Essen-Holsterhausen. Essens jüngste Gesamtschule hat Geburtstag gefeiert. Als einzige Gesamtschule in NRW macht sie bei einem großen Musik-Projekt mit.
Als einzige Gesamtschule in NRW nimmt die Gesamtschule Holsterhausen an einem neuen Schulversuch des Landes teil. Wobei „Schulversuch“ so provisorisch klingt, dabei geht es um handfeste, musische Bildung, von der mehrere Generationen profitieren sollen.
Die Gesamtschule Holsterhausen ist als jüngste Gesamtschule im Stadtgebiet neulich 25 Jahre alt geworden; das Jubiläum wurde mit einem großen Schulfest gefeiert, und gegen alle Tradition richtete man das Fest nicht am Hauptstandort Böcklinstraße, sondern im und am Gebäude an der Keplerstraße aus; dort gehen die unteren Jahrgangsstufen hin. „Das war eine gute Entscheidung“, sagt Schulleiter Frank Witzke.
Mehrere Merkmale der Schule sollten zukunftsweisend sein
Essens jüngste Gesamtschule ging 1997 an den Start; mit einigen wegweisenden und sehr fortschrittlichen Ansätzen. So gab es von Anfang an den so genannten „Gemeinsamen Unterricht“, der erst knapp 20 Jahre später als „Inklusion“ flächendeckend in den meisten Schulen Einzug hielt. Der Selbstverpflichtung als so genannte „Agenda-Schule“, ihr Konzept und den Unterricht an den Werten der „Agenda 21“ der Vereinten Nationen (UN) auszurichten, kommt die Gesamtschule Holsterhausen bis heute nach – kaum eine andere Schule schärfte ihr Profil mit so zahlreichen Umwelt- und Ökoprojekten wie Holsterhausen. Konstituierend für die Schule war auch die Einrichtung einer Musikklasse pro Jahrgang, in der gezielt Instrumente erlernt werden.
Dieses Musikprofil hat die Gesamtschule Holsterhausen jetzt erfolgreich ausgebaut. Ihr - wie auch dem Gymnasium Essen-Werden, das ebenfalls über ein etabliertes Musikprofil verfügt – ist die Teilnahme am Schulversuch „NRW-Musikprofil-Schulen“ gelungen, für mindestens sechs Jahre. Das Besondere: Musikalisch begabte und interessierte Kinder können – wie zuvor – entscheiden, ob sie die Musikklasse des Jahrgangs besuchen. Neu ist: Die Bedingungen werden besser; es gibt mehr Musikunterricht, und die Schule erhält bessere Möglichkeiten, die musikalisch begabten Kinder zu fördern – zum Beispiel mit Fortbildungen und Mitteln für Projektarbeit. Im Zentrum der Musikklasse steht auch der Unterricht, der von Lehrerinnen und Lehrern der Folkwang-Musikschule (FMS) erteilt wird.
Am Anfang steht eine Talent-Sichtung
„Um in der Musikklasse mitzumachen, muss man noch kein Instrument spielen“, betont Musiklehrer Christian Schroer. Die besondere Begabung der Kinder werde durch einen Test ermittelt – darin geht es um Rhythmus- und Klanggefühl; die Fähigkeit, musikalische Feinheiten herauszuhören – und um den Einsatz musikalischer Fantasie. „Eine Aufgabe ist zum Beispiel, eine Gedicht oder eine Geschichte zu vertonen“, erläutert Schroer.
Schroer unterrichtet in Holsterhausen die 6e, die Musikklasse des sechsten Jahrgangs; sie war die erste, die von der Teilnahme der Schule am NRW-Landesprogramm profitiert. Jedes Kind muss sich eingangs für ein Instrument entscheiden, das es dann zu erlernen gilt: Posaune, Gitarre, Trompete, Klarinette, Saxophon, Bass oder Schlagzeug. Verpflichtend ist die Teilnahme an Chor, Orchestern oder Bands. „Das gemeinsame Musizieren“, sagt Schroer, „macht unglaublich viel Spaß“. Fast noch wichtiger: Es fördere massiv den Zusammenhalt und die Gemeinschaft in einer Klasse.
Die Schule will die neuen Möglichkeiten nutzen, um langfristig das Fach Musik auch im Abi anbieten zu können. Das ist aber, wenn man so will, noch Zukunftsmusik.