Essen-Überruhr. Der Erlös des 29. Bücherbasars in Überruhr geht erneut an die Elterninitiative krebskranker Kinder. Wie eine Essenerin rund 70.000 Euro sammelte.

Die 70.000 Euro knacken: Das hat sich Ellen Menne für den Bücherbasar in Überruhr vorgenommen, den sie auf die Beine stellt. Mit viel Herzblut, riesigem Einsatz und einem Bedürfnis: Mit dem Geld die Elterninitiative krebskranker Kinder zu unterstützen. Genau das macht sie seit 29 Jahren, so kommen bei dem Basar jeweils mehrere tausend Euro zusammen. Nun findet dieser seit der Pandemie am 17. und 18. September erstmals wieder in gewohnter Form.

Wie immer hat Ellen Menne für ihren Bücherbasar ein Jahr lang Romane, Krimis, Kinderliteratur, Belletristik, Sach- und Kochbücher, Bild- und Kunstbände, CDs und DVDs gespendet bekommen, hat damit nicht nur den neuen Lagerraum im Keller eines Wohnhauses befüllt, sondern gleich auch noch bei sich zu Hause, bei ihrer Schwester und auch bei Bekannten einiges untergebracht.

Neue Bücher von Krimiautoren wie Klaus-Peter Wolf sowie Simon Beckett

Darunter sind Bücher über die „Sieben Schwestern“ (der letzte Band) oder von Krimiautor Klaus-Peter Wolf sowie Simon Beckett, die erst in diesem Jahr erschienen sind. Von den Eifelkrimis gibt es wiederum die gesamte Reihe. Manche Schmöker seien noch nagelneu und in Folie verpackt. Andere sehr alt, wie etwa die alte Bibel in zwei Bänden, deren Format größer als A 2 ist. „Ein ganz tolles Teil“, sagt Ellen Menne und erinnert sich an die Altarbibel, die sie seinerzeit für 1000 Euro verkauft hat. So viel würden die Werke wohl nun nicht bringen, aber 150 Euro vielleicht doch.

Zu den außergewöhnlichen Büchern beim Basar zählen die beiden Bände der Bibel, deren Format größer als A 2 ist.
Zu den außergewöhnlichen Büchern beim Basar zählen die beiden Bände der Bibel, deren Format größer als A 2 ist. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Den „Ärztlichen Hausschatz“, ein Buch von 1922 mit detaillierten Zeichnungen menschlicher Organe, würde Ellen Menne am liebsten behalten. „Aber ich möchte ja Geld damit machen“, sagt die gelernte Großhandelskauffrau lachend, die sich selbst manchmal beim Sortieren der Werke im Keller zwischen den Kartons festliest – bis ihr Mann sie abholt.

Öffnungszeiten und Ablauf des Bücherbasars

Der Bücherbasar im Bürgertreff Ruhrhalbinsel, Nockwinkel 64, findet am Samstag und Sonntag, 17. und 18. September, statt. Geöffnet hat der Basar am Samstag von 13 bis 18 Uhr sowie Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Ab 18 Uhr wird am Sonntag dann abgebaut. Am Montagmorgen holt die Neue Arbeit des Diakoniewerks einige Spiele, Kinder- und Jugendbücher für ihre Läden ab. Um 9.30 Uhr steht der Antiquar auf der Matte, um Ellen Menne einen weiteren Teil der Bücher abzukaufen.

„Ich brauche ja Platz im Keller“, sagt sie, die dann sogleich auf den 30. Basar blickt. Für diesen wird sie wie üblich etwa ein Drittel der übrig gebliebenen Bücher behalten, um dann mit der neuen Sammlung zu beginnen.

Am Freitag wird sie die zahllosen Kartons dann mit ihren Helfern und Helferinnen in den Bürgertreff Ruhrhalbinsel schleppen, um dort tausende Bücher auf den Tischen zu platzieren. Auf diese werden sich dann wieder die Besucher und Besucherinnen stürzen, die am Samstag und Sonntag zum Bücherbasar kommen. Zwei Euro werden Bücher, Hörbücher und Filme wieder kosten. Kinder verhandeln ihren Preis selbst mit Ellen Menne. Vor ihr liegen nun vier stramme Tage: „Aber ich freue mich.“ Zu dieser Freude tragen derzeit gleich mehrere Umstände bei.

Pandemie machte der Essener Organisatorin Strich durch die Rechnung

Denn viele Jahre lang fand der Basar im Gemeindezentrum der Kirchengemeinde in St. Maria Heimsuchung in Überruhr-Hinsel statt. Als die Kirche samt Zentrum im Zuge des Pfarreientwicklungsprozesses aufgegeben wurde, verlor auch Ellen Menne den Raum für den Basar samt Cafeteria, in der sie an dem Wochenende auch gespendeten Kuchen für den gleichen Zweck verkaufen. Auch der Keller als Bücherlager steht seitdem nicht mehr zur Verfügung. So war ungewiss, wo und ob der Basar eine neue Heimat findet.

Ein Schätzchen hält Ellen Menne in ihren Händen: Das Buch „Ärztlicher Hausschatz“ von 1922 zeigt die menschlichen Organe in detaillierten Zeichnungen.
Ein Schätzchen hält Ellen Menne in ihren Händen: Das Buch „Ärztlicher Hausschatz“ von 1922 zeigt die menschlichen Organe in detaillierten Zeichnungen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Schließlich machte die Pandemie Ellen Menne einen Strich durch die Rechnung, 2020 verkaufte sie die Bücher also kontaktlos in und aus Kisten. Im vergangenen Jahr dann fand der Basar während des Überruhrer Sommerfestes statt. Das sei etwas trubelig gewesen, da der Saal im Bürgertreff auch für Auftritte genutzt worden sei. Nun wird der große Saal ausschließlich für den Bücherbasar zur Verfügung stehen. In der Zwischenzeit hat Ellen Menne eben auch von der Gewobau einen großen Keller als Bücherlager bekommen.

Als dieses in der Gemeinde wegbrach, da habe sogar der Oberbürgermeister bei der Suche geholfen, blickt die Überruhrerin zurück. Die Angebote lagen jedoch leider in anderen Stadtteilen so weit entfernt, dass es ein enormer zusätzlicher Organisationsaufwand gewesen wäre, diese hin- und herzufahren. Stattdessen habe Thomas Kufen sie beim Verkauf besucht, sie dankte es augenzwinkernd mit den Worten: „Beim 30. Basar 2023 brauche ich Sie auch.“

Für den Bücherbasar in Essen-Überruhr gibt es viele Unterstützer

Nun steht zunächst die 29. Auflage an, knapp 70.000 Euro für die Holsterhauser Initiative sind in all den Jahren bereits an Spenden zusammengekommen. „Die Elterninitiative gibt es seit 1983, wir sind zehn Jahre später eingestiegen“, blickt Ellen Menne auch ein wenig stolz zurück. Dabei packt sie nicht beim Basar an, sondern überall, wo Hilfe benötigt wird – und das seit Jahrzehnten. Denn sie ist nicht nur großer Krimi- und Nordsee-Fan, sondern vor allem da, wenn jemand sie braucht.

Zahllose Bücher, volle Tische, darunter Kartons mit weiterem Lesestoff: Das Bild zeigt den Überruhrer Bücherbasar, als er noch im Gemeindezentrum stattgefunden hat.
Zahllose Bücher, volle Tische, darunter Kartons mit weiterem Lesestoff: Das Bild zeigt den Überruhrer Bücherbasar, als er noch im Gemeindezentrum stattgefunden hat. © Menne | Bild

Das galt etwa in den 1980ern für die Flüchtlinge, die nach Essen kamen. Bis heute gilt das für den Klöntreff, den sie organisiert und mit dem sie Spenden für Misereor sammelt und auch für den Eine-Welt-Laden, in dem sie arbeitet. Sie schrieb Kochbücher für den guten Zweck, engagierte sich in ihrer Gemeinde und auch im Schulausschuss.

Für ihren Bücherbasar, den sie ursprünglich mit den kfd-Frauen organisierte, bekommt sie selbst viel Unterstützung. Ehrenamtliche helfen beim Aufbau und beim Tragen, Politiker bieten sich an ebenso wie die Mitglieder der Überruhrer Bürgerschaft. Von ihnen habe sie auch die Zusage bekommen: „Wir machen weiter mit dem Bücherbasar, wenn Du das nicht mehr können wirst.“ Das rührt und freut Ellen Menne, es sei ein schönes Gefühl zu wissen, dass es weitergehen werde. Sie möchte dann mitmachen. Und überhaupt: „So lange ich kann, mache ich das.“

Unruhe wächst, bevor der Basar in Essen-Überruhr öffnet

Wer in diesem Jahr nur am Samstag wird helfen können, ist ihr langjähriger Helfer Jörg Rottmann. „So einen guten Kassierer habe ich noch nicht gehabt“, blickt Ellen Menne auf die vergangenen 20 Jahre. Nun springt Willi Wörting ein, mit dem sie im Welt-Laden arbeitet. Bei seiner netten und lieben Art könne gar nichts schiefgehen.

Dennoch wird Ellen Menne wieder kribbelig werden, kurz bevor es losgeht. Sie wird sich wie jedes Jahr fragen, ob denn überhaupt Interessierte kommen werden, um dann mit einem Blick nach draußen festzustellen, dass da längst die Schlange mit den ungeduldigen Lesern steht. Die werden wieder mit den Hufen scharren, bis die Tür zum 29. Bücherbasar sich öffnet.