Essen-Rüttenscheid. In Essen-Rüttenscheid eröffnet Bäcker Peter ein neues Geschäft, in dem es ausschließlich Waren vom Vortag gibt. Was hinter dem Konzept steckt.

  • Wo sich in Essen-Rüttenscheid früher eine Filiale der Bäckerei Lindner befand, eröffnet Bäcker Peter am 18. Oktober ein neues Geschäft: die „Zweite Liebe“.
  • Dort soll es ausschließlich Backwaren vom Vortag zum halben Preis geben – zum Beispiel Brot, Brötchen und Teilchen.
  • Laut Juniorchef Sebastian Peter ist die neue Filiale Ergebnis von Überlegungen, wie man den Betrieb noch nachhaltiger gestalten könnte.

Die Bäckereibranche ächzt unter stark gestiegen Preisen für Energie und Rohstoffe, auch Personalmangel macht den Bäckerinnen und Bäckern zu schaffen. In genau dieser Zeit eröffnet Bäcker Peter eine neue Filiale. Die Besonderheit: Frische Brötchen kann man dort nicht kaufen. In der „Zweiten Liebe“ – so soll das neue Geschäft heißen – werden ausschließlich Produkte vom Vortag angeboten, für die man nur den halben Preis zahlt. Die Eröffnung ist für Dienstag, 18. Oktober, geplant.

Die „Zweite Liebe“ zieht an die Rüttenscheider Straße 46, wo sich zuvor eine leerstehende Filiale der insolventen Bäckerei Lindner befand. „Optisch wird sie sich ein wenig von den anderen Filialen unterscheiden“, kündigt Sebastian Peter (32) an, der mit seinen Geschwistern Louisa Peter (26) und Alexander Peter (30) die nächste Generation des Essener Familienunternehmens bildet und einen großen Teil des operativen Geschäfts übernimmt. So wird das Bäcker-Peter-Logo bleiben, statt dem gewohnten Knallorange sollen aber Naturtöne wie grün, beige und braun vorherrschen.

Essener Bäcker Peter: Zehn bis zwölf Prozent der Waren bleiben am Tag übrig

Wegen der gestiegenen Preise in nahezu allen Bereichen haben viele Menschen derzeit weniger Geld in der Tasche. Betriebe fürchten deshalb, dass Brötchen und Brot vom Bäcker zum Luxusgut werden. Das sei allerdings nicht der Grund für die neue Filiale mit vergünstigten Preisen, erklärt Sebastian Peter: „Anfang des Jahres habe ich einen Nachhaltigkeitsbericht für das Unternehmen erstellt. In diesem Zusammenhang haben wir uns gefragt, was wir noch verbessern könnten.“ Waren vom Vortag habe es bei Bäcker Peter schon früher gegeben. So sei man auf die Idee gekommen, das Konzept wieder aufleben zu lassen und habe die Umsetzung bereits seit einem halben Jahr geplant.

Denn viele Produkte ließen sich auch noch am zweiten Tag gut essen. „Dazu gehören zum Beispiel Brot, Körnerbrötchen oder Teilchen wie Rosinenschnecken und Berliner“, sagt Peter. Mit den „normalen“ Weizenbrötchen funktioniere das Konzept allerdings nicht, genauso wenig wie mit allen Backwaren, in denen Sahne enthalten ist. Etwa zehn bis zwölf Prozent der Waren bleiben laut Peter am Ende eines Tages in den über 30 Essener Filialen normalerweise übrig.

Aktuell gehen nicht verkaufte Produkte an Bauern und Essener Organisationen

Diese werden dann künftig erst zurück in die Zentrale gebracht und dort daraufhin überprüft, ob sie noch für den Verkauf am zweiten Tag geeignet sind. Für ein Produkt, dass vorher einen Euro gekostet hat, zahlt man in der „Zweiten Liebe“ nur noch 50 Cent plus 5 Cent, die als Spenden für Essener Nachhaltigkeitsprojekte aufgeschlagen werden.

Aktuell gehen nicht verkaufte Produkte entweder an einen Bauern aus Bottrop, der sie als Schweinefutter verwendet, oder an verschiedene Essener Organisationen wie die Tafel oder die Suchthilfe. „Das wird auch beibehalten“, betont Sebastian Peter. Mit der neuen Filiale schaffe man nur einen zusätzlichen Kanal. Altes Brot wird bei Bäcker Peter außerdem noch für die Herstellung von Sauerteig verwendet.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neue Filiale werden noch gesucht. Bei Interesse kann man sich per E-Mail unter info@baecker-peter.de melden. Geschäftsführer Klaus Peter, Sebastian Peters Vater, hatte noch vor kurzem angekündigt, fünf Filialen wegen Personalmangel schon nachmittags schließen zu müssen. Sebastian Peter hofft, dass die Angestelltensuche für die „Zweite Liebe“ einfacher wird, weil die Betriebszeiten dort kürzer sind. So muss das Personal zum Beispiel morgens erst um 9 Uhr kommen.

Die „Zweite Liebe“ (Rüttenscheider Straße 46) wird von dienstags bis samstags von 10 bis bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet sein. Sonntags und montags bleibt sie geschlossen.