ESSENER SÜDEN. Mehr Sprit, mehr Zeit: Warum ein Umweg von 13 Kilometern die Menschen im Essener Süden empört. Und was der Starkregen von 2021 damit zu tun hat.
Seit mehr als zwei Wochen ist die Hammer Straße zwischen der Velberter Straße und der Straße Hespertal in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Nun mehren sich die Beschwerden derer, die die ausgeschilderte Umleitung über Velbert nehmen müssen.
Warum überhaupt eine Sperrung mit Umleitung? Nadia Leihs vom Landesbetrieb Straßen.NRW erklärt die Hintergründe: „Während der Starkregenereignisse im Sommer 2021 wurden Böschung und Fahrbahn der Hammer Straße auf einer Länge von etwa zehn Metern beschädigt.“ Die Folgen: Der Hang ist abgerutscht, und dabei hat es Fahrbahnschäden gegeben. Deren Beseitigung, so Leihs, dauere voraussichtlich bis Ende November.
Sicherheitsabstände sind entscheidend
„Eine Vollsperrung ist notwendig, weil es sich hier um eine sehr schmale Straße handelt“, so die Sprecherin der Regionalniederlassung Ruhr. „Wir müssen gewisse Sicherheitsabstände einhalten. Das gilt zum einen für die Verkehrsteilnehmer, die genügend Platz benötigen, zum anderen aber auch für die Arbeiter, die sich nicht zu nah am Verkehr bewegen dürfen. Und: Je mehr Platz die Arbeiter haben, desto schneller werden die Arbeiten fertig.“
Für alle Verkehrsteilnehmer, die diesen Abschnitt der Hammer Straße regelmäßig nutzen, bringt die Sperrung jedoch Probleme mit sich. „Um zum Arzt, zur Apotheke, zum Supermarkt oder zur Schule zu kommen, muss man nun einen Umweg von 13 Kilometern über Velbert in Kauf nehmen. Das bedeutet 20 Minuten länger mit dem Auto fahren“, sagt dazu Christiane Friedrich und fügt ironisch hinzu: „Im Zeitalter der Klimarettung ist das natürlich sehr produktiv und bei dem Benzinpreis sehr erbaulich.“
Umleitung führt über Velbert
Tatsächlich ist die eingerichtete Umleitung sehr weiträumig, bestätigt auch Straßen.NRW. Sie führt über die Straßen Hespertal und Hefel, die Hefeler Straße, die Bismarck-, Friedrich-Ebert- und Werdener Straße, die Bergische Landstraße sowie die Heidhauser Straße und damit teilweise sogar über Velberter Stadtgebiet. Doch man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Wir haben gemeinsam mit der Stadt und den Verkehrsbetrieben sehr lange überlegt, welche Umleitung wir einrichten“, so Leihs. „Dabei müssen wir möglichst alle Bedürfnisse berücksichtigen.“
Die gemeinsamen Überlegungen hätten dazu geführt, dass man auch die Maasstraße und die Fischlaker Straße zwischen den Kreuzungen Pörtingsiepen und Fischlaker Höfe für den Durchgangsverkehr sperren musste, was wiederum Christiane Friedrich empört: „Alternative Strecken sind Anliegerstraßen oder führen direkt am See entlang, sind also nicht erlaubt. Und das alles, weil der umgeleitete 180er-Bus nicht Gefahr laufen soll, von einem entgegenkommenden Auto in den Graben gedrängt zu werden?“
Tatsächlich habe es auf der Maasstraße eine sehr enge Stelle gegeben, sagt Leihs. „In einer Fahrtrichtung dient die Straße dem Busverkehr als Umleitungsstrecke. Wenn sich dort ein Bus und ein Lkw begegnet wären, wäre es zu einer Gefahrensituation gekommen. Deshalb mussten wir die Maasstraße als Durchgangsstraße sperren. Wir müssen immer überlegen: Was ist verkehrssicher?“ Anwohner dürfen die Straße weiterhin nutzen. „Wir haben ihnen aber gesagt, sie müssen sehr vorsichtig fahren und dem Bus den Vorrang lassen.“
Interessen der Anwohner berücksichtigt
Anwohner Hans-Jürgen Koch wird aufgrund der Sperrung der Maasstraße allerdings vor ganz persönliche Probleme gestellt. Er wohnt in Kupferdreh und besucht regelmäßig seine kranke 88-jährige Mutter in Fischlaken. „Mindestens zwei Besuche am Tag sind erforderlich, um ihr das Leben zu erleichtern“, erzählt er. „Durch die Sperrung sind meine Frau und ich aber genötigt, die Umleitung über Velbert zu nehmen. Das ist ein Zeitverlust von mindestens einer Stunde täglich, und bei den momentanen Energiekosten auch eine nicht unerhebliche finanzielle Mehrbelastung.“
Seine Vermutung: Nicht die Verkehrslage habe zur Sperrung der Maasstraße geführt. „Mein Gefühl ist es, dass die Sperrung auf Grund von Einlassungen der Anwohner erfolgt ist, damit diese nicht durch das erhöhte Verkehrsaufkommen in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt werden.“ Die gefundene Lösung habe auch die Interessen der Anwohner berücksichtigt, bestätigt Leihs: „Wir bedauern alle Unannehmlichkeiten, die auftreten. Aber wir sind natürlich an das gebunden, was wir vor Ort vorfinden. Und wir müssen Verkehrsgefährdungen verhindern. Diese Umleitung war nun einmal die bestmögliche Lösung.“