Essen. Wegen des schlechten Vorverkaufs wurde das Essener Rocken-Hilft-Festival abgesagt. „Wir sind kein Einzelfall“, sagt Organisator Ulf Weinstock.

Seit Monaten hat das Team um Organisator Ulf Weinstock alles für das Rocken-Hilft-Festival in der Weststadthalle vorbereitet: ein hochkarätiges Line-up zusammengestellt, mit Mille Petrozza von der Trashmetalband Kreator einen prominenten Unterstützer gewonnen, viele Genehmigungen besorgt und nicht zuletzt eine große Charity-Tombola samt Boards von Skaterlegende Titus organisiert. Schließlich sollten die Erlöse des Festivals wieder psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen.

Knapp anderthalb Wochen vor dem Veranstaltungstermin am 24. September hat Weinstock das Festival nun abgesagt. „Aufgrund der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Situation wurden leider zu wenig Tickets im Vorverkauf verkauft“, heißt es zur Begründung auf der Instagram-Seite. Das Bedauern darüber ist ihm auch am Telefon noch anzuhören.

Schlechter Vorverkauf, gestiegene Kosten, viel Konkurrenz

„Wir sind leider kein Einzelfall, die ganze Branche leidet“, weiß Weinstock. Vor allem die kleinen und mittleren Konzertlocations hätten anhaltend Probleme, Karten zu verkaufen. Die anhaltenden Personalengpässe und Krankheitsfälle durch Corona seien dabei oft nur ein Teil der Wahrheit bei Konzertabsagen, glaubt der Organisator. „Wenn ich mich umhöre, bekomme ich das von vielen Veranstaltern mit: Der Vorverkauf läuft einfach zu schlecht.“

Und nicht zuletzt: Auch für die Organisatoren von Konzerten sind die Preise etwa für Energie und Logistik und damit das wirtschaftliche Risiko gestiegen. Außerdem sei die Konkurrenz vieler weiterer Veranstaltungen riesig, vermutet Weinstock einen weiteren Grund: An dem ursprünglich für das Festival geplanten Termin gebe es allein im Ruhrgebiet etliche Veranstaltungen: zwischen Zechenfest auf Zollverein und Nachholtermin der australischen Punkrock-Band „Parkway Drive“ in Dortmund könnten die Menschen zwischen etlichen Festen, Konzerten und Veranstaltungen wählen.

Das wirtschaftliche Risiko war am Ende zu groß

Rund 1000 Besucherinnen und Besucher passen in die Weststadthalle. Nicht mal ein Bruchteil der benötigten Karten sei im Vorfeld weggegangen. Und nur auf die Abendkasse zu hoffen, das sei wirtschaftlich schlicht zu riskant. Zwar ist das Rocken-Hilft-Festival ein Charity-Event, bei dem der Essener Verein „Helfen bewegt“ wieder Spenden für die Eggers-Stiftung und den Essener Kinderschutzbund sammeln wollte. Nur: Kosten verursacht es natürlich dennoch.

„Die Leute halten ihr Geld fest, die aktuelle Panikmache überall schürt Angst“, glaubt Weinstock und ergänzt: „Und wenn die Menschen dann doch ihr Geld für Kultur ausgeben, dann lieber weniger Veranstaltungen dafür aber die Großen. Rammstein, Wacken und andere große Bands und Festivals haben es nicht ganz so schwer.“

Tickets aus diesem Jahr behalten für neuen Anlauf 2023 ihre Gültigkeit

Dabei waren die Ticketpreise für das Festival moderat: 25 Euro haben die Karten gekostet, acht Punkrock-Bands sollten auftreten, darunter die Düsseldorfer Band „Rogers“, die schon im Vorprogramm der „Toten Hosen“ spielte.

Komplett den Kopf in den Sand stecken will Weinstock nicht. Im kommenden Jahr soll es am 23. September einen neuen Versuch für das Rocken-Hilft-Festival geben, mit neuem Line-Up und Bands aus den Bereichen Post- und Metalcore. Die Karten aus diesem Jahr behalten ihre Gültigkeit, der Vorverkauf für 2023 läuft bereits. „Ich hoffe“, sagt Weinstock, „dass es im nächsten Jahr besser läuft.“