Essen-Holsterhausen. Ukrainische Familien suchen Obdach bei der Essener Elterninitiative für krebskranke Kinder. Die weist niemanden ab, hat aber auch Sorgen.
Normalerweise sind die Familien regelmäßig hier. Immer dann, wenn die Kinder in der Essener Uniklinik behandelt werden. Doch seit Tagen schon kommen bei der Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder in Holsterhausen immer mehr Mütter mit Kindern aus der Ukraine an, bei denen eigentlich gerade keine Therapie ansteht. Sie fliehen nach Essen.
„Insgesamt sind fünf Familien hier, die wir schon kennen und die regelmäßig hierhin kommen“, erklärt Lara Krieger, Geschäftsführerin der Initiative. Dazu kämen sieben weitere Familien mit krebskranken Kindern, die zuerst nach Polen geflohen und dann nach Deutschland weitergereist seien, weil die Kliniken im Nachbarland der Ukraine überfüllt waren. Sie sollen bald erste Termine an der Uniklinik bekommen.
Ukraine-Flüchtlinge: Kommunikation mit Händen, Füßen und Google-Übersetzer
Abweisen will die Elterninitiative keinen, auch, wenn aktuell nur noch zwei der insgesamt 35 Zimmer frei sind. „Die anderen Familien bleiben ja meist nur ein paar Tage, deswegen geht das noch“, sagt Krieger. Man sei aber bestrebt, auf lange Sicht in Zusammenarbeit mit der Stadt eigene Wohnungen für die Familien zu finden.
Im Moment ist alles noch ziemlich chaotisch. „Wir haben ja nur beschränkte Möglichkeiten zu kommunizieren, die meisten sprechen kein Englisch“, schildert Krieger. Eine Mitarbeiterin spreche zum Glück Russisch, was die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer auch beherrschen. Ansonsten müsse man sich eben mit Händen und Füßen oder dem Google-Übersetzer behelfen. Nicht einfach in einer Situation, in der viele der Kinder und Jugendlichen mit seelischen Verletzungen ankommen.
Essener Elterninitiative bittet um Spenden
„Hier sind auch Familien aus Kiew, die die Bomben erlebt haben“, sagt Krieger. „Gestern stand ein 16-jähriges Mädchen im Flur und hat aus dem Nichts angefangen zu weinen.“ Die Familien – gerade die, die vorher noch nicht in Essen waren – müssten nun erst einmal Vertrauen zur Initiative fassen. Viele hätten anfangs noch eine große Hemmschwelle zu sagen, was genau sie brauchten. Besonders bitter: „Die meisten kamen sonst immer mit dem Vater hierher. Jetzt fehlen die Männer, weil sie in der Ukraine bleiben und kämpfen müssen.“
Nicht zuletzt sind auch die finanziellen Belastungen der Initiative gestiegen. „Die Übernachtungskosten hier liegen normalerweise bei 25,50 Euro und werden von der Krankenkasse übernommen“, erklärt Krieger. Dieser Betrag entspreche ohnehin schon nur der Hälfte der tatsächlichen Kosten, den Rest trage die Initiative. „In der Ukraine gibt es kaum Krankenkassen, die so etwas bezahlen. Deshalb leben die Familien gerade umsonst hier.“ Außerdem müsse man die Geflüchteten nun auch mit dem Nötigsten, vor allem mit Kleidung und Schuhen, ausstatten. Deshalb bittet die Elterninitiative noch einmal gezielt um Spenden für die Versorgung ukrainischer Familien.
Wer spenden will, kann sich auf der Website www.krebskranke-kinder-essen.de/spenden informieren. Dort findet man das Spendenkonto oder kann direkt online spenden. Als Betreff bitte „Ukraine“ angeben.