Essen. Konzerte, Klümpkes und Nachbarschaftsnähe: Das Ruhrgebiet feiert am Samstag die Kiosk-Kultur. In Essen bieten zwölf Buden ein buntes Programm.

Süßes oder Saures, Kaffee oder Kippen und ein Quätschchen im Vorbeigehen: Die Bude bietet für alle etwas. Mittlerweile ist das Anlaufziel für Spontankäufer und Nachtschwärmer sogar zum immateriellen Kulturerbe erklärt worden, Grund genug, den Kiosk zu feiern. Am Samstag, 6. August, veranstaltet Ruhr Tourismus zum dritten Mal den „Tag der Trinkhallen“. Zahllose Kioske sind dabei. 50 speziell ausgewählte Programm-Buden machen bei der Ruhrgebiet weiten Aktion zwischen 15 und 22 Uhr auch Programm. Zwölf Kioske sind in Essen zwischen Freisenbruch und Rellinghausen, Altenessen und Werden beteiligt, etwa die Hälfte davon bietet Aktionen wie Kinder-Schminken, Konzerte, sogar Amateur-Kino. Eine Übersicht.

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„Kult Kiosk“ darf sich die Trinkhalle von Sven Lauer nennen. So ein Titel verpflichtet natürlich. Die Verkaufshalle an der Hedwigstraße 8, die Lauer zusammen mit seinem Vater Dietmar seit mittlerweile 20 Jahren in Rüttenscheid betreibt, ist schon zum dritten Mal beim „Tag der Trinkhallen“ dabei – und präsentiert sich auch diesmal musikalisch. 2018 hat der Hip Hop dort sogar 80-Jährige zum Tanzen gebracht. Ob eine Blockflötistin aus Nicaragua ähnlich animierend klingt, muss sich zeigen. Das Karla Domínguez Quartett und Transaesthetics jedenfalls wollen westliche und anatolische Musiktraditionen mit weiteren Stilrichtungen zu verbinden. Auf „bunte Tüten“ ist man in Rüttenscheid schließlich spezialisiert – für einen Euro gibt’s von allem etwas – Süßes und Saures.

Garip Acar (rechts) und Mitarbeiterin Sabine Alfonso Escobar (links) erwarten die Kiosk-Besucher am „Bredeneyer Treff“.
Garip Acar (rechts) und Mitarbeiterin Sabine Alfonso Escobar (links) erwarten die Kiosk-Besucher am „Bredeneyer Treff“. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Machma lauter“ lautet das Motto auch am Kiosk „Bredeneyer Treff“. Die Trinkhalle an der Wendeschleife ist eine feste Adresse im Stadtteil. Nachdem der langjährige Betreiber Heinz Heuer Ende 2021 in Rente gegangen ist, führt Garip Acar mittlerweile das Büdchen an der Bredeneyer Straße 168, obwohl die Immobilienmaklerin eigentlich andere Pläne hatte. Nun kümmert sich Garip Acar zusammen mit Sabine Alfonso Escobar um die vielen Stammkunden im Stadtteil, den Älteren bringt sie die Einkäufe auch nach Hause, wenn sie mal nicht kommen können. Vorbeikommen lohnt sich am 6. August aber in jedem Fall, denn Folkwang-Absolvent Jim Galakti präsentiert Jazz aus verschiedenen Ländern, und Yacambú führt mit karibischen Klängen nach Lateinamerika.

Tante-Emma-Lädchen, Kommunikationsmittelpunkt und Börse für Nachbarschaftshilfe, all das vereint „Die Windmühle“ an der Windmühlenstraße 42 in Holsterhausen. Am Samstag wird die Windmühle auch zur Bühne für einen Lichtkünstler und die Acoustic-Jazz-Coverband.

An der Savignystraße 73 wird der Kiosk sogar zum Kino und sorgt für einen nostalgischen Blick in die Vergangenheit. Die Karim-Trinkhalle zeigt Filmaufnahmen des Archivs für Familien- und Amateurfilm des Ruhrgebiets.

„Tief im Westen“: An Susis Büdchen wird das Ruhrpott-Potpourri angestimmt

Alle Essener Buden im Überblick

Der „Tag der Trinkhallen“ läuft am 6. August in 22 Städten des Ruhrgebiets, Kulturprogramm gibt es an den Programmbuden von 15 bis 22 Uhr. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kioske, die sich mit eigenen Aktionen beteiligen. Alle Infos auf tagdertrinkhallen.ruhr.

Die in Essen beteiligten Buden im Überblick: Blumenlädchen Rose, Altenessener Str. 305, Bredeneyer Treff, Bredeneyer Straße 168, Die Windmühle, Windmühlenstr. 42, Getränke & mehr, Huestr. 119, Heu-Bude, Sachsenring 149, Karim-Trinkhalle, Savignystr. 73, Kiosk zum Frühstückseck, Eisenbahnstr. 25, Mina’s Kiosk, Humboldtstr. 190, Susis Büdchen, Hospitalstr. 10, Trinkhalle Hentschel, Kaiser-Otto-Platz 7, Trinkhalle Sevda, Im Löwental 2, Verkaufshalle Sven Lauer, Hedwigstr. 8.

Die Trinkhalle Hentschel in Steele versorgt den Stadtteil seit Ende der 1950er Jahre mit allem, was so eine Bude zu bieten hat – von Tabak bis Tageszeitung. Am Samstag gibt’s auch jede Menge musikalische Unterhaltung, denn das vom ehemaligen Bassisten der Klaus-Lage-Band, Martin Engelien, ins Leben gerufene Go-Music-Konzert-Format sorgt am Kaiser-Otto-Platz 7 für Programm – und lässt natürlich auch Revierhits erklingen.

Zum Revier-Fußball gehören die Stadionchöre. Aber auch an Susis Büdchen an der Hospitalstraße 10 in Altenessen wird am Samstag gesungen. Dafür haben die ID55-Singalongs aus Herne ein Potpourri der beliebtesten Kurvensongs und Vereinshymnen aus dem Ruhrgebiet einstudiert. Dabei geht es kreuz und quer durchs Revier, von Blau-Weiß zu Schwarz-Gelb, von „Tief im Westen“ bis zum „Zebra-Twist“, der am Tag nach dem Revier-Derby von Rot-Weiss Essen und dem MSV Duisburg natürlich nicht fehlen darf.