Essen-Werden. Die Entscheidung ist getroffen: Die Traditionsgaststätte Domstuben in Essen-Werden wird abgerissen. Die Kirche hat Pläne für einen Neubau.
- Die Entscheidung wird vielen in der Werdener Bürgerschaft nicht gefallen: Die Traditionsgaststätte Domstuben wird abgerissen
- Die katholische Propsteipfarrei St. Ludgerus sieht dafür gute Gründe.
- Die Pläne und Ziele für einen Neubau sind formuliert.
Die katholische Propsteipfarrei St. Ludgerus muss sich personell, konzeptionell und finanziell neu ausrichten. Nun haben die Kirchengremien endgültige Entscheidungen getroffen für die Standorte St. Ludgerus Werden und St. Markus Bredeney. Für die Werdener eine besonders bittere Pille: Die Traditionsgaststätte Domstuben wird abgerissen.
Propst Jürgen Schmidt hält fest: „Es hat lange gedauert, alles abzuwägen. Ab jetzt denken wir nicht mehr alternativ, sondern konkret.“
Kalkuliert sind circa 3,6 Millionen Euro an Baukosten
Die Werdener Domstuben beherbergten Gasträume, große Versammlungssäle und Hotelzimmer. Nun sollen sie Platz machen für einen energetisch optimierten, barrierefreien Neubau. Die noch groben Schätzungen der Baukosten belaufen sich auf 3,6 Millionen Euro.
Mechthild Keienburg, Leiterin der zuständigen Projektgruppe im Pfarrgemeinderat, vergleicht: „Eine Sanierung im Bestand hätte ähnlich viel gekostet. Aber dann hätten wir immer noch die alte Bausubstanz gehabt. Wir haben dennoch versucht, gemeinsam mit dem Franz Sales Haus das Projekt zu stemmen.“ Doch die Finanzierung wäre der Gemeinde davongelaufen „und Tilgungszeiträume von 50 Jahren kann niemand ernsthaft wollen“. Auch könne man nicht alles in die Domstuben stecken.
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Mehrere Architekten haben sich das Haus angesehen
Propst Schmidt betont, dass unabhängig voneinander mehrere Architekten das leerstehende Gebäude in Augenschein genommen hätten: „Und eigentlich alle waren sich einig, dass eine Sanierung unwirtschaftlich gewesen wäre.“ Deshalb nun die Entscheidung für einen Neubau. Auf etwa hundert Quadratmeter sind Pfarr- und Gemeinderäume geplant. Hierfür sollen 1,2 Millionen Euro aus einem entsprechenden Investitionstopf der Pfarrei kommen, erklärt Mechthild Keienburg. In den beiden oberen Stockwerken sei eine gewerbliche Vermietung vorgesehen: „Es muss sich tragen.“
Kräftiges Defizit sorgt für schwierige Finanzlage
Der Haushalt 2021 der Propsteipfarrei St. Ludgerus schließt mit einem Defizit von 193.450 Euro ab. Vor vier Jahren war noch ein negatives Ergebnis von „nur“ 95.000 Euro geschätzt worden. Das Defizit sei zwar durch Rücklagen gedeckt. Doch um Einnahmen und Ausgaben zukünftig anzugleichen, seien Konkretisierungen der im Votum zum Pfarreientwicklungsprozess aufgezeigten Optionen zwingend notwendig.
Der Rückgang an Gläubigen erfordere auch eine Anpassung der räumlichen und personellen Rahmenbedingungen. Dies sei teilweise mit schmerzlichen Veränderungen verknüpft.
Übrigens sei, entgegen hartnäckiger Gerüchte, die benachbarte Stiftung St. Ludgeri nie interessiert gewesen an den Domstuben. Für die Gastronomie stehe das Franz Sales Haus weiterhin als Partner zur Verfügung, so der Propst: „Wir wollen ganz bewusst im Zentrum von Werden ein Sozialprojekt platzieren. Wir ziehen uns nicht zurück, sondern möchten den Stadtteil mitgestalten.“
Man wünsche sich eine gastfreundliche Stätte, die der Gemeinde, aber auch Werdenern und Besuchern offenstehe. Man hätte die Domstuben auch an einen Investor veräußern können. Doch da habe man an abschreckende Beispiele im Stadtteil gedacht, gesteht Mechthild Keienburg.
Es besteht kein Denkmalschutz für dieses historische Gebäude
Was Propst Jürgen Schmidt zum Einwand bringt, dass das Gebäude zwar nicht unter Denkmalschutz stehe, die Pfarrei sich aber bestimmt keinen Fremdkörper wünsche: „Das neue Haus soll sich harmonisch einfügen ins Ensemble. Wir wollen da nichts zerstören. Da sind wir klassisch katholisch.“ Die Ausschreibung läuft, Fördergelder scheinen möglich. Erste Pläne könnten im Frühjahr 2022 vorliegen.