Altendorf. In Essen-Altendorf stehen die Bagger still. Warum es derzeit mit dem Projekt „Wohnen am Krupp-Park“ der Thelen-Gruppe nicht weitergeht.
Die Arbeiten hatten zu Jahresanfang gerade erst begonnen, mittlerweile ruhen sie seit Wochen: Das Vorhaben „Wohnen am Krupp-Park“ auf dem ehemaligen Real-Gelände leidet derzeit unter Baukostensteigerungen, Lieferengpässen und gestiegenen Energiekosten – „nicht anders als die gesamte Branche“, sagt Sven Hoffstadt, Projektleiter des Essener Immobilienkonzerns Thelen. „Wir erleben momentan, dass diverse Bauprojekte – teilweise auf unbestimmte Zeit – verschoben werden. Wohnen am Krupp-Park bildet da keine Ausnahme.“ Er hofft dennoch, „innerhalb der nächsten 24 Monate die ersten Wohnungen an unsere Mieter übergeben zu können“.
Zunächst jedoch bleibt es bei der Zwangspause. Eine Fortsetzung der Arbeiten auf der Großbaustelle nördlich der Altendorfer Straße sieht Hoffstadt allenfalls in den kommenden „sechs bis neun“ Monaten: „In jedem Fall werden wir die Arbeiten schnellstmöglich fortsetzen. Dazu beobachten wir die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sehr genau.“
Warten auf bessere Preise und sichere Lieferketten
Und die trifft derzeit nicht nur Essener Vorhaben hart: „Als Projektentwickler und Bestandshalter von Immobilien begegnen uns dieselben Herausforderungen, mit denen auch unsere Mitbewerber und die gesamte Branche konfrontiert wird. Und dies, obwohl wir für viele Gewerke über eigene bauausführende Unternehmen verfügen. Diese gesamtwirtschaftliche Situation hat uns vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit des Projektes Wohnen am Krupp-Park dazu veranlasst, die Bauarbeiten zu unterbrechen, bis wieder eine verlässliche Lieferkette und marktgerechte Preise sichergestellt sind.“
Rund 100 Millionen Euro investiert das Familienunternehmen Thelen laut eigenen Angaben in die Umsetzung des Bauvorhabens. Wie genau sich die aktuellen Verzögerungen auf die Gesamtinvestitionen auswirken, ließ Hoffstadt aktuell unbeantwortet.
Ein Knackpunkt zumindest scheinen die geplanten öffentlich geförderten Wohnungen: „Vor der Planung und Realisierung kalkulieren wir branchenüblich sowohl die voraussichtlichen Baukosten als auch die erzielbaren Mieten am jeweiligen Standort. Nicht zuletzt durch die öffentlich geförderten Wohnungen, die wir in Wohnen am Krupp-Park realisieren, sind die erzielbaren Mieten ein begrenzender Faktor, um weiterhin bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können. Durch die erheblichen Baukostensteigerungen der vergangenen Monate ist die wirtschaftliche Darstellbarkeit des Vorhabens beeinträchtigt.“ Insgesamt sieht das vom Essener Architekturbüro Koschany + Zimmer entworfene neue Wohnquartier etwa 500 Wohnungen und 16 Stadthäuser auf 4,4 Hektar vor; 100 der Wohnungen werden mit öffentlicher Förderung gebaut, für sie wird ein Wohnberechtigungsschein notwendig.
Pläne noch einmal überarbeitet
Und indirekt ist gerade dieser Anspruch dafür verantwortlich, dass das Projekt ohnehin bereits später gestartet ist als geplant. Hoffstadt: „Primäres Projektziel ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Dazu haben wir mit der Stadt Essen diskutiert, ob auf den Abbruch der Bestandsbodenplatte, auf der auch der ehemalige Real-Markt stand, verzichtet werden kann. Dies erforderte Zeit. Letztendlich haben wir uns gemeinsam mit der Stadt Essen für den Abbruch der Bodenplatte entschieden, um eine attraktive Höhenentwicklung und Anbindung an den benachbarten und namensgebenden Krupp-Park sicherzustellen.“ Statt also bereits im vergangenen Jahr mit dem ersten von insgesamt sechs Bauabschnitten zu starten, gingen die Arbeiten erst Anfang 2022 los – um dann beinahe umgehend wieder gestoppt zu werden.
Die Verzögerungen hat das Unternehmen indes auch genutzt, um die Pläne noch einmal zu überarbeiten: Im Rahmen der Planung des zweiten und dritten Bauabschnittes, so Hoffstadt, „haben wir die Entwicklungen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Trend zum Home-Office berücksichtigt und den Wohnungsmix moderat angepasst“. Das heißt: Künftig soll es mehr Drei-Raum-Wohnungen geben, um jenen „mehr Raum zum Arbeiten“ zu bieten, die ansonsten eine Zwei-Raum-Wohnung im neuen Quartier gemietet hätten.