Essen. Gleich drei Läden betreibt der Schuhhändler Görtz in Essen. Die Nachricht, dass er Insolvenz beantragt hat, löst hier große Sorgen aus.

In die Nachricht, dass der Schuhhändler Görtz Insolvenz angemeldet hat, mischen sich in Essen Sorgen und Hoffnung um die hiesigen Standorte. Görtz betreibt in Essen drei Läden: einen auf der oberen Limbecker Straße, einen im Hauptbahnhof und einen „Görtz 17“ im Einkaufszentrum Limbecker Platz. „Ob Görtz drei Geschäfte in einer Stadt behalten wird, wird man sehen“, sagt am Dienstag eine Görtz-Verkäuferin zweifelnd.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Essen hatten am Dienstagnachmittag von der Insolvenz erfahren. Manche bekamen die Nachricht zu Hause per Whatsapp aufs Handy. „Erstmal war ich schockiert“, berichtet die Verkäuferin. „Für uns kam das völlig überraschend.“ Die Sorgen um die Arbeitsplätze sind nun in der gesamten Belegschaft groß. „Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt“, sagt eine Kollegin.

Görtz spricht von „enormer Kaufzurückhaltung“ in den Filialen

Am Montag hatte die Muttergesellschaft Ludwig Görtz GmbH ein sogenanntes Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Für zwei Tochterunternehmen wurde zudem ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Bei dem Schutzschirmverfahren handelt es sich um eine Spezialform zur Sanierung des Unternehmens, bei dem das bisherige Management die Geschicke des Unternehmens in der Hand behält. Begründet wird die aktuelle Entwicklung mit dem Ukraine-Krieg, der hohen Inflation und steigenden Energiepreisen, die zu „enormer Kaufzurückhaltung in den Filialen und im Onlinegeschäft“ geführt hätten.

Bereits im Juni hatte Görtz das Verkaufskonzept in seinen Filialen verändert. Brachte das Verkaufspersonal vorher die passenden Größen aus dem Lager, stapeln sich seither Schuhkartons in den Regalen. Verkäufer berichten, dass damit Personal eingespart wurde.

Alle Görtz-Filialen kommen auf den Prüfstand

Der Geschäftsbetrieb in den Filialen lief am Dienstag unterdessen uneingeschränkt weiter. „Alle Stores haben geöffnet“, hieß es. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten die nächsten drei Monate Insolvenzgeld. Danach will Görtz die Löhne wieder aus eigener Kraft bezahlen.

Die kommenden Wochen wird der Schuhhändler dazu nutzen, alle 160 Filialen auf den Prüfstand zu stellen. „Im Ergebnis muss jede Filiale profitabel sein“, teilte eine Sprecherin auf Nachfrage mit. Es gebe Standorte, die aufgrund zu hoher Mieten zu kostenintensiv sind. „Hierzu werden wir mit den Vermietern Gespräche über die notwendige Reduzierung der Mieten führen“, kündigte sie an.

Was das für die Standorte in Essen bedeutet, werden die kommenden Monate zeigen. Die Filiale an der Limbecker Straße ist mit 1800 Quadratmetern Verkaufsfläche auf zwei Etagen das größte der drei Essener Geschäfte. Es existiert mindestens schon 20 Jahre. „Ich würde es sehr bedauern, wenn Görtz den Standort verlassen würde“, sagte Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Ruhr. Zumal Görtz Schuhe im höherpreisigen Segment anbietet und ein entsprechendes Publikum in die Innenstadt zieht. Ein weiterer Leerstand würde der ohnehin gebeutelten Limbecker Straße einen weiteren Schlag versetzen.

Heistermann warnte jedoch davor, Görtz schon abzuschreiben: „Wir haben in jüngster Zeit viele Händler gesehen, die sich mit einer Insolvenz in Eigenregie wieder saniert haben. Ich sehe daher nicht schwarz.“

Görtz sucht angeblich Nachmieter für Filiale auf der Limbecker

Nach Informationen dieser Redaktion aus Branchenkreisen sucht Görtz allerdings schon länger einen Nachmieter für den Laden an der Limbecker, was daraufhin deuten würde, dass der Umsatz dort nicht zufriedenstellend ist, und die Kosten möglicherweise zu hoch sind. Im Zuge einer Insolvenz ist es für Unternehmen allgemein einfacher, sich von Mietverträgen zu trennen. Auf Nachfrage teilte Görtz mit: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns derzeit zu einzelnen Filialen nicht äußern können.“

Die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) beobachtet nach eigenem Bekunden die Lage bei Görtz „ganz genau“. „Wir wünschen uns, dass Görtz einen Weg findet, um das Unternehmen zu sanieren und somit auch den Standort an der Limbecker Straße zu sichern“, teilt Sprecher Florian Hecker mit. Im oberen Bereich der Limbecker sei Görtz ein attraktiver und hochwertiger Frequenzbringer und habe damit eine wichtige Funktion, Passanten und Passantinnen anzuziehen.