Essen. Per Umfrage haben die Essenerinnen und Essener ihre Innenstadt bewertet – fast 10.000 haben mitgemacht. Besonders gut kommt die City nicht weg.
Die Essenerinnen und Essener stellen ihrer Innenstadt kein gutes Zeugnis aus. Nach Schulnoten gab es nur ein schwaches Ergebnis von 4,3 – gerade mal ausreichend mit klarer Tendenz zu mangelhaft. Insgesamt haben fast 10.000 Menschen die City nach unterschiedlichen Kriterien bewertet – im Rahmen einer Umfrage unserer Redaktion.
Das Gesamtergebnis ist deutlich und offenbart schmerzlich, dass die Innenstadt in ihrem aktuellen Zustand wohl nur von wenigen wirklich gemocht wird. Gleichwohl lässt sich die fast fünfstellige Teilnehmerzahl mit gutem Willen so interpretieren, dass das Stadtzentrum den Bürgerinnen und Bürgern am Herzen liegt – trotz alledem.
Innenstadt Essen: So bewerten die Menschen die Innenstadt
Besonders auffällig bei der Durchsicht der Rückmeldungen: Die Bürger vermissen in den Straßen und Plätzen der Innenstadt ganz offensichtlich Aufenthaltsqualität, die sie im Durchschnitt nur mit einer 4,5 bewerten. Daraus lässt sich schließen: Lange möchten sich die Essener nicht in ihrer Innenstadt aufhalten, sobald die geplanten Erledigungen beendet sind, geht es rasch heim. Dafür spricht ihre Bewertung der Verweilmöglichkeiten, die sie im Schnitt nur mit einer 4,6 benoten.
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Schmerzlich vermissen viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Innenstadt-Umfrage Cafés, Bars und Restaurants, die auch abends geöffnet haben. Außengastronomie ist ein Schlagwort, das in ganz vielen Rückmeldungen fällt. Tatsächlich gibt es zwar durchaus viele Gelegenheiten, draußen zu sitzen – etwa auf dem Kennedyplatz –, doch offenbar werden andere gewünscht. Zwei Äußerungen stehen dafür exemplarisch: „Back to the roots – weg von der Systemgastronomie, ansprechende Aufenthaltsflächen mit Sitzgelegenheiten“, schreibt ein Umfrageteilnehmer. „Gemütliche kleine Gastronomie und nette Plätze, an denen man sich gerne aufhält und verweilen kann“, vermisst ein anderer.
Ungebrochene Sehnsucht nach Gastronomien wie dem Café Overbeck
Ein konkreter Name findet sich interessanterweise immer wieder in den Rückmeldungen: das Café Overbeck. Ende 2014 hatte der Traditionsbetrieb nach 82 Jahren schließen müssen. Diese Art individueller Gastronomie mit gemütlichen Sitzmöglichkeiten auf der Kettwiger Straße vermissen viele.
Vermisst werden aber nicht nur Sitzgelegenheiten, die zu Gastronomien gehören. Oft wurde geäußert, dass Bänke zum Ausruhen fehlen, und immerhin ist in diesem Punkt in der Zwischenzeit etwas geschehen. Unsere Redaktion hatte die Essenerinnen und Essener im April dazu aufgerufen, einen Fragebogen auszufüllen, im August meldete die Stadtverwaltung, dass 27 neue Sitzbänke in der City installiert werden, um insbesondere Älteren entgegenzukommen. Es entbrannte aber eine stadtweite Debatte darüber, ob die dort angebrachten Mittellehnen obdachlosenfeindlich sind, weil sie nicht so gut zum Hinlegen geeignet sind.
Als besonders störend empfinden die Menschen die in ihren Augen vielen „Billig-“ und „1-Euro-Läden“. Immer wieder ist in den Rückmeldungen der Wunsch nach „hochwertigeren“ Geschäften zu lesen. Nicht selten haben die Teilnehmer davon geschrieben, dass die „alte Einkaufsstadt“ doch wieder hergestellt gehört.
Innenstadt-Umfrage Essen: Weitere Kategorien wurden bewertet
Wie war das Vorgehen bei der Innenstadt-Umfrage? Unsere Redaktion hatte die Essener im April dazu aufgerufen, einen Fragebogen auszufüllen. Neben der Gesamtnote und den Kategorien „Aufenthaltsqualität“ und „Verweilmöglichkeiten“ (s.o.) haben wir die Menschen in weiteren Kategorien Schulnoten vergeben lassen – darunter unter anderem „Gastronomisches Angebot“, „Sicherheit“ sowie die „Erreichbarkeit per ÖPNV, Auto oder Fahrrad“ und „Sauberkeit“. In Freifeldern konnten sie weitere Gedanken, Anregungen und Ideen aufschreiben.
Über die weiteren Ergebnisse werden wir detaillierter in der kommenden Woche berichten.
>>> INFO: 9610 haben mitgemacht
Insgesamt wurden 9610 Fragebögen im April von unseren Leserinnen und Lesern vollständig ausgefüllt. Die Teilnahme war sowohl auf dem Postweg als auch im Internet möglich. So war die Altersverteilung:
- 29 Jahre und jünger: 1041
- 30 bis 39 Jahre: 1796
- 40 bis 49 Jahre: 1624
- 50 bis 59 Jahre: 2167
- 60 bis 69 Jahre: 1751
- 70 Jahre und älter: 1090
- keine Angabe: 141