Essen. Die Propsteipfarrei St. Ludgerus sprach sich nun doch für den Erhalt des historischen Gebäudes aus – jedoch wird es im Innern stark verändert.
Große Überraschung in Werden: Propst Jürgen Schmidt von der Pfarrei St. Ludgerus verkündete jetzt den Erhalt des historischen Gebäudes an der Brückstraße 81. Die ursprünglichen Abrisspläne sind damit vom Tisch. Die Abrisspläne hatten in Werden zu Unmut und Protest geführt, da das Gebäude Teil eines historischen Ensembles gegenüber der Abteikirche ist.
Eine Reduzierung des Raumkonzeptes ermögliche nun doch den dauerhaften Erhalt der Immobilie, heißt es. Hinter der bestehenden Fassade sollen demnach moderne Räume für die Gruppen der Pfarrei entstehen, die auch Externe anmieten können. Gaststätte und Hotel alten Stils allerdings kehren nicht zurück.
Bis zu dieser Lösung war es ein langer Weg, der am 31. Dezember 2019 begann. An diesem Tag mussten die Werdener Abschied nehmen von „ihren“ Domstuben, das Gebäude steht nun schon über zweieinhalb Jahre leer. In einer Straßenflucht denkmalgeschützter Häuser ist es das Einzige ohne diesen Schutz. So kam ein Abriss mit Neubau ins Gespräch, eventuell unter Beibehaltung der Fassade.
Im Jahr 1787 unter Abt Bernhard II. Bierbaum entstand das Gebäude, das zunächst als Elementarschule diente und 1963 zum Kolpinghaus wurde. Der Gastronom Frank Hahn übernahm später die Einrichtung und führte sie unter dem Namen „Domstuben“ als Restaurant mit Hotelbetrieb. Doch der Vertrag mit dem Pächter lief aus, Hahn musste gehen.
Gaststätte mit ihren Versammlungsräumen wird vermisst
Viele in Werden vermissen seitdem die Gaststätte mit ihren kleinen Versammlungsräumen und dem großen Saal. Auch fehlen der Abteistadt jetzt Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste. In Zusammenarbeit mit dem Franz Sales Haus sollte ein soziales Vorzeigeprojekt entstehen, mit Gastronomie und Hotel sowie vornehmlich von der Gemeinde genutzten Räumen. Denn daran, sagen viele, mangele es in Werden. Vor allem, nachdem das Ludgerushaus über der Schatzkammer an die Folkwang Universität vermietet wurde.
Die Schäden am Haus seien eklatant größer als vermutet, hieß es vonseiten der Pfarrei. Die kalkulierten Kosten explodierten. Nun sollte das Projekt ohne Hotelbetrieb auskommen. Davon wird auch weiterhin gänzlich abgesehen, verkündete jetzt Propst Jürgen Schmidt im Namen der Projektgruppe.
Immerhin aber: „Stark veränderte Rahmenbedingungen haben die verantwortlichen Gremien der Propsteipfarrei St. Ludgerus veranlasst, ihre vorgesehenen Planungen bezüglich der Werdener Domstuben erneut zu prüfen und anzupassen.“ Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat hätten sich für den Erhalt des Gebäudes und für die Modernisierung ausgesprochen und die im vergangenen Dezember beschlossenen Neubaupläne für den Standort nicht weiter zu verfolgen. Man setze nun auch aufgrund der stark gestiegenen Neubaukosten auf Erhalt der Bausubstanz und Modernisierung.
Eine Projektgruppe unter der Leitung von Mechthild Keienburg, Vorsitzende des Fördervereins St. Ludgerus, hatte die Kostenschätzung des beauftragten Architekten ausgiebig geprüft. Die in den vergangenen Monaten entscheidend veränderten Rahmenbedingungen führten letztlich zur Empfehlung, die ursprünglichen Pläne zu den Akten zu legen.
Der große Saal ist Geschichte, das Raumkonzept soll reduziert werden
Was bedeutet nun diese „kleine Lösung“ für Werden? Der große Saal ist Geschichte. Das Raumkonzept soll reduziert werden „auf die ursprüngliche Größe des Hauses“. Die Immobilie soll im Erdgeschoß umfangreich renoviert werden, geplant sind ausreichend große Räume für die Gruppen der Gemeinde und Pfarrei, ausgestattet mit moderner Medientechnik. Das Erdgeschoss soll barrierefrei zugänglich sein und die maroden Sanitäranlagen werden vollständig erneuert.
In der Energiedebatte nicht unwichtig: Das gesamte Gebäude soll eine neue Heizungsanlage erhalten, Grundlage seien aktuelle ökologischen Kriterien. Wo sich heute der Saal-Anbau befindet, ist künftig eine große Terrasse geplant, die auch Veranstaltungen im Außenbereich ermöglichen werde.
Technische Anforderungen machten die bisherige Dimension unwirtschaftlich
Entscheidende Gründe für die Verkleinerung: Feuchtigkeit im Keller, heutige Anforderungen an den Brandschutz sowie Klima- und Lüftungstechnik machten den Erhalt des großen Saales, Teile des darunter liegenden Kellers sowie der Kegelbahn unwirtschaftlich, heißt es. Propst Jürgen Schmidt sieht die Entscheider von heute in einer Verpflichtung dem morgen gegenüber: „Ziel der neuen Planungen ist, dass die Pfarrei das Projekt aus eigenen Mitteln finanzieren kann und keine Kredite aufnehmen muss, die nächste Generationen belasten würden.“
Das renovierte Gebäude der ehemaligen Domstuben soll auch ausreichende Büroflächen für die Pfarrei bieten, so dass im benachbarten Jugendheim keine weiteren Räume mehr benötigt werden. Dieses unter Denkmalschutz stehende Haus aus dem Jahr 1787 kann, wie es im Votum des Pfarreientwicklungsprozesses ohnehin vorgesehen ist, künftig komplett in die Vermietung gehen. Es war vor zehn Jahren renoviert und eine zusätzliche Fluchttreppe an der Hofseite angebracht worden.