Essen-Katernberg. Die Stadt Essen konnte in diesem Jahr nur halb so viele Kitaplätze schaffen wie geplant. In Katernberg gibt es jetzt aber eine neue Einrichtung.
Preissteigerungen und Lieferengpässe im Baubereich sorgen auch für Verzögerungen beim Ausbau der Kindertagesstätten. Deshalb können nach Angaben der Stadt für das Kita-Jahr 2022/2023 voraussichtlich nur 561 neue Kita-Plätze geschaffen werden. Geplant waren 1111 Plätze. In Katernberg gibt es jetzt den Tropfen auf den heißen Stein mit 63 Betreuungsplätzen in der neuen Kita am Pestalozziweg.
Gebäude für neue Kita in Katernberg in den 50er Jahren errichtet
Das denkmalgeschützte Pestalozzidorf „Im Grund“ der Zeche Zollverein wurde in den 1950er Jahren errichtet. Das Gebäude beherbergte früher eine Begegnungsstätte, stand aber lange leer. Nun tollen lebhafte Kinder durch die Flure. Sie bemalen Steine oder lassen sich schminken als Kätzchen oder Batman. Eine Führung durchs Haus sorgt für Staunen. Eltern, Großeltern und Nachbarn sind doch überrascht, wie heutzutage eine Kita ausschauen kann. Das hat nichts mehr vom altbackenen Charme einstiger Kindergärten. Der private Betreiber Kitarino wirbt dann auch mit „Wohlfühlräumen“ für Kinder, Eltern und das Personal.
Christian Sommer leitet das 15-köpfige Team. Der Altenessener lernte Erzieher bei der Stadt Essen, war in der Awo-Kita Krablerstraße tätig, machte seinen Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen. Nun hat der 30-Jährige die neue Aufgabe in Katernberg übernommen. Die Eingewöhnung für alle laufe sehr gut, in zwei Monaten habe sich schon vieles eingespielt.
Das Herzstück der Kita bildet ein großzügiger Spielflur. Auf „sprechenden Wänden“ mit Whiteboards werden die Aktivitäten der Woche festgehalten. Das lässt in den Kita-Alltag blicken, ergänzt durch Fotos und Videos. Mithilfe der Rino-Eltern-App ist man immer auf neuestem Stand. Ein Aufzug erleichtert Kindern mit körperlicher Beeinträchtigung und auch Eltern mit Kinderwagen den Zugang zum ersten Stockwerk. Dort steht ein gemütlich eingerichtetes Elterncafé für pädagogische Gespräche bereit. Der sich ums Gebäude herumziehende, 800 Quadratmeter große Außenbereich ist noch nicht fertig, aber man erkennt schon die Bobbycar-Rennstrecke und die Flächen für Spiel- und Klettergeräte.
Vegetarisches Mittagessen in Essener Kita
Das Essen wird von einem Caterer geliefert, mit hohem Bio-Anteil. Jeden Tag gibt es auch ein vegetarisches Mittagessen am Pestalozziweg. Salate und Rohkost werden vor Ort frisch zubereitet. Hier werde teiloffen gearbeitet, so die Pädagogische Fachberaterin Frederieke Stehle: „Die Kinder haben Basisgruppen fürs morgendliche Ankommen, für Essen, Aktivitäten und Ruhezeiten. Sie können aber zwischendurch auch andere Gruppen besuchen. Für Projekte und Angebote stehen ihnen alle Funktionsräume bereit.“ Kunst- und Forscherraum sollen kindliche Kreativität wachsen lassen, in der Kinderküche kann fleißig gekocht werden.
Kitarino-Geschäftsführer Patrick Smague ist ganz verliebt in die neue Kita: „Das Haus ist mein Lieblingsobjekt geworden. Die Architekten haben richtig tolle Lösungen gefunden.“ Das Essener Architekturbüro Eickelkamp + Rebbelmund habe die behutsame Sanierung mit Blick für Details realisiert. So blieben Hingucker wie der originale Fliesenboden im Eingangsbereich erhalten, wie auch die Treppe, Fensterbänke und ein alter Fensterflügel. Der historischen Hülle wurde eine moderne und nachhaltige Gestaltung angepasst, die hell und warm wirkt. Der große lichtdurchflutete Bewegungs- und Mehrzweckraum wurde in einem eigenständigen Anbau untergebracht, der das Bestandsgebäude ergänzt.
Weitere Kitas geplant
Kitarino will sich in Essen verstärkt einbringen. Für den Standort habe man sich entschieden, da hier so viele Betreuungsplätze fehlen. Auch sei Bauland noch bezahlbar, sagt Geschäftsführer Patrick Smague.
Im Sommer 2023 sollen Kitas an der Asbeckstraße (86 Plätze) und an der Frillendorfer Straße (73 Plätze) folgen. Hierfür werden eine frühere Produktionsstätte und ein ehemaliges Geschäftshaus umgestaltet.
2024 soll dann der fünfte Essener Standort an der Viktoriastraße in Katernberg bezugsfertig sein. Hier wird eine sanierungsbedürftige Villa um- und ausgebaut.
Julian Akdemir als Operativer Geschäftsleiter von Kitarino: „Das macht den Charme diese Hauses aus, dass vieles so belassen wurde. Wir wollten alte Ressourcen nutzen im Sinne einer Nachhaltigkeit.“ Er sei überzeugt davon, dass „Wohlfühlräume“ dabei helfen, dass Kinder aufblühen und sich geborgen fühlen, dass Eltern ein gutes Gefühl haben und dass das pädagogische Team seine Qualifikationen mit voller Kraft einsetzen kann.
Kita-Leiter Christian Sommer lächelt: „Bei unserem ersten Elternabend haben wir ein Feedback eingeholt und positive Resonanz bekommen. Das macht Mut. Die Eltern sollen sich und ihre Ideen einbringen. Wir sehen uns da als Partner auf Augenhöhe.“