Essen. Eine Einheit für die Jüngsten wird Ende des Monats bei der Freiwilligen Feuerwehr Burgaltendorf gegründet. Weitere Gruppen sollen folgen.

Seit der Gründung der ersten Einheit einer Jugendfeuerwehr im Jahr 1967 bereits betreiben die Freiwilligen Feuerwehren (FF) in Essen erfolgreiche Nachwuchsarbeit bei den Zehn- bis 18-Jährigen. Bald sollen auch die Jüngeren zum Zug kommen: Die stadtweit erste Essener Kinderfeuerwehr wird am letzten Augustwochenende in Burgaltendorf aus der Taufe gehoben.

Zwei Gruppen mit jeweils sechs bis sieben Löschzwergen im Grundschulalter sind im Hauptquartier Alte Hauptstraße 36 geplant, weitere sollen nach und nach bei möglichst allen insgesamt 16 Essener FF-Einheiten folgen, bestätigte Feuerwehrchef Thomas Lembeck auf Nachfrage.

Dafür braucht es „Kinder, die mitmachen, und Erwachsene, die sich engagieren und entsprechende pädagogische Lehrgänge beim Verband der Feuerwehren besuchen wollen“, so Lembeck. Andernorts gibt es sie schon lange, sie heißen Löschlöwen, Feuersalamander oder Glühwürmchen, und auch in Essen soll jeder Mini-Löschzug einen eigenen Namen und ein eigenes Logo bekommen.

Kinder- und Jugendarbeit dient nicht nur der Kräfterekrutierung

Dass sich die Feuerwehr mit ihren Möglichkeiten in der Kinder- und Jugendarbeit starkmacht, dient zwar auch, aber nicht allein der möglichst frühzeitigen Rekrutierung künftiger Kräfte, sondern der Vermittlung von Werten: „Eine gute Einstellung zur Feuerwehr und zum Leben“, so Lembeck, soll dabei herauskommen, ganz unabhängig davon, ob der Nachwuchs von der Kinder- über die Jugendfeuerwehr seinen Weg schließlich in die Ehrenamts- oder Berufstruppe der Erwachsenen findet, was natürlich wünschenswert wäre.

Jahrelang hatte die Behörde an der Eisernen Hand eine Kinderfeuerwehr im Gegensatz zu anderen Kommunen als wenig sinnvoll und viel zu aufwendig abgelehnt. In den eigenen Reihen wurde und wird das Thema heiß diskutiert. Zusätzliche Aufgaben erscheinen kaum noch stemmbar, da man personell eh schon permanent auf dem Schlauch stehe, sagen die Kritiker des Vorhabens.

Der Brandschutzbedarfsplan befeuerte die Diskussion

Doch eine eigene Einheit für die Jüngsten wurde politisch immer nachdrücklicher gewünscht und zuletzt durch den aktuellen Brandschutzbedarfsplan noch einmal zusätzlich befeuert. Das Gutachten, das der Essener Feuerwehr eine notwendige millionenschwere Runderneuerung bescheinigt, legt ihr auch verstärkte Nachwuchsförderung über zusätzliche Jahrgänge ans Herz – mit dem erklärten Ziel, mehr künftige Kräfte für die freiwilligen als auch hauptamtlichen Abteilungen gewinnen zu können.

„Zur langfristigen Sicherung der Personalverfügbarkeit ist auch weiterhin die intensive Unterhaltung der Jugendfeuerwehr und gegebenenfalls der Kinderfeuerwehr von besonderer Wichtigkeit“, heißt es dazu in dem Bericht.

Derzeit hat die Jugendfeuerwehr rund 250 Mitglieder und keine Nachwuchssorgen. In den nächsten fünf Jahren, so heißt es, sei sogar ein Potenzial von 211 Übertritten in den aktiven Dienst absehbar. Eine auf den ersten Blick eigentlich gute Bilanz, doch es gibt einen Knackpunkt: Erfahrungsgemäß kann nur rund ein Drittel der potenziellen Nachwuchskräfte tatsächlich langfristig vor Ort gebunden werden.

200 Freiwillige können gleichzeitig alarmiert werden

Bei der Freiwilligen Feuerwehr sind laut Gutachten von ehedem 550 Kräften etwa 470 aktiv, deren Verfügbarkeit zwischen Montag bis Freitag allerdings eingeschränkt ist. Mehr als die Hälfte von ihnen arbeiten außerhalb des Essener Stadtgebiets oder sind unter der Woche grundsätzlich nicht abkömmlich.

118 Ehrenamtliche arbeiten im Schichtdienst. Rechnet man sie zumindest anteilig zu den täglich zur Verfügung stehenden Kräften, finden sich unterm Strich noch 200 gleichzeitig alarmierungsfähige Feuerwehrleute, deren Durchschnittsalter bei 35 Jahren liegt.

Doch nicht nur bei den Freiwilligen, sondern auch bei der Berufsfeuerwehr braucht es auf Sicht deutlich mehr Personal und damit mehr Ausrüstung für mehr Funktionen an mehr künftigen Standorten und auf Fahrzeugen, um in einer sich ständig verändernden Stadt innerhalb von acht Minuten an einem Einsatzort eintreffen zu können. Von einer 150 Mann und Frau starken Verstärkung, die eigentlich notwendig wäre, ist die Rede.

Die Freiwilligen noch stärker in Einsätze einbinden

Momentan weiß allerdings noch niemand, woher all diese Kräfte kommen sollen. Gute Leute sind rar. Um vor diesem Hintergrund eine gewisse Entlastung schaffen zu können, soll zumindest geprüft werden, ob einige der 16 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr mancherorts stärker in Einsätze einzubinden sind.

Da dazu auf Sicht wiederum eine verlässliche Größenordnung von Freiwilligen dazu bereit, willens und in der Lage sein müsste, um sicher planen zu können, kommt bei der Nachwuchsförderung nach der Jugendfeuerwehr nun eben die Kinderabteilung ins Spiel.