Essen-Rüttenscheid. Der Run auf Eigentumswohnungen in Rüttenscheid scheint ungebrochen: 80 Wohnungen im „Rü-Bogen“ sind verkauft. Nun wurde der Grundstein gelegt.

Kathrin und Thomas Fehrholz (40 und 44) stehen gut gelaunt an der Baugrube zwischen der Hertha- und Gummertstraße. Da, wo sich die Bagger zurzeit tief ins Erdreich graben, wollen die beiden spätestens im Frühjahr 2021 zu Hause sein. Das Ehepaar hat eine der 100 Eigentumswohnungen im „Rü-Bogen“ gekauft. Zur Grundsteinlegung am Donnerstag konnten die beiden bereits vielen künftigen Nachbarn die Hand schütteln: 80 der insgesamt 100 Eigentumswohnungen mit Größen zwischen 70 und 130 Quadratmetern sind bereits verkauft: trotz Quadratmeterpreisen zwischen 4000 und 4100 Euro.

„Wir wollen nicht hier weg, wohnen aktuell zwischen Rüttenscheid und Bredeney. Die Lage unserer neuen Wohnung ist super, etwas abseits der Rü und dennoch nah dran“, sagt Kathrin Fehrholz. Eine Eigenbedarfskündigung sei der Grund gewesen, sich nach etwas Eigenem im Stadtteil umzuschauen.

Alte Bewohner der Krupp-Wohnungen waren auch eingeladen

Dabei sind es nicht nur neue Bewohner, die sich zwischen Sekt und Häppchen auf der Baustelle tummeln. Auch die ehemaligen Mieter der mittlerweile abgerissenen Krupp-Wohnungen an der Gummertstraße sind zur Grundsteinlegung eingeladen. Als im Jahr 2012 bekannt geworden war, dass die zehn Einfamilien-Häuser abgerissen und durch das Neubau-Projekt ersetzt werden sollen, war der Protest anfangs riesig. Manche der früheren Mieter lebten teils 40 Jahre in den Häusern und bildeten so eine eingeschworene Nachbarschaft.

Nach mehreren Eigentümerwechseln und langen Verhandlungen blieb den Mietern am Ende aber nichts anderes übrig, als sich eine neue Wohnung zu suchen. „Die früheren Bewohner einzuladen, war uns besonders wichtig“, erklärt ein Vertreter von bpd-Immobilien. Der Frankfurter Investor hatte das rund 11.000 Quadratmeter große Grundstück im Jahr 2016 von den vorherigen Eigentümern Viantis und Immeo gekauft.

Entwürfe für Bauprojekt wurden schon 2012 vorgestellt

Angenommen haben die Einladung allerdings nicht alle. „Diesem Schwachsinn der Betonierung unserer Heimat und Grünanlagen kann ich sicher keinen Beifall klatschen“, lässt ein früherer Bewohner der Gummertstraße in einer E-Mail an diese Zeitung wissen. Vielen Mietern waren die nun entstehenden Eigentumswohnungen ebenfalls zum Kauf angeboten worden: leisten konnten sich das allerdings die wenigsten.

Für Oberbürgermeister Thomas Kufen und Stadtdirektor Hans-Jürgen Best geht mit der Grundsteinlegung für den „Rü Bogen“ ein langer Planungsprozess zu Ende: So waren die Siegerentwürfe eines städtebaulichen Wettbewerbs bereits 2012 ausgezeichnet worden, damals noch unter dem Titel „Rüttenscheider Gärten“. Die Pläne wurden nur leicht verändert. Wie Perlen an einer Kette reihen sich die elf Hauptgebäude nebeneinander auf und markieren so gleichzeitig die ehemalige Bahntrasse, die früher dort entlang lief.