Essen. Über den Pavillon am Willy-Brandt-Platz in Essen wurde jahrzehntelang gestritten. Im Zuge des „Königshof“-Baus soll das Gebäude neu erstehen.
Generationen von Stadtplanern haben sich den Kopf zerbrochen, wie der Kaufhof-Pavillon am Willy-Brandt-Platz so zu gestalten wäre, dass er nicht mehr als störend empfunden wird. Genutzt hat es wenig. Der Treppenabgang in das Untergeschoss blieb trotz mancher Kosmetik ein billig wirkender Riegel am Eingang der Kettwiger Straße.
Nun liegt erstmals ein mit der Stadtverwaltung abgestimmter Entwurf vor, der zeigt, in welcher Form die Körfer-Gruppe als Eigentümerin im Zuge des Neubaus der Galeria Kaufhof zum „Königshof“ auch den Pavillon neu gestalten will. Am Donnerstag (17.3.) hat sich die Ratspolitik im Ausschuss für Stadtplanung damit befasst – mehrheitlich wurde sich für die Realisierung des Vorschlags ausgesprochen.
Stadtverwaltung empfiehlt der Politik die Annahme und Umsetzung des Entwurfs
Die Stadtverwaltung hat den Kommunalpolitikern empfohlen, den Entwurf mit dem poetischen Namen „Königstreppe“ zuzustimmen, aus mehreren Gründen. Durch seine Glasanteile werde der Entwurf dem Gebot der Transparenz gerecht – der alte Bau wirkt demgegenüber optisch sehr viel aufdringlicher. Und gegenüber den denkmalgeschützten Bauten um den Willy-Brandt-Platz wahre der neue Pavillon optische Zurückhaltung. Neben dem Eickhaus zählt der Handelshof und die ehemalige Hauptpost zu diesen historischen Gebäuden, die den Charakter des Platzes prägen.
„Dem Umgebungsschutz der Denkmale ist durch entsprechende gestalterische Zurückhaltung Rechnung zu tragen“, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung. „Gestalterisches Ziel an diesem Ort, ist ein ruhiges Umfeld, in dem die einzelnen repräsentativen Gebäude glänzen können.“ Die Sicht auf die Gebäude und der Blick in die Kettwiger Straße sollten deshalb möglichst freibleiben „und nicht durch extravagante Gestaltungen auf dem Platz abgelenkt werden“.
Entwurf für den neuen Pavillon weist eine klassische Quaderform auf
Der bestehende fünfeckige Pavillon gab sich keinerlei Mühe, mit der Umgebung zu harmonieren. Der neue Entwurf weist hingegen eine klassische Quaderform auf, ist etwas kleiner und orientiert sich beim Material wie auch der Farbe an den umliegenden Gebäuden. Der neue Königshof etwa nimmt ebenfalls starke Anleihen an früheren, „klassischen“ Baustilen.
Dass mitten in einer Einkaufsstraße ein solcher Bau existiert, ist ungewöhnlich und hängt mit der komplexen Untergrund-Situation am Willy-Brandt-Platz zusammen. Optisch schienen die damaligen Politiker und städtischen Fachleute kein Störgefühl dabei zu haben.
Rechtliche Basis ist ein Erbbauvertrag aus dem Jahr 1972, „welcher die Koerfer-Gruppe berechtigt und verpflichtet, unterhalb der Platzfläche des Willy-Brandt-Platzes und oberhalb der damals errichteten U-Bahn-Trasse ein zweigeschossiges Bauwerk (sog. Basement) zu haben“, schreibt die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage. Die unterhalb des Erdgeschosses vorhandene Nutzfläche des früheren Kaufhofs war also nicht nur auf die Abmessungen des Gebäudes begrenzt, sondern ragt weit in den Platz hinein. Spätere Änderungen des Bauzustandes und des Nutzungszweckes bedürften der Zustimmung durch die Stadt.
Für ein Kaufhaus war es attraktiv, einen externen Zugang zu besitzen
Für ein Kaufhaus war es naheliegenderweise sehr attraktiv, mitten auf der Kettwiger Straße bereits einen externen Eingang zu besitzen, der die Menschen ins Gebäude zieht. Aber auch künftig wird der direkte Zugang ins Untergeschoss des früheren Kaufhauses über den Pavillon dank des weiterhin geltenden Erbbaurechts möglich und sogar vorgeschrieben sein.
Laut Stadtverwaltung wird der Pavillon einer weiteren Neugestaltung des Willy-Brandt-Platzes nicht im Weg stehen. Noch in diesem Jahr soll es dazu eine Ideenwerkstatt geben mit dem Ziel, den vielfach als wenig attraktiv empfundenen Platz frühestens ab 2024 umzubauen. Im Jahr 2023 sollen in einem so genannten Reallabor „auf dem Platz einzelne in der Ideenwerkstatt erarbeitete Nutzungs- und Gestaltungsvorschläge direkt vor Ort ausprobiert werden“, heißt es.