Rüttenscheid. Die geplante Sperrung der Walpurgisstraße in Essen-Rüttenscheid hatte großen Protest ausgelöst. Nun steht fest: Sie wird nicht umgesetzt.
Im Bereich Walpurgisstraße/Ecke Roswithastraße wird es keine Durchfahrtssperrung geben. Das teilte die Stadt Essen mit. Damit sind Pläne vom Tisch, die sowohl bei Anwohnerinnen und Anwohnern als parteiübergreifend bei Politikerinnen und Politikern auf großen Widerstand gestoßen waren.
Zum Hintergrund: Im Jahr 2016 hatte sich der damalige Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung dafür ausgesprochen, die Walpurgisstraße/Ecke Roswithastraße zu sperren. Grund dafür war das Ergebnis einer Verkehrsuntersuchung, die 2015/2016 in Zusammenhang mit geplanten Bebauungsplänen und Baugesuchen in Rüttenscheid in Auftrag gegeben worden war.
Die Untersuchung sollte mögliche Auswirkungen der Baupläne im Stadtteil auf den Verkehr ermitteln. Ergebnis: Der Ecke Paulinenstraße/Franziskastraße drohe ein Verkehrskollaps. Um das zu verhindern, solle die Walpurgisstraße als Verbindung zwischen der jeweils stark befahrenen Wittekind- und Wittenbergstraße unterbrochen werden.
Essener Geschäftsleute sorgten sich um Kundschaft
Den Beschluss erhielt die zuständige Bezirksvertretung II damals zur Kenntnis. Doch als die Verwaltung 2021 darüber informierte, dass es nun an die Umsetzung gehe, formierte sich Protest. Gewerbetreibende fürchteten um ihr Geschäft, sollten sie weniger gut mit dem Auto zu erreichen sein. „Wenn die Sperrung so kommt, wie die Stadt das will, dann bleibt ein erheblicher Teil meiner Kunden aus“, sagte zum Beispiel Lars Selmaier, Chef des Sanitätshauses Lang.
Die Feuerwehr indes sorgte sich, dass wertvolle Zeit verloren gehen könnte, wenn die Rettungskräfte Umwege fahren müssten – zum Beispiel bei Einsätzen im Seniorenheim an der Paulinenstraße. Denn wenn die Helfer von der Wache an der Manfredstraße zum Heim gerufen würden, hätten sie nicht mehr wie bislang über die Wittekindstraße fahren, sondern die Wittenbergstraße nutzen und dort zudem auch noch wenden müssen.
Bezirksvertreterinnen und -vertreter des Stadtteilparlamentes wendeten sich schließlich mit einem gemeinsamen Antrag an die Verwaltung. Die damaligen Fraktionen von CDU, SPD, Grünen sowie FDP und EBB unterzeichneten alle das Papier, in dem sie die Stadt aufforderten, die Sperrung nicht umzusetzen. Als zusätzliches Argument führten sie an, dass die Sperre auch für die Anwohnerinnen und Anwohner einen erheblichen Umweg bedeute, um zur eigenen Wohnung zu kommen. Nun ist die Stadt Essen zurückgerudert. In seiner Sitzung Ende September wurde der Ausschuss für Verkehr und Mobilität darüber informiert, dass die Sperrung „aufgrund von mittlerweile geänderter Bedingungen vor Ort“ tatsächlich nicht umgesetzt werden soll.
Stadt Essen: Auswirkungen der Pandemie auf das Verkehrsverhalten unklar
Zu diesen geänderten Bedingungen gehören demnach die Errichtung der beiden Fahrradstraßenachsen A und B. Außerdem, so die Stadt, sei noch nicht ermittelt, wie sich die Corona-Pandemie langfristig auf das Verkehrsverhalten, die Wahl der Verkehrsmittel und die Verkehrsmenge in den Spitzenzeiten auswirken wird.
Die Stadt stellt allerdings in einer Mitteilung klar: „Auch wenn seitens der Verwaltung aktuell kein Bedarf an der Umsetzung des damaligen Beschlusses gesehen wird, wird die Verkehrssituation an der Kreuzung Franziskastraße/Paulinenstraße/Müller-Breslauer-Straße auch künftig weiter beobachtet.“