Essen-Katernberg. In Essen gibt es jetzt den ersten offiziellen Parkplatz für Lastenräder auf Stadtgebiet. 499 weitere sollen bald folgen. Was das bedeutet.

Ein neues Verkehrszeichen ist in Essen angekommen: In Katernberg ist jetzt ein spezielles Schild für das Lastenrad-Parken zu finden. Am Maria-Weber-Weg steht das erste und bislang noch einzige Exemplar, viele weitere sollen in den kommenden Jahren folgen. Die Stadt Essen plant 500 Lastenrad-Parkplätze – so sieht es der Radentscheid vor.

Am Maria-Weber-Weg freuen sich die Anlieger über den neu geschaffenen Parkplatz speziell für Lastenräder – denn es gibt bereits fünf Lastenräder in der Nachbarschaft. Die werden zwar in der Regel in den Garagen der Einfamilienhäuser untergestellt, für Besuch aber sei der neue Parkplatz sinnvoll, finden die Nachbarn. Dennis Wegner, Gökhan Bulut, Peter Rokita und Marc Zietan fahren Lastenrad, zusätzlich kümmert sich Wegner um die Verleihung eines „Essener Lastenrads“ des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).

Erstes Schild für das Lastenrad-Parken steht in Essen-Katernberg

Der erste offiziell ausgeschilderte Lastenrad-Parkplatz befindet sich nun ausgerechnet in der Straße, in der der Grünenpolitiker und ADFC-Vorsitzende Zietan wohnt – das sei allerdings ein Zufall, sagt er. Im Zuge der Gespräche zum Ausbau des Maria-Weber-Wegs hätte die Nachbarschaft sich einen solchen Parkplatz gewünscht, das sei aber bereits einige Jahre her. Erst seit 2020 gibt es dafür in Deutschland das offizielle Verkehrsschild, das nun in Katernberg zu finden ist. Unter einem klassischen blau-weißen Parkplatzschild mit großem „P“ ist ein kleineres, schwarz-weißes Schild mit Lastenrad-Piktogramm angebracht.

Dieses Schild zeigt einen Parkplatz speziell für Lastenräder an. In Essen-Katernberg ist das erste Schild dieser Art im Einsatz, 499 weitere sollen folgen.
Dieses Schild zeigt einen Parkplatz speziell für Lastenräder an. In Essen-Katernberg ist das erste Schild dieser Art im Einsatz, 499 weitere sollen folgen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Das Schild kennzeichnet laut Straßenverkehrsordnung Flächen, die ausschließlich für das Abstellen von Lastenrädern reserviert sind. Doch es wird wohl kaum Konsequenzen haben, wenn jemand ein klassisches Fahrrad an einem der eigentlich für Lastenräder vorgesehenen Bügel anschließt. „Falschparken von Fahrrädern ist ordnungsrechtlich schwer durchsetzbar“, teilt Jacqueline Schröder, Pressereferentin der Stadt Essen, auf Nachfrage mit.

Fahrräder haben schließlich kein Kennzeichen und können nicht wie Autos einfach abgeschleppt werden. Die Stadt Essen sei bestrebt, neben den Lastenrad-Stellplätzen Abstellmöglichkeiten für andere Fahrzeuge wie Fahrräder, E-Scooter und Roller bereitzustellen, so Schröder. Das soll eine Fehlnutzung der Lastenrad-Bügel verhindern.

Lastenradfahrer wünschen sich besseres Radwege-Netz in Essen

Die überzeugten Lastenradfahrer vom Maria-Weber-Weg hoffen nun auf viele weitere Stellplätze, vor allem an stärker frequentierten Orten wie Supermärkten, Baumärkten, Getränkehandel und Co. Beantragt werden können solche Stellplätze nicht, der Radverkehrsbeauftragte Christian Wagener nimmt aber Standort-Vorschläge aus der Bevölkerung entgegen.

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Für das Lastenrad-Parken sollen in Essen auch bisherige Pkw-Stellplätze umfunktioniert werden – was wiederum Diskussionen auslösen könnte. Am Maria-Weber-Weg gab es keine Debatte. „Der Parkplatz war wenig kontrovers, weil hier auch kein Autostellplatz hinpasst“, sagt Wegner. Der Lastenrad-Parkplatz liegt auf einem kleinen Eck zwischen Fahrrad- und Pkw-Stellplätzen, das sonst womöglich eher ungenutzt bliebe.

Doch es komme vor allem auf Möglichkeiten zum Lastenradparken an, die an öffentlichen Orten wie Bildungs- und Freizeiteinrichtungen sowie Einkaufsstraßen entstünden. Solche Ziele steuern auch die Familien vom Maria-Weber-Weg regelmäßig an. Sie nutzen die Lastenräder – die bis auf das Leihrad alle über elektrische Unterstützung verfügen – zum Einkaufen und um die Kinder zu Kita oder Schule zu bringen. „Wir haben ein Auto abgeschafft – im Alltag fahre ich alle Strecken mit dem Lastenrad, auch bis Rüttenscheid“, sagt Rokita.

Wünschenswert seien für solche Strecken mehr gut ausgebaute Radwege auf Essener Stadtgebiet. Der Ausbau gehört genauso wie die Einrichtung von mehr Stellplätzen zu den Forderungen des Radentscheids. Bei einem Protestmarsch hatten Ende August hunderte Menschen für mehr Tempo beim Radwege-Ausbau in Essen demonstriert.