Essen. Jenseits der Debatte um vermeintlichen Rassismus: Das Essener Kino Lichtburg zeigt die alten Winnetou-Filme. Das war lange vorher geplant.

Das Traditionskino „Lichtburg“ in der Essener Innenstadt zeigt ab Anfang September die drei klassischen Winnetou-Filme. Die Reihe habe nichts mit der aktuellen Debatte um eine vermeintlich rassistische Darstellung indigener Völker in den Winnetou-Filmen zu tun, betont Bernhard Wilmer, Betriebsleiter der Lichtburg.

Nach Kritik, die vor allem im Internet formuliert wurde, hatte vor einer Woche ein süddeutscher Buchverlag ein neu aufgelegtes Winnetou-Kinderbuch zurückgezogen. Seitdem gibt es in Deutschland eine hitzig geführte Debatte über die Verhältnismäßigkeit von stereotypen Darstellungen und die Kritik an sogenannter „kultureller Aneignung“.

Welturaufführung von „Winnetou 2“ in Essens Lichtburg im September 1964: Die Hauptdarsteller Lex Barker und Pierre Brice auf der Kettwiger Straße. Im Hintergrund Fans, die sich wie „Winnetou“ verkleidet haben. Von „kultureller Aneignung“ sprach damals noch niemand.
Welturaufführung von „Winnetou 2“ in Essens Lichtburg im September 1964: Die Hauptdarsteller Lex Barker und Pierre Brice auf der Kettwiger Straße. Im Hintergrund Fans, die sich wie „Winnetou“ verkleidet haben. Von „kultureller Aneignung“ sprach damals noch niemand. © Ruhr Museum | Willy van Heekern

In diesen Strudel der Debatte gerät jetzt auch die „Lichtburg“, ohne es zu wollen: ab Sonntag, 4. September (11 Uhr), werden die drei klassischen Winnetou-Filme gezeigt (nächste Termine Sonntag 18. September, und Sonntag, 2. Oktober). „Das ist vor mehreren Monaten geplant worden“, sagt Bernhard Wilmer. Die Debatte um „Winnetou“ hält er für „absurd“: „Dann müssten wir auch Asterix-Filme streichen, weil die Römer durchweg als dumm dargestellt werden. Oder denken Sie an den Film ,Willkommen bei den Sch’tis, der mit Klischees über Nordfrankreich spielt.“ Dieser Film, erschienen 2008, zählt zu den populärsten Komödien in Frankreich und Europa, erzielte auch in Deutschland Rekorde.

Die Lichtburg habe die Winnetou-Reihe geplant, weil sich im Laufe des Frühjahrs die Verhältnisse bei den Filmverleihern geändert hatten. „Die Filme waren jahrelang nicht fürs Kino zu bekommen. Das änderte sich, als ein Filmverleiher neue Lizenzen erwarb – deshalb war es uns möglich, die Filme noch mal zu zeigen“, erklärt Bernhard Wilmer. Er erinnert daran, dass die Hauptdarsteller Pierre Brice und Lex Barker bei den Welturaufführungen von Winnetou 2 und 3 in Essen zu Gast waren. „Das waren große Ereignisse. Jetzt von rassistischer Darstellung zu sprechen, entbehrt jeder Grundlage.“

Die Nachricht von der „Lichtburg“, ab dem Wochenende alte Winnetou-Filme zu zeigen, stoße übrigens auf positive Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger. Man habe bereits E-Mails erhalten, die die Verantwortlichen in ihrer Haltung bekräftigen – obwohl, wie gesagt, die Konzeption der Reihe ja weit vor der aktuellen Debatte entstand.