Essen-Werden. Seit 125 Jahren gibt es den Essen-Werdener Ruderclub. Bei der Feier am Wochenende wurde auf die Anfänge und auf Erfolge zurückgeblickt.

Der Essen-Werdener Ruderclub (EWRC) ist nicht nur stolz auf seine schöne Lage am Baldeneysee, er ist auch einer der ältesten Vereine dort. Der Blick schweift über Villa Hügel, Regattastrecke, grüne Hügel, abends auch schöne Sonnenuntergänge. Seit Mai 2022 leitet Christian van Beem die Geschicke des Vereins, unterstützt von einem Team von stellvertretenden Vorsitzenden und Beiräten. Als Gastgeber begrüßte der Vorsitzende am vergangenen Wochenende zu einer um ein Jahr verschobenen Feier zum 125-jährigen Jubiläum des Traditionsvereins.

44 Prozent Frauenanteil beim Essen-Werdener Ruderclub

Befreundete Rudervereine waren gekommen, der TV Kupferdreh sogar mit dem Boot. Illustre Gäste wie Bürgermeisterin Julia Jacob und Torsten Gorski vom Deutschen Ruderverband lobten die Jugendarbeit des Vereins, die unzähligen sportlichen Erfolge, aber auch das Zusammenstehen nach dem Hochwasser im vergangenen Jahr. Und Willi Hummels als Sprecher des Landesverbandes wies aus eigener Erfahrung darauf hin, wie gesellig es beim EWRC zugehen könne. Auch sei der Frauenanteil mit 44 Prozent erfreulich und überdurchschnittlich hoch. Seemanager Boris Orlowski gehörte auch zu den Gratulanten und berichtete vom Kampf gegen Elodea, der neuen Tribüne der Regattastrecke und der Bewerbung um die Junioren-WM 2025.

 Zum 125-jährigen Bestehen des Essen-Werdener Ruderclubs entwarf der Karikaturist Thomas Plaßmann diese Zeichnung.
 Zum 125-jährigen Bestehen des Essen-Werdener Ruderclubs entwarf der Karikaturist Thomas Plaßmann diese Zeichnung. © Plaßmann

Beim Rudern werden nicht allein Technik, Bewegung und Koordination gelernt. Rudern ist auch ein Erlebnis- und Gemeinschaftssport. Die Gemeinschaft war wohl auch einigen Herren wichtig, die sich am 10. Juni 1896 in der Restauration Alb. Kimmeskamp zusammenfanden und beschlossen, die Begründung eines Ruderclubs anzustreben. So ist es im „Ausschnitt aus der Vereinsgeschichte des Werdener Ruderclubs von 1896“ aus dem Jahre 1934 verzeichnet. Der offizielle Gründungsakt erfolgte im Werdener Hof. Und zwar am 23. Juni, exakt um 23.15 Uhr. Verblüffende Akribie beim Notieren der Gründungsminute. Der Werdener Ruderclub, damals natürlich noch ohne den Suffix „Essen“, wählte sich Alfred Heyn zum Vorsitzenden.

Erstes Bootshaus im Gemüsegarten des Werdener Hofs

Das erste Bootshaus konnte schon im September im Gemüsegarten des Werdener Hofs eingeweiht werden. Im August 1898 folgte das zweite Bootshaus, nun am Hardenbergufer, etwas unterhalb des heutigen Stauwehrs. 1930 begannen die Bauarbeiten für den Baldeneysee. Drei Jahre später wurde das alte Bootshaus verkauft und der Grundstein für das neue Bootshaus am Hardenbergufer 121 gelegt. Immer wieder wurde modernisiert und erweitert.

So sah das Bootshaus des Essen-Werdener Ruderclubs unterhalb des Stauwehrs etwa um 1930 aus.
So sah das Bootshaus des Essen-Werdener Ruderclubs unterhalb des Stauwehrs etwa um 1930 aus. © EWRC

1938 erfolgte die Verschmelzung mit dem Essener Ruder-Verein zum nun „Essen-Werdener Ruderclub“. 1954 wurde eine Segelriege gegründet und ein 38 Meter langer Bootssteg gebaut. 1960 gewann der EWRC in Duisburg den deutschen Meistertitel im „Stilrudern“ für den Mädchen-Doppelvierer mit Steuerfrau. 1966 gab es den bisher einzigen Sieg im Stadtachter der Essener Rudervereine.

Jugendriege des Essen-Werdener Ruderclubs ab 1921 aktiv

Zwei Bootstaufen

Nach der Feierstunde ging es erst ans und dann auch aufs Wasser. Der langjährige EWRC-Vorsitzende Lothar Rust erinnerte an seinen viel zu früh verstorbenen Freund Helmar Schuh, dessen Familie einen Ruder-Fünfer spendete und ihn „Helmar“ nannte. Als zweites wurde ein neuer Juniorenvierer auf den Namen „Viertakter“ getauft. Er ist das Nachfolgemodell zur legendären „Turbo-Ente“ und kostete über 14.000 Euro.

Ob bei Deutschen, bei Europa- oder bei Weltmeisterschaften, immer wieder waren vor allem weibliche Starter des EWRC an Bord und holten sogar Titel. 1972 begann die Zeit von Clublegende Jürgen Mock, den alle nur Mokka nannten und der auf allen Bootsplätzen bekannt war. Nach seiner Zeit als aktiver Ruderer begann er als Jugendwart und Ausbilder in der Jugendabteilung, in späteren Jahren bis zu seinem Tod im Jahre 2021 war er Ausbilder im Breitensport. Auch ihm galt eine Schweigeminute.

Im August 1921 hatte sich der Vorstand mit der Gründung einer Jugendriege unter Anlehnung an das Progymnasium in Werden einverstanden erklärt. Die Riege sollte als besondere Abteilung des Clubs bestehen, sich selbst verwalten und einem aus dem Club gewählten dreiköpfigen Ausschuss unterstehen, wovon ein Mitglied aber dem Lehrkörper des Progymnasiums angehören solle. Die nun schon über hundertjährige Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Werden begann. Diese Zusammenarbeit und seit 1980 auch die mit dem Mariengymnasium zeigte viele Früchte. Besonders die Jugend sammelte zahlreiche Siege in diversen Bootsklassen.