Essen. Bevor die Stadt den Willy-Brandt-Platz umgestaltet, will sie die Bevölkerung und die Anrainer beteiligen. Auch ein großer Test ist geplant.

Der Willy-Brandt-Platz ist zurzeit vor allem eins: eine Großbaustelle. Doch schon vorher lud das Entree zur Innenstadt die Besucher und Besucherinnen nicht gerade zum Verweilen ein. Zu grau, zu trist, zu unwirtlich.

Das aber soll sich ändern. Die Stadt will den Platz gegenüber vom Hauptbahnhof neu gestalten. Denn nicht zuletzt die Eigentümer der Immobilien ringsum, die gerade Millionen in ihre Gebäude investieren, erhoffen sich eine einladendere Atmosphäre vor ihren Haustüren und somit auch von städtischer Seite eine Aufwertung dieser wichtigen Innenstadtlage.

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Derzeit baut die Koerfer-Gruppe aus Köln den ehemaligen Kaufhof zum Geschäftshaus „Königshof“ um, in dem Einzelhandel und Gastronomie sowie in den oberen Etagen Büros Platz finden sollen. Auch das benachbarte Eickhaus soll umgestaltet werden und einen mehrstöckigen Glasaufbau bekommen.

Willy-Brandt-Platz in Essen: Aufwendiger Entscheidungsprozess ist geplant

Aus dem ehemaligen Kaufhof-Warenhaus wird der „Königshof“ auf dem Willy-Brandt-Platz in Essen.
Aus dem ehemaligen Kaufhof-Warenhaus wird der „Königshof“ auf dem Willy-Brandt-Platz in Essen. © RKW Architektur+

Wo Bänke, wo Grün, wo Außengastronomie auf dem Willy-Brandt-Platz? Die städtischen Planer wollen den Bürgern und Anrainern eine Platzgestaltung nicht einfach vorsetzen. Schließlich sollen die Innenstadtbesucher das Neue auch annehmen und gerne nutzen.

Deshalb ist in den nächsten anderthalb Jahren ein aufwendiger Entscheidungsprozess geplant, in den die Essener Bevölkerung und die Immobilieneigentümer einbezogen werden sollen. Die Stadt spricht von einer „neuen Form der Kooperation zwischen den Akteuren, bei der das gegenseitige Lernen in einem experimentellen Umfeld im Vordergrund steht“.

Essen bekommt für Beteiligungsprozess 250.000 Euro Fördermittel

So soll das Eickhaus künftig aussehen.
So soll das Eickhaus künftig aussehen. © DWI Gruppe, Architekturbüro Brüning Rein | DWI Gruppe, Architekturbüro Brüning Rein

Das Ganze kostet allerdings nicht nur viel Zeit, sondern auch eine Menge Geld: 250.000 Euro will die Stadt für den Beteiligungsprozess aufwenden. Aus eigenen Mitteln muss sie das allerdings nicht bezahlen. Die Summe kommt als Förderung aus dem Landeshaushalt.

Die Stadtverwaltung hat jetzt einen Fahrplan vorgestellt, wie es bei der Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes vorangehen soll:

Zunächst wird die Stadt eine Online-Plattform einrichten, auf der Interessierte, vier Wochen lang ihre Anmerkungen und Anregungen abgeben können. Gleichzeitig wird die Verwaltung drei Planungsteams beauftragen, die ein Gestaltungskonzept erarbeiten sollen. Mit den umliegenden Immobilieneigentümern wird es einen Auftaktworkshop geben. Die so gewonnenen Ideen und Wünsche werden die Planungsteams anschließend in ihre Entwürfe einarbeiten.

Die Ergebnisse werden dann von der Verwaltung auf Machbarkeit geprüft und anschließend öffentlich präsentiert. Das soll sowohl in einer Abendveranstaltung geschehen, im Internet aber voraussichtlich auch auf dem Willy-Brandt-Platz selbst – mit der Möglichkeit zur Kommentierung.

Im Internet können Bürger und Bürgerinnen zudem über die drei Konzepte abstimmen. Dasjenige, mit den meisten Stimmen, soll dann – falls keine gewichtigen Gründe gegen eine Umsetzung sprechen – in einem Reallabor im Jahr 2023 umgesetzt werden.

Willy-Brandt-Platz wird 2023 zum Reallabor

Das Gewinnerteam unter den Planern soll anschließend, seine Ideen testweise auf dem Will-Brandt-Platz umsetzen. Diese Probierphase soll im Sommer und Herbst nächsten Jahres laufen. Dafür stehen den Planern 200.000 Euro zur Verfügung. Eine Projektgruppe aus Vertretern der Stadt und den Anliegern soll die Umsetzung begleiten. Die Stadt erhofft sich so wichtige Erkenntnisse, welche Nutzung am Ende dauerhaft auf dem Platz umgesetzt werden kann.

Zur fachlichen und organisatorischen Unterstützung hat die Stadt die Büros Scheuvens + Wachten plus aus Dortmund sowie die AG. Urban aus Berlin beauftragt.