Essen-Rüttenscheid. Ein Rüttenscheider kämpft weiter gegen das vermeintlich „hässliche“ Fahrradhaus vor seiner Haustür. Er hofft, dass das Konstrukt abgebaut wird.

Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Verkehrswende im Kleinen für Zerwürfnisse sorgen kann. Vor einigen Monaten ist an der Hedwigstraße, Ecke Rosastraße ein knallblaues Fahrradhaus aufgestellt worden. Optik und Größe des metallenen Parkhauses für Räder spaltete schon damals die Gemüter. Ein Anwohner will den Kampf nicht aufgeben und hat die Bezirksvertretung (BV) II eingeschaltet, um zu erreichen, dass das Fahrradhaus verlegt wird. Seinen Namen möchte der Rüttenscheider nicht in der Zeitung lesen – denn er hat Angst vor Anfeindungen.

Der Anwohner findet, dass die „hässliche Metallbox“ den Platz optisch stark abwerte. „Es ist ein Jammer für diesen Ort“, sagt er. Noch dazu hält er das System für ineffizient. Die meiste Zeit seien nicht einmal die zwölf mietbaren Plätze in dem großen Metallkonstrukt belegt. Dafür habe man aber die Fahrradständer entfernt, die zuvor dort standen. Auch über mangelnde Barrierefreiheit beklagt sich der Anwohner: „Da kommt man kaum mit einem Kinderwagen vorbei.“

Essens OB Kufen: Haus für zwölf Räder braucht so viel Platz wie ein Auto

Seine Beschwerden hat der Rüttenscheider in der vergangenen Sitzung der BV II vorgebracht. Aktuell wartet er auf eine Antwort der Verwaltung, die in der kommenden Sitzung des Stadtteilparlamentes im August vorliegen soll. Auch einen Ortstermin mit Bezirksbürgermeister Hans-Peter Huch hat es bereits gegeben. Der CDU-Politiker möchte eine Lösung finden, betont aber auch, dass viele Bürgerinnen und Bürger die Aufstellung des Fahrradhauses begrüßten. Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte dem Anwohner schon Anfang Juni einen Brief zugeschickt – als Reaktion auf einige kritische Schreiben, die er an dem Fahrradhaus angebracht hatte.

In seinem Brief erklärt Kufen, das Bereitstellen von „ebenerdigen, gut zugänglichen, diebstahl- und witterungsbeständigen Radabstellanlagen in Wohngegenden“ sei ein wichtiger Punkt der Radverkehrsförderung. Die sei nötig, um das gesetzte Ziel zu erreichen, dass 2035 je ein Viertel der Wege zu Fuß, mit dem Rad, mit dem ÖPNV und mit dem Auto zurückgelegt werden. Der Platzbedarf eines Fahrradhauses für zwölf Räder entspreche in etwa einem Auto-Parkplatz, so Kufen. Zudem würden die Häuser nur dort aufgestellt, wo die Nachfrage auch da sei. „Der gewählte Standort des Fahrradhäuschens an der Hedwigstraße Ecke Rosastraße ist gut geeignet, da es sich hier um eine Straßenkreuzung von vier Wohnstraßen handelt“, führt Kufen weiter aus.

ADFC Essen: „Das Haus ist ausgebucht“

Mirko Sehnke, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Essen, wehrt sich gegen den Vorwurf, das Fahrradhaus sei nicht ausgelastet. „Das Haus ist ausgebucht und wir haben längerfristige Mietverträge abgeschlossen“, sagt er. Die Verlegung an einen anderen Platz sei keine Option: „Das ist schließlich der Standort, den uns die Stadt zugewiesen hat.“ Und auch dem Kompromissvorschlag, das knallblaue Haus in eine andere Farbe umzulackieren, erteilt er eine Absage. Immerhin sei Blau eine der Stadtfarben von Essen.

Stadt Essen: ADFC koordiniert die Fahrradhäuser

Auf Anfrage erklärte die Verwaltung, für die Koordination von Fahrradhäusern sei der ADFC zuständig. Für das Fahrradhaus an der Ecke Hedwigstraße / Rosastraße habe dieser zunächst eine Sondernutzungserlaubnis beantragt, den die Stadt geprüft habe. In der Bezirksvertretung II seien verschiedene Bedenken geäußert worden, anschließend habe diese dem Vorhaben aber im Dezember 2019 zugestimmt. „Im Anschluss daran erhielt der ADFC die Erlaubnis zur Aufstellung des jeweiligen Fahrradhauses in Form einer entsprechenden Sondernutzungserlaubnis“, so Stadtsprecher Burkhard Leise.

Der Anwohner berichtet indes, dass er viel Zuspruch von Nachbarn bekomme. „Viel Erfolg“, hätten ihm einige gewünscht, und später gefragt: „Kommt das Ding endlich hier weg?“ Wieder andere hätten ihn allerdings auch angefeindet und attackiert. „Sie sind hier der Blödmann“, habe ihm ein Mann ins Gesicht gesagt. Von seinem Ziel halte ihn das nicht ab: „Freiwillig werde ich den Kampf nicht aufgeben.“