ist schon ein Geschwisterkind an der Schule? Wie weit ist der Schulweg vom Wohnort entfernt? Gibt es ein ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen an der Schule?

Seit Jahren ist die Stadt mit der Schaffung von neuen Grundschulplätzen beschäftigt – zum Beispiel an der Andreas- und Sternschule in Rüttenscheid oder der Altfriedschule in Frintrop. Diese Maßnahmen wurden jedoch schon vor Jahren beschlossen. „Bei den jetzt notwendigen Maßnahmen“, sagt der Schulausschuss-Vorsitzende Andreas Kalipke, „muss es bedeutend schneller gehen“. Denn wie groß der Zuzug aus Krisenregionen noch wird, ist nicht abschätzbar: „Kein Mensch weiß, wie der Winter in Kiew wird.“