Essen. Herman van Veen mal nicht auf der Bühne: Zu einer ganz besonderen Bootstaufe kam der bekannte holländische Entertainer zum Baldeneysee.
„Das Schöne beim Segeln ist die Stille, die Ruhe. Du bist allein mit den Elementen. Und Du weißt nie, was der Wind gerade macht.“ An diesem Donnerstagnachmittag zumindest war er ganz unspektakulär. Das Boot mit Herman van Veen glitt geradezu lautlos über den Baldeneysee. 20 Minuten verbrachte der bekannte holländische Sänger an Bord der „Winnie Wana“, jenem kleinen Segelboot, das er zuvor auf dem Etuf-Gelände getauft hatte.
Zeichentrickfiguren stehen Pate für die Segelflotte
„Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ wünschte der 77-Jährige ganz nach altem Brauch dem Gefährt, begoss es mit Sekt. Anschließend griff er zum Stift und signierte das Segeltuch mit der großen schwarzen Ente drauf. Winnie Wana ist die Freundin von Alfred Jodocus Kwak, beides Figuren aus dem von Herman van Veen erdachten Kindermusical, das als Zeichentrickserie in den 1990er Jahren auch die Kinder in deutschen Wohnzimmern begeisterte.
Und beide Figuren standen nun Pate für die speziellen Segelboote, um die es hier geht. Denn sie wurden für Menschen mit Handicap ausgestattet und gehören zur Flotte des Vereins „Inklusives Segeln für Alle“.
Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Barrieren im Segelsport abzubauen. „Wir kooperieren mit unseren Angeboten, Inklusion im Segelsport umzusetzen, mit dem Etuf und dem RAB am Baldeneysee“, erklärt Stephan Krings, Vorsitzender des erst 2019 gegründeten Essener Vereins. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch die Herman-van-Veen-Stiftung, die sich seit 2003 für behinderte und benachteiligte Kindern einsetzt, durch die Aktion Kindertraum aus Hannover, die schwerst kranken und behinderten Kindern und ihren Familien Wünsche erfüllt, sowie durch die Essener Bäckerei Büsch.
Segelboot kann Rollstuhlfahrer mitnehmen
Das erste Boot konnte bereits vergangenes Jahr erworben werden. „Es ist sogar geeignet, Rollstuhlfahrer mitzunehmen“, berichtet Ulrich Haase, zweiter Vereinsvorsitzender. Ralf Bockstedte, CDU-Ratsmitglied und Olympia-Botschafter der Stadt Essen, konnte das Boot bereits testen. Beim Ortstermin mit Herman van Veen nahm der Rollstuhlfahrer erneut Platz in dem Spezialsegler: „Es ist einfach toll, dass der Sport von allen auf diese Weise ohne Einschränkungen betrieben werden kann.“
Ziel sei es, führt Ulrich Haase weiter aus, dass möglichst viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene trotz ihrer Einschränkungen „Spaß am Segelsport bekommen und dann sogar einen Segelschein erwerben“. Der Verein habe bereits ein weiteres Boot in der Planung, diesmal von sieben Metern Länge, das nicht nur mehr Platz bieten werde, sondern die Ausübung des Sports noch komfortabler gestalten soll.
Erstaunen über die Größe des Essener Baldeneysees
Dessen Name wird ebenfalls aus der Fabelwelt von Herman van Veen kommen, so viel stand am Donnerstag beim Zusammentreffen im Etuf-Tennisheim schon mal fest. Der Entertainer, der am Vormittag in Mönchengladbach den Fußballplatz einer Inklusionsschule eingeweiht hatte, ist immer wieder überrascht von deutschen Städten. „Ich sehe ja nur die Hotels, wenn ich auf Tournee bin.“
In Essen – die Stadt besucht er regelmäßig seit immerhin 50 Jahren – habe er sich immer gefragt, „was wohl hinter der Autobahn liegt“. Dass der Baldeneysee ein solch großes Gewässer ist, habe er allerdings nicht erwartet. „So viel Wasser“, war sein erstaunter Ausruf, als er auf dem Etuf-Gelände eintraf.
Als Jugendlicher brachte er anderen das Segeln bei
Dabei hat Herman van Veen durchaus Segelerfahrung. Nachdem er im Krieg zunächst aufgrund seiner mageren Statur mehrmals eine Kinderlandverschickung mitmachen musste, gingen die nächsten Ferienaufenthalte („Da war ich schon viel kräftiger“) an die Küste zu einem Segelkurs. „Das habe ich bestimmt sechs Jahre gemacht, dann konnte ich den anderen was beibringen“, erzählt der Holländer schmunzelnd über seine Zeit als jugendlicher Segellehrer. „Aber dann kam die Musik. Und gesegelt bin ich dann nicht mehr.“
Auch interessant
Dennoch ist einiges hängen geblieben von damals. Etwa, dass man bei viel Wind kleine Segel benötige, bei wenig Wind große, wie Herman van Veen erklärte. Der Wind als Naturgewalt ist auch immer wieder Thema seiner Lieder. „Der Wind fordert unseren Respekt, denn wir sehen ihn nicht. Hut ab vor dem Wind!“
Herman van Veen ist übrigens am 25. und 26. November erneut in der Philharmonie Essen zu Gast. Vielleicht berichtet er dann in seiner unnachahmlichen Art mit dem Publikum zu plaudern auch von Winnie Wana und dem kleinen Segeltörn auf dem Baldeneysee.