Essen. Zwei Drittel aller Neugeborenen in Essen kommen im Elisabeth-Krankenhaus zur Welt. Nun ist dort der Mutter-Kind-Bereich neugestaltet worden.
Die neue Essener Erdenbürgerin schlummert fest in Vaters Armen. Tochter Nele hat am 15. August um 1.33 Uhr das Licht der Welt im Elisabeth-Krankenhaus erblickt: mit beachtlichen 4315 Gramm und 57 Zentimetern: ein richtiger Wonneproppen. Jetzt genießen ihre Eltern, Lena und Max Langer (beide 30) aus Essen-Borbeck, die ersten gemeinsamen Stunden mit ihrem ersten Kind im neuen Zimmer auf der Station Maria. „Eine bessere Geburt hätte ich mir nicht wünschen können“, sagt die glückliche Mutter.
+++ Täglich wissen, was in Essen passiert: Hier kostenlos für den WAZ-Essen-Newsletter anmelden +++
Es ist ein Kompliment, das bei den Verantwortlichen des Krankenhauses gut ankommt. Für 3,6 Millionen Euro hat das Elisabeth-Krankenhaus die Mutter-Kind-Station Maria in den letzten Monaten aufwendig umgebaut. Zu 31 neuen Mutter-Kind-Zimmern kommen ein Stillzimmer und ein neuer Pflegestützpunkt für das Personal hinzu. „Das erste Ziel des Umbaus ist, die Aufenthaltsqualität im Bereich Geburtshilfe zu verbessern“, sagt Geschäftsführer Peter Berlin. Durch die veränderte Anordnung der Räume soll das zweite erreicht werden: die verbesserte Arbeitsqualität für die Beschäftigten.
„Station Maria“ in der vierten Etage: Die Visitenkarte des Elisabeth-Krankenhauses
Im Elisabeth-Krankenhaus kommen inzwischen mehr als 3000 Säuglinge jährlich auf die Welt, so viele wie in keinem anderen Krankenhaus im Ruhrgebiet. Zwei Drittel aller Neugeborenen in Essen werden hier geboren. Die Frauenklinik (mit gynäkologischer Ambulanz und Gynäkologie, geburtshilflicher Station und Kreißsälen, Klinik für Neu- und Frühgeborene, Neonatologie) nimmt die gesamte vierte Etage und damit gut ein Viertel der gesamten Fläche in Anspruch. Sie ist die Visitenkarte des ganzen Hauses.
Auch deshalb haben sie viel Geld in die Hand genommen, um sich künftig noch besser präsentieren zu können. Die Fußböden in den Zweibett-Zimmern haben sie in Eichenoptik („Honey Oak“) ausgelegt. Ein warmer Ton, der mit den anderen Farben perfekt harmoniert. Decken und Wände sind in den Grundfarben Sahne-, Weizenmehl- oder Tulpenweiß gestrichen, die kombiniert werden mit hellen erdigen Akzentfarben wie Keksbeige oder Nebelgrün. Im Personalbereich setzen erfrischende Blautöne die Akzente – und: mal Grazilgrün, mal Jadehellgrün.
Bei der Schaffung der neuen Farbatmosphäre hat das Elisabeth-Krankenhaus nichts dem Zufall überlassen und deshalb den geballten Sachverstand der Fakultät für Design und Kunst der Bergischen Universität Wuppertal bemüht. Axel Buether ist Professor für Didaktik der visuellen Kommunikation und obendrein Vorstandsvorsitzender des Deutschen Farbenzentrums. Der Wissenschaftler, dem der Ruf vorauseilt, Deutschlands führender Farb-Experte zu sein, weiß sehr genau, dass Farben helfen gesünder zu leben – und zu arbeiten.
Der Professor aus Wuppertal gilt als Deutschlands führender Farb-Experte
In der Intensivstation eines Krankenhauses habe der Krankenstand des Personals wie auch der Medikamentenverbrauch der Patienten durch optimierte Farbatmosphäre gleichermaßen gesenkt werden können, berichtet Buether. Sein zuletzt veröffentlichtes Buch trägt denn auch den Titel „Die geheimnisvolle Macht der Farben“. In zwei Befragungen – einmal vor, einmal nach erfolgter Umgestaltung – will Professor Buether herausfinden, wie das Wechselspiel der Farben das Wohlgefühl der Mütter und der Mitarbeiterinnen im Elisabeth-Krankenhaus beeinflusst.
In der neuen Station sind die Neugeborenen nicht mehr von der Mutter getrennt, sondern rund um die Uhr mit ihr zusammen. Hier die Wöchnerinnen, dort das Kinderzimmer – diese Zeiten sind endgültig vorbei. „Wir wollen die Kompetenz der Eltern stärken“, sagt Stationsleiterin Nicole Hindenburg. Wiegen, Wickeln, Temperatur messen – diese Basistechniken sollen sie vom Moment der Geburt an selber übernehmen. Dazu erhalten die Mütter eine individuelle Stillbegleitung. Die neuen Babybetten sollen eine engere Bindung zum Neugeborenen ermöglichen. „Mütter, die eine Kaiserschnittgeburt hatten und noch geschwächt sind, können ihr Kind viel leichter zu sich nehmen.“
Im Zimmer der Langers fällt die deckenhohe Bildpaneele mit dem großen Gänseblümchen-Foto angenehm auf. Sie ist nicht nur Deko-Element, sondern verdeckt auch Steckdosen, Kabel und andere Technik vollständig. Auch für den Heizkörper haben sie hinter einer dekorativen Verkleidung mit fröhlichem Blumenmotiv verschwinden lassen.
Max Langer, der junge Papa, genießt sichtbar das neue Familien-Feeling zu dritt im frisch renovierten Wohlfühl-Zimmer. Die kleine Nele, seinen Sonnenschein, hält er behutsam in seinen Armen – fast wie ein rohes Ei. Zum Glück ist das Bett nebenan freigeblieben, so dass er die Nacht hier gemeinsam mit Frau und Tochter verbringen konnte. Er sagt: „Wir sind glücklich.“