Essen. Die Essener Harfid GmbH hat am Freitag (16.9.) Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen ist RWE- und Schalke-04-Sponsor. Die Hintergründe.

Zuerst die Corona-Krise, nun die Folgen des Ukraine-Krieges: Das Essener Bauunternehmen Harfid GmbH mit rund 300 Beschäftigten ist in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten. Um sich neu aufzustellen, hat Harfid beim Amtsgericht Essen ein Insolvenzverfahren beantragt.

Am Freitag (16.9.) erging ein entsprechender Beschluss des Amtsgerichts Essen. Die Harfid-Krise könnte auch zwei Traditionsvereine des Ruhrgebietsfußballs treffen: Das Unternehmen ist Sponsor des Bundesligisten Schalke 04 und des Drittligisten Rot-Weiss Essen.

Harfid kündigt an, Geschäftsbetrieb im Insolvenzverfahren „vollumfänglich“ weiterzuführen

Wie das Unternehmen gegenüber dieser Zeitung mitteilt, werde der Geschäftsbetrieb in dem Insolvenzverfahren „vollumfänglich“ weitergeführt. Die Zahlung der Gehälter und Löhne für die 300 Beschäftigten übernimmt vorübergehend die Bundesagentur für Arbeit. Das Insolvenzgeld wird für die Dauer von höchstens drei Monaten gezahlt. „Das Insolvenzverfahren bietet uns den notwendigen Rahmen für eine nachhaltige Sanierung und Neuaufstellung“, sagt Dr.-Ing. Harfid Hadrovic (45), der geschäftsführende Gesellschafter. Die Chancen für eine Rettung stünden gut. „Wir sind ein Unternehmen mit Zukunft“, fügt er hinzu.

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Der Harfid-Gründer zeigt sich zuversichtlich, dass die angestrebte Restrukturierung gemeinsam mit den Beschäftigten, Geschäftspartnern, Kunden und Gläubigern gelingen werde.

Harfid Hadrovic sieht das mittelständische Bauunternehmen trotz der Turbulenzen im Kern in einer guten Verfassung: „Unsere bisherige Innovationskraft sowie Dynamik wird uns von großem Nutzen sein.“ Seinen Angaben zufolge hätten „wichtige Geschäftspartner und Kunden“ bereits signalisiert, Harfid unterstützen zu wollen. Insbesondere das Thema Baupreisanpassung hat in diesem Zusammenhang eine hohe Bedeutung. Auch die Beschäftigten hätten ihre „volle Unterstützung“ zugesagt.

Harfid ist Premium-Sponsor von Schalke 04 und Hauptsponsor von Rot-Weiss Essen

Premium-Partner von Königsblau: Harfid ist seit der Saison 2020/21 Ärmelsponsor von Schalke 04. Harfid Hadrovic (r.) und das damalige Vorstandsmitglied Alexander Jobst präsentieren im Juli 2020 das neue Trainingsshirt.
Premium-Partner von Königsblau: Harfid ist seit der Saison 2020/21 Ärmelsponsor von Schalke 04. Harfid Hadrovic (r.) und das damalige Vorstandsmitglied Alexander Jobst präsentieren im Juli 2020 das neue Trainingsshirt. © FC Schalke 04

Der Sponsoring-Vertrag von Harfid mit Schalke 04 läuft seit der Saison 2020/21, die Essener sind so genannter Ärmelpartner der Königsblauen. Schon seit dem 1. Juli 2019 ist Harfid Hauptsponsor des Drittliga-Aufsteigers Rot-Weiss Essen. Das Sponsoring stehe in der jetzigen Form nun auf dem Prüfstand, wie alles andere auch, heißt es. Der Vertrag mit Schalke läuft zwar über fünf Jahre, aber im Falle einer Insolvenz müsste Harfid seine vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Schalke 04 nicht mehr erfüllen.

Das Essener Bauunternehmen ist seit vier Jahren Hauptsponsor des Drittligisten Rot-Weiss Essen. Unser Bild zeigt den geschäftsführenden Gesellschafter Harfid Hadrovic mit RWE-Geschäftsführer Marcus Uhlig.
Das Essener Bauunternehmen ist seit vier Jahren Hauptsponsor des Drittligisten Rot-Weiss Essen. Unser Bild zeigt den geschäftsführenden Gesellschafter Harfid Hadrovic mit RWE-Geschäftsführer Marcus Uhlig. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Harfid macht die Pandemie und den Ukraine-Krieg mitverantwortlich für die Krise

Die Harfid-Gruppe macht die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges für die aktuelle Schieflage verantwortlich. Während des Lockdowns habe man alle Baustellen stillgelegt, um das gesundheitliche Wohl der Beschäftigten nicht zu gefährden. „Dies erfolgte leider zu einem hohen Preis, sämtliche Bemühungen um staatliche Unterstützung wurden abgelehnt“, heißt es in einer Erklärung.

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Gestörte Lieferketten, Lieferengpässe, rasante Preiserhöhungen bei Baustoffen habe es schon während der Pandemie gegeben. Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges hätten sich die Verwerfungen auf dem globalen Rohstoff- und Logistikmarkt allerdings weiter verstärkt. Materialknappheit habe nicht nur zu Bauverzögerungen, sondern auch zu einem drastischen Anstieg der Baukosten geführt.

Verschärfend hinzugekommen seien die Energiekrise, der Zinsanstieg und die Inflation. Die Konsequenzen für die Harfid-Gruppe: Projekte hätten nicht zum vereinbarten Zeitpunkt abgeschlossen oder begonnen werden können. Bislang habe das Unternehmen die Krisen durch zusätzliche Kapitalbeschaffung bewältigen können. „Insgesamt reicht das aber zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben nicht mehr aus“, so das Unternehmen.

Die Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „Lohr + Company“ wird Harfid in dem Verfahren beraten. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist Dr. Biner Bähr von „White & Case“ bestellt worden.