Essen. 500 junge Sänger treffen sich in Essen zum Chorfest: Konzert in der Philharmonie zeugt von der hohen Qualität der Knabenchöre von Mainz bis Köln.
Auch wenn den Knabenchören hier und da ein antiquiertes Image anhaften mag: Sie leben ihre Tradition, sie bewegen sich auf hohem musikalischem Niveau – und sie treffen sich. Unter dem Motto „Dir will ich singen“ gaben sich am Wochenende beim Festival des Pueri-Cantores-Verbandes rund 500 junge Sänger aus zehn Chören von Hannover bis Freiburg ein Stelldichein in Essen.
Reine Knabenchöre mit glockenreinem Sopran und Alt sind sie alle nicht mehr
Am großen gemeinsamen Konzert in der Philharmonie waren zwar nicht alle vertreten, aber auch mit sieben Formationen, die organisatorisch perfekt auf- und abtraten, erlebte man in drei Stunden eine beeindruckende Leistungsschau mit alter und neuer Musik, mit älteren und jüngeren Chören. Können unter ihnen die Regensburger Domspatzen auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken, feiern die Essener Domsingknaben unter Harald Martini (ein Jahr Corona-verspätet) gerade mal ihren 60. Geburtstag.
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Reine Knabenchöre mit ihrem glockenreinen Sopran und Alt sind sie alle nicht mehr, denn alle haben längst ihr charakteristisches leicht-federndes Klangideal durch Jungmännerstimmen in Tenor und Bass abgerundet. Da kommt es denn innerhalb eines Chores durchaus zu Größenunterschieden von mehreren Köpfen.
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Der gesanglichen Harmonie tut dies freilich keinen Abbruch. So verströmten etwa die Domchöre aus Mainz (Karsten Storck) und Köln (Eberhard Metternich) die Renaissance-Meister Palestrina und Lassus in ruhigem Pulsieren und abgehobener Schönheit. Fauré, den Romantiker, gaben die Freiburger Domsingknaben (Boris Böhmann) in feierlicher Inbrunst, getragen von samtig-intimer Orgelbegleitung (Sebastian Küchler-Blessing).
Am Ende singen alle gemeinsam Rheinbergers Abendlied – das geht unter die Haut
Die Gastgeber meisterten schwindelfrei Brittens tonale Klippen, die Münsteraner Capella Ludgeriana (Alexander Lauer) überraschte mit dem spektakulärsten, die Regensburger (Christian Heiß) mit dem epochenübergreifendsten Programm. Die stille Sensation indes bereitete der Knabenchor Hannover (Jörg Breiding) in kammermusikalischer Reduktion: exzellent, subtil, delikat von Schütz bis Rachmaninow. Und zum imposanten Schlussbild fanden sich alle sieben Chöre auf Podium und Empore zusammen zu Rheinbergers Abendlied. Das konnte schon unter die Haut gehen.