Essen. Essen hat einen langen Streit mit Düsseldorf verloren, OB Kufen bedauert das sehr: Die Landeshauptstadt sei „der maximal zweitbeste Standort“.
Das geplante Deutsche Foto-Institut soll endgültig nach Düsseldorf kommen, Essen hat das Nachsehen. Das bestätigte ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) am Freitag (11.11.) der Deutschen Presse-Agentur. Bundes- und Landesregierung hätten sich auf die Landeshauptstadt als Standort geeinigt.
In dem Institut sollen Nachlässe von Fotografen gesammelt, Forschung zu Restaurierung und Konservierung vorangetrieben sowie Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen organisiert werden. Sowohl Düsseldorf als auch Essen wollten das Projekt bei sich ansiedeln, in Essen war dafür das Welterbe Zollverein als Standort vorgesehen.
„Wir müssen feststellen, dass es uns offensichtlich nicht gelungen ist, die Mehrheit der Mitglieder des Haushaltsausschusses mit unseren guten fachlichen und sachlichen Argumenten für den Stadtort Essen zu überzeugen“, erklärte Oberbürgermeister Thomas Kufen. Düsseldorf ist laut Kufen „der maximal zweitbeste Standort“. Das hätten verschiedene Gutachten und Machbarkeitsstudien anerkannter Expertinnen und Experten deutlich nachgewiesen.
Als Ersatz steht die Förderung eines musikalischen Angebots auf Zollverein in Rede
Kufen hatte sich sehr lange intensiv für das Fotoinstitut eingesetzt: „Wir sind die Fotostadt in Deutschland, deshalb gehört das Zentrum nach Essen!“, so Kufen im September 2021. Nun wird es anders kommen, nicht zuletzt, weil namhafte Foto-Künstler wie Andreas Gursky intensiv für Düsseldorf trommelten. Wie die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtet, soll Essen nun „als Ersatz die Förderung eines musikalischen Angebots auf der Zeche Zollverein erhalten“.
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„Auch wenn das Fotoinstitut nicht in Essen angesiedelt wird, haben wir gleichwohl ein Interesse, dass das angedachte Fotoinstitut in Düsseldorf ein Erfolg wird – auch im Interesse unserer eigenen Arbeit“, ergänzt Kufen in seiner Erklärung versöhnlich. Die Stadt Essen werde sich auch in Zukunft für das Erbe und Kulturgut der Fotografie einsetzen.
Essen bleibe eine Stadt, in der das Thema Fotografie breit vertreten ist
Im Fokus stünden dabei weiterhin die unterschiedlichen Felder Kunst, Forschung und Lehre, Ausstellungen, Archiv und Restaurierung. Mit der Folkwang Universität der Künste, dem Historischen Archiv Krupp, dem Museum Folkwang und der Stiftung Ruhr Museum, die seit 2019 im Verbund das Zentrum für Fotografie Essen bilden, setze man weiter auf die Kooperation auch mit anderen Institutionen. Essen bleibe eine Stadt, in der das Thema Fotografie breit vertreten ist.
Enttäuscht vom Zuschlag für Düsseldorf zeigte sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer: „Als Essener Abgeordnete haben wir uns für die Ansiedlung auf Zollverein stark gemacht“, sagte Hauer, und auch eine von Monika Grütters, der ehemaligen Kulturbeauftragten der Bundesregierung, beauftragte Standort-Studie habe ausdrücklich Essen favorisiert. Vergeblich.
Der Grüne Bundestagsabgeordnete Kai Gehring äußerste sich ebenfalls „tief enttäuscht“ und spricht von einem bitteren Moment für die Stadt: „Es ist eine politische Entscheidung für die Landeshauptstadt mit ihrem zweitbesten Konzept, keine fachlich fundierte für Essen mit dem als besten begutachten Konzept.“
Bereits am Freitagmorgen (11.11.) hatte Birgit Beisheim, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Ruhrparlament, mitgeteilt: „Es ist schade, dass die Bedeutung und Qualität der Kunst- und Kulturschaffenden im Ruhrgebiet – trotz deutlicher Hinweise – von Land und Bund nicht erkannt wurden!“