Essen-Schönebeck. Der Pächter der „Schönebecker Schweiz“ musste nach nur einem Jahr aufgeben. So soll es mit dem Essener Restaurant jetzt weitergehen.
Die „Schönebecker Schweiz“, das Restaurant, dessen Schild seit etwas mehr als einem Jahr das zusätzliche Attribut „Bei Rudi“ trug, ist geschlossen. Aus wirtschaftlichen Gründen musste Pächter Rudi Raheema Ende August aufgeben. Der Gastronom hatte das traditionsreiche Lokal erst im Juni 2021 übernommen und seinen Gästen vor allem mediterrane Küche, aber auch Deftiges wie Schnitzel und Burger geboten. Nun ist der Gasthof geschlossen.
Geburtstage, Kegelabende, Hochzeiten in der „Schönebecker Schweiz“
Norbert Dieckmann, dem das Haus mit seinem Bruder Thomas gehört, ist derzeit also wieder auf der Suche nach einem neuen Pächter. Es habe bereits einen passenden Nachfolger gegeben, doch der musste aus Krankheitsgründen dann doch absagen. Sollte sich kein neuer Betreiber finden, schließt Dieckmann nicht aus, dass das Gebäude abgerissen wird, um Platz für „etwas Neues“ zu schaffen. Doch daran denke er im Moment nicht. „Für mich ist es ein Bedürfnis, diesen zentralen Punkt in Schönebeck zu erhalten“, so Dieckmann.
Dies auch aufgrund der Geschichte des Hauses. Denn immerhin steuert es allmählich auf seinen 100. Geburtstag zu. Dieckmanns Eltern hatten das Restaurant bereits von den Großeltern übernommen und über Jahrzehnte betrieben. Unter Führung der Familie erlebte es in den 50er- bis 70er-Jahren seine Blütezeit. Der Schönebecker erinnert sich an große Veranstaltungen, an Hochzeiten, runde Geburtstage und gemütliche Kegelabende. „Das war noch die Zeit, in der die Bergleute nach ihrer Schicht direkt an die Theke kamen“, so Dieckmann. Nicht zu vergessen, „dass hier früher auf dem Saal mal ein Fernseher stand und die Leute kamen, um fernzusehen“.
Mehrere Pächterwechsel in „Schönebecker Schweiz“
In den folgenden Jahrzehnten gab es dann so einige Pächterwechsel. Immerhin zehn Jahre, von 2007 bis 2017, waren Roswitha und Karl Schirmacher das Gastgeber-Paar in der „Schönebecker Schweiz“, mit einem gewagten Spagat zwischen gutbürgerlicher Küche und französischer Haute Cusine, zwischen provenzalischer Zwiebelsuppe und Zürcher Geschnetzeltem. Als die Schirmachers in Rente gingen, folgte Sandro Somigli, der zuvor schon über sieben Jahre das Restaurant geführt hatte. „Sandro war toll“, erinnert sich Dieckmann. „Er konnte kochen und wunderbar mit den Gästen umgehen.“ Doch trotz Bemühungen von allen Seiten überstand Somigli die Corona-Krise nicht.
In welche kulinarische Richtung es in Zukunft gehen soll – da zeigt sich Dieckmann offen, will erst einmal abwarten, welche Möglichkeiten sich auftun. „Mediterran wäre schön, egal ob italienisch oder vom Balkan. Es kann auch gut bürgerliche deutsche Küche sein. Wichtig ist vor allem, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Vielleicht ein Paar, das gute Küche bietet und mit den Gästen umgehen kann.“ Schließlich sei Mundpropaganda in der Gastronomie besonders wichtig.
„Schönebecker Schweiz“: Mischung aus kulinarischen Genüssen und uriger Stammkneipe
Das Angebot dürfe nicht „überkandidelt“ sein, müsse in die Nachbarschaft passen. Eine Mischung aus kulinarischen Genüssen und uriger Stammkneipe. Dieckmann: „Am liebsten ein Laden, wo man abends auch mal gerne an die Theke geht.“ Ganz in der Tradition der „Schönebecker Schweiz“.