Essen-Bergerhausen. „Sport Töni“ in Bergerhausen macht Ende des Jahres dicht. Der Laden belieferte zahllose Fußballvereine im Essener Süden.

Nach rund 15 Jahren verabschiedet sich im Dezember das Geschäft „Sport Töni“ auf der Rellinghauser Straße. Von dem Aus sind nicht nur Kundinnen und Kunden im Stadtteil betroffen, sondern viele Sportvereine im gesamten Essener Süden.

„Sport Töni“ ist ein Fachgeschäft, wie es sie im gesamten Stadtgebiet nur noch selten gibt: Schlichte Neonröhren an der Decke, einfache Laden-Einrichtung, aber ein beispielloses Sortiment. Spezialisiert hat sich „Töni“ vor allem auf das, was Fußballvereine benötigen. Schuhe, Trainingsjacken, Sporttaschen in unterschiedlichen Größen. Schienbeinschoner, Fußbälle natürlich sowieso, Trikots in unendlicher Vielfalt. „Viele Clubs sind bei uns Stammkunden und haben entsprechend Prozente erhalten bei ihren Mannschafts-Bestellungen“, berichtet Inhaberin Sylvia Tönneßen. Und obwohl viele Clubs aus dem gesamten Essener Süden bei „Töni“ ihre Teams ausstatteten, betont die Geschäftsfrau: „Genau so wichtig sind und waren mir die Kundinnen und Kunden aus dem Stadtteil.“ Entsprechend groß ist und war auch das Sortiment für den Schulsport – die Hallenschuhe, der Turnbeutel, der Badeanzug.

„Man ist erst zufrieden, wenn die Kunden zufrieden sind“

„Die Jungs aus der Nachbarschaft, die hier ihre Bälle kauften, habe ich genau so ernst genommen wie die Erwachsenen, die nach Joggingschuhen geschaut haben“, sagt Sylvia Tönneßen. Überhaupt, Schuhe hätten den Großteil des Verkaufs ausgemacht, aber am Ende geht es nur in zweiter Linie ums Produkt: „Was man hier macht, ist viel mehr als Verkauf. Es ist eine Herzensangelegenheit, und man ist erst zufrieden, wenn der Kunde zufrieden ist“, sagt Sylvia Tönneßen.

Unterstützt von ihrem Ehemann, der heute aktiv im Jugendnachwuchs-Leistungszentrum von Rot-Weiss Essen aktiv ist, gründete sie das Geschäft – ihre drei gemeinsamen Söhne spielten auch Fußball, die Thematik war ihr also vertraut, und als gelernte Einzelhandelskauffrau wollte sie gern wieder aktiv werden. Ihre Ausbildung und viele Berufsjahre hatte Sylvia Tönneßen bei „Loosen“ auf der Kettwiger Straße absolviert, einem alteingesessenen Essener Textilgeschäft, heute der Sitz von „Peek und Cloppenburg“. „Ich habe das von der Pieke auf gelernt, das macht noch heute im Alltag den Unterschied.“

Den Einzelhandel von der Pieke auf gelernt bei „Loosen“

Es waren schon damals keine einfachen Zeiten mehr für den stationären Fachhandel: das Internet-Geschäft blühte schon, es gibt und gab alteingesessene Sportgeschäfte auch in den Stadtteilen. „Ohne Handelsverbünde ist es schwer“, räumt die Händlerin ein. Doch sie ging ihren Weg – dazu zählt auch, dass manche Idee wieder verworfen wurde. „Handball hab’ ich mal versucht, weil es vereinzelte Nachfragen gab, auch Tennis – aber das hat sich nicht durchgesetzt.“ Genau so stoppte sie irgendwann die Versuche, in den Online-Versand einzusteigen. Erstens lohnte sich der Aufwand nicht, und zweitens hat Sylvia Tönneßen festgestellt: „Das lag mir nicht. Ich will dem Kunden in die Augen schauen können.“

Jetzt macht „Sport Töni“ zum Jahresende Schluss, und selbst der Name des Geschäfts entstand auf dem Fußballplatz: „So wurde mein Mann von seinen Vereinskameraden immer genannt.“ Sylvia Tönneßen ist neulich 66 Jahre alt geworden, einen passenden Nachfolger, der das Geschäft weiter betreiben könnte, hat sie nicht gefunden. Mit einigem Bedauern hat sie deshalb beschlossen, die Türen für immer zu schließen – auch wenn, bei aller Freude auf den Ruhestand und die Zeit für die Enkel, eins klar ist: „Die Stammkunden werden mir schon fehlen.“