Essen-Steele. Ein rechter Mob pöbelt, Jugendliche rufen die Polizei Essen. Zwischen Notruf und Eintreffen der Beamten liegen fast zwei Stunden. Das geht nicht.

Das muss man sich mal vorstellen: Da grölt eine 50-köpfige, aggressive Gruppe vor einer einschlägig bekannten Lokalität in Essen-Steele „Ausländer raus“, „Jetzt töten!“ oder „Hitler und SS zurück“ und versetzt jugendliche Seminarteilnehmer eines nahen Kulturzentrums in Angst und Schrecken. Als diese während eines Wochenendseminars im Juni die Polizei um 1.45 Uhr per Notruf alarmieren, brauchen die Beamten bis 3.59 Uhr, um vor Ort einzutreffen.

So etwas darf es nicht geben – vor allem nicht bei dieser Vorgeschichte. Denn es war wie gesagt nicht irgendeine Lokalität, vor der sich der Nazi-Parolen brüllende Mob da versammelt hatte.

Polizei Essen: Aufarbeitung läuft

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Bisher konnte die Polizei nicht klären, wie es zu dem krassen Zeitverzug kommen konnte. Die Aufarbeitung dauert an. In der vergangenen Woche teilte die Behörde mit, dass der Einsatz als Ruhestörung bewertet worden war. Es hätten „keine Hinweise auf eine Bedrohung“ vorgelegen, hieß es. Wie man zu dieser Einschätzung kommen konnte, wird nun akribisch ausgewertet werden müssen.

Das ist man nicht nur den Jugendlichen schuldig, die laut Landesjugendring „extreme Gefühle von Angst, Ohnmacht und Verzweiflung“ erlebten, während sie auf die Polizei warteten – sondern der ganzen Bevölkerung, insbesondere aus Steele, die sich seit Jahren mit der Nazi-Thematik konfrontiert sieht.