Essen. Timm Beckmann begeisterte mit seiner „Liga der außergewöhnlichen Musiker“ auf Zeche Carl. Und erklärt halbvolle Säle zum neuen „Ausverkauft“.

Ob die alte Boxer-Weisheit „they never come back“ (sie kommen nie zurück) jetzt auch für Konzertbesucher gilt? Man will es nicht hoffen, hat aber allen Grund zur Sorge. Was sich jetzt selbst bei der erfolgsverwöhnten „Liga der außergewöhnlichen Musikerinner und Musiker“ in der Zeche Carl zeigte, wo Gastgeber Timm Beckmann sein Publikum erst freudig mit „Wir sind ausverkauft“ begrüßte – um dann grimmig zu konstatieren: „Halbvoll ist das neue Ausverkauft.“

Zum Freudenfest für alle Fans gepflegter Blasmusik wurde dabei jedenfalls der Auftritt des österreichischen Brassquintetts „Blechreiz“, die famos zwei High-Note-Trompeten über Waldhorn, Posaune und Tuba fliegen ließen. Ansprechende Melodien und packende Rhythmen paarten sich da zu schöner Geschmeidigkeit von heiterer Weltläufigkeit, die dem Namen der fünf Pustefixe alle Ehre machte.

Sven Garrecht serviert schräge Alltagsgeschichten mit Knalleffekt

Wie der klavierspielende Liedermachers Sven Garrecht anschließend lässig schräge Alltagsgeschichten mit Knalleffekt servierte, begeisterte das Publikum nicht minder. Sie handeln vom Sommer, zirpendem Getier und Gerüchen, mit dem (aus gutem Grund hier kleingeschriebenen) unsterblichen Finale „jetzt ist der sommer da, man hört die fetten grillen.“

Die obligate, orchestral inszenierte Rock-Nummer hatte Timm Beckmann zusammen mit den stets souverän spielenden „Fills“ – das sechsköpfige Ensemble von Streichern, Klarinette und Oboe der Essener Philharmoniker – diesmal den „Foo Fighters“ zugedacht; und „The Pretender“ dabei mit dem Original-Drum-Track ihres kürzlich verstorbenen Trommlers Taylor Hawkins unterlegte. Im zweiten Set gab es erst wieder Blech und dann Gold in Gestalt der Wittener Singer-Songwriterin Fee Badenius.

Grandiose Kleinkunst von bezaubernder Leichtigkeit

Zu flirrender Gitarre erzählte sie mit duftigem Jungmädchen-Sopran mild-ironische Geschichten wie jene von ihrem schwarzen Daumen, dem jedwedes Grünzeug zum Opfer falle. Grandiose Kleinkunst von bezaubernder Leichtigkeit. Und herzergreifend, wie sie zum Grande Finale vor großer Kulisse die alte Ballade der zwei Königskinder kredenzte – zum Heulen schön. Mitreißend dagegen, wie flott sie im Duett mit Sven Garrecht den Beatles-Klassiker „Penny Lane“ klanggewaltig samt starker Bläser-Soli funkeln ließ.

„Timm Beckmanns Liga“ macht in Essen nun erst einmal bis zum Frühjahr Pause. Am Mittwoch, 31. August, kann man die Show noch einmal im Oberhausener Ebertbad sehen. Auch dort gibt es noch Karten.