Essen-Kettwig. Die Stadtteilbücherei in Esse-Kettwig will ein Ort des Austauschs für die Menschen werden. Was die neue Leiterin Kerstin Wagner noch alles plant.
Die Kettwiger Stadtteilbibliothek kann sich sehen lassen: Bei einer Bestandsgröße von gut 16.000 Medien werden durchschnittlich 8000 Medien pro Monat ausgeliehen. Viele Stammkundinnen und -kunden sind unter den 1900 registrierten Nutzerinnen und Nutzern, hat Kerstin Wagner erfreut festgestellt. Seit März 2022 leitet sie die städtische Einrichtung.
„Die Kettwiger lesen viel und gern“, sagt die 54-Jährige. „Wir möchten aber bei der jungen Leserschaft noch ein wenig präsenter werden“, hat sich die neue Leiterin für die Zukunft vorgenommen. Kontakte zu den Schulen im Stadtteil habe sie bereits im Rahmen des Sommerleseclubs geknüpft. In den nächsten Monaten sollen Programme und Konzepte gemeinsam mit dem Förderkreis der Stadtteilbibliothek entstehen, „denn das geht ja nicht von heute auf morgen.“
Bilderbuchkino ist künftig für die Jüngsten geplant
Geplant sei beispielsweise ein Bilderbuchkino für die Jüngsten sowie eine veränderte Präsentation der Medien. Auch sollen Anreize geschaffen werden, damit Jugendliche sich in der Bücherei zur Gruppenarbeit treffen können. „Wobei die räumlichen Möglichkeiten natürlich begrenzt sind“, sagt Kerstin Wagner mit Hinweis auf die Räumlichkeit am Kringsgat.
Doch auch der Kettwiger Standort soll in der Familie der Essener Stadtteilbibliotheken zum „Dritten Ort“ werden: Nicht nur Medien soll man hier ausleihen, sondern Menschen treffen, sich austauschen, Neues entdecken. Das sei im Stadtbücherei-Workshop vor Ort noch einmal deutlich geworden, resümiert Kerstin Wagner.
Selbstverbuchungssystem wird demnächst eingeführt
Technisch wird es auch eine Neuerung geben, die in der Zentralbibliothek bereits seit längerem Usus ist: das Selbstverbuchungssystem. „Dadurch haben wir mehr zeit, uns um Kundenwünsche und andere Aufgaben zu kümmern“, sagt Kerstin Wagner.
Die Diplom-Bibliothekarin hat in der Essener Zentralbibliothek seit 1991 diverse Abteilungen und Stationen kennengelernt, war zuletzt Teamleiterin. Aus dem Fachbuch-Bereich kommend biete sich mit der Leitung einer Stadtteilbibliothek nun ein ganz neuer Blickwinkel, sagt sie. Ein Wechsel, den sie jedoch ganz bewusst vollzogen habe.
Bibliotheken werden zu „Dritten Orten“
Welche Angebote wünschen Bürgerinnen und Bürger in der Stadtteilbibliothek? Wie kann sie zu einem Treffpunkt im Stadtteil werden? Wie sollten die Räume gestaltet werden, um sich darin wohlzufühlen? Diese und viele weitere Fragen werden in Workshops der Stadtbibliothek angesprochen.
Hintergrund der Workshops ist, dass die Stadtbibliothek Essen sich für die Zukunft neu aufstellen möchte. Bibliotheken sollen für jeden und jede ein moderner Ort sein, an dem man nicht nur verschiedenste Medien ausleihen und nutzen kann, sondern sich auch gerne länger aufhält, um sich auszutauschen.
Bibliotheken werden damit neben „Zuhause“ und „Arbeitsplatz/Schule“ zu „Dritten Orten“. Dazu muss die Stadtbibliothek ihr Angebot anpassen. Bis Ende 2023 soll die Grundlage für die inhaltlich-konzeptionelle Neuausrichtung gelegt werden.
Der „Außenposten“ Kettwig biete Herausforderungen anderer Natur. „Der Kontakt zu den einzelnen Leserinnen und Lesern ist viel intensiver. Man ist halt Ansprechpartner, nicht nur was Literatur betrifft“, erklärt Wagner. Ein Umstand, den sie als sehr bereichernd empfindet.
Unterstützung erhält sie von Tillmann Schroeder, 28, der seit August im Kettwiger Büchereiteam dabei ist. Er bringt Erfahrungen aus der Gelsenkirchener Bücherei sowie der Hochschule West (Mülheim/Bottrop) mit.
Förderkreis ist mit Bücherwagen in der Einrichtung präsent
Zwar im Hintergrund, aber immer mit im Boot bei der Arbeit am und für den Nutzer/die Nutzerin sitzt der Förderkreis der Stadtteilbücherei. An jedem Öffnungstag ist dieser zwar nicht in persona, aber durch den Bücherwagen präsent. Die Altbuchabgabe für einen Euro pro Stück, die seit Beginn der Corona-Pandemie auf diesem Wege läuft, habe sich als sehr praktisch erwiesen, bericht Vereinsvorsitzender Erich Schmidt-Dransfeld.
Es seien seitens des Vereins wieder einige Lesungen und Aktionen in der Planung, erläutert Schmidt-Dransfeld. Wobei sich die städtische Jugendeinrichtung „Eckhaus“ an der Schulstraße als guter Kooperationspartner erwiesen habe. Eine Zusammenarbeit, die sich Kerstin Wagner auch für Veranstaltungen der Bücherei gut vorstellen kann.