Essen. Die Initiative „Radentscheid Essen“ drängt die Stadt beim Ausbau des Radverkehrs zu mehr Tempo. Hunderte schlossen sich ihrem Protest an.

Mit einem Protestmarsch haben am Freitagnachmittag mehrere hundert Teilnehmer für den Bau von Radwegen demonstriert. Dazu aufgerufen hatte die Initiative „Radentscheid Essen“. Sie ist unzufrieden mit der Umsetzung des Bürgerbegehrens für den Ausbau des Radverkehrs, dem sich der Rat der Stadt auf den Tag genau vor zwei Jahren angeschlossen hatte. Von Politik und Stadtverwaltung fordert „Radentscheid Essen“ mehr Tempo.

Die Demonstrierenden gingen es gemächlich an. Sie gingen zu Fuß, ihre Fahrräder hatten sie zu Hause gelassen. Begründung: Es gebe schließlich nicht genügend Radwege.

Die Demonstration endete bewusst in Sichtweite des Amtes für Straßen und Verkehr

Auch Start und Ziel des Protestzuges waren bewusst gewählt worden: In der Grugahalle war der Rat der Stadt dem Bürgerbegehren im August 2020 beigetreten. Rund 25.000 Essenerinnen und Essener hatte das Begehren zuvor mit ihrer Unterschrift unterstützt. Die Demonstration endete am Hirschlandplatz, in Sichtweite des Amtes für Straßen und Verkehr, das für die Umsetzung der im Bürgerbegehren formulierten Ziele zuständig.

Über vier Kilometer zog sich der Demonstrationszug von der Grugahalle bis in die Innenstadt.
Über vier Kilometer zog sich der Demonstrationszug von der Grugahalle bis in die Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Von diesen Zielen sei die Stadt auch zwei Jahre nach dem Beitritt zum „Radentscheid Essen“ meilenweit entfernt, kritisieren die Initiatoren der Protestkundgebung. Es mangele „an der Umsetzungsqualität und am Umsetzungstempo“.

Fehlendes Personal in der Essener Stadtverwaltung dürfe kein Alibi sein

Die Stadtverwaltung hatte zur Ratssitzung am vergangenen Mittwoch eine eigene Zwischenbilanz vorgelegt. Und einen Zeitplan: Fahrt aufnehmen soll der Bau neuer Radwege ab 2024. Dann sollen alle Stellen, die eigens zur Umsetzung des Bürgerbegehrens geschaffen wurden, besetzt sein. Von 28 Stellen sind laut Verwaltung zehn vakant. Fehlendes Personal dürfe kein Alibi sein, heißt es dazu vonseiten des „Radentscheids Essen“.

Die Initiatoren der Protestkundgebung wollen den öffentlichen Druck weiter aufrechterhalten. Ihre Sorge: Der Ausbau des Radverkehrs könnte andernfalls verpuffen – trotz von der Stadt geplanter Investitionen in Höhe von 220 Millionen bis zum Jahr 2030.