Essen-Ruhrhalbinsel. Tempoverstöße an Schulwegen, Unfälle mit Schwerverletzten: In Essener Stadtteilen sollen digitale Messtafeln helfen. Einige sind installiert.
Pflasterkissen, verengte Fahrbahnen oder Tempo 30: Aus den Stadtteilen kommen immer wieder Forderungen, das Tempo an bestimmten Stellen und Straßen zu senken. Was aber, wenn bereits Tempo 30 gilt und es vielmehr um Überschreitungen geht. In Heisingen ist jetzt eine digitale Messtafel aufgestellt worden. Die Messung ist bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung zwar folgenlos, die Aufstellung aber soll durchaus eine Wirkung haben – so hoffen es Bürger und Politiker.
Insgesamt soll es für die Stadtteile auf der Ruhrhalbinsel fünf der Tafeln geben. Ermöglicht hat das ein Pilotprojekt, bei dem die zuständige Bezirksvertretung federführend gewesen ist. Zudem stellt die Stadt eine weitere Tafel auf. Am Nöckersberg in der Nähe der Kirche St. Barbara in Byfang ist die erste mobile Geschwindigkeitstafel aufgestellt worden, gefolgt von der Heisinger Straße, Höhe Georgkirche, und der Byfanger Straße in Höhe Hirtental sowie an der Burgstraße.
Insbesondere die Situation in Byfang liegt den Politikern besonders am Herzen
„Bereits seit langem ist es der Bezirksvertretung Ruhrhalbinsel ein Anliegen, mit Hilfe von mobilen Geschwindigkeitstafeln zum einen die Autofahrerschaft zu sensibilisieren, zum anderen aber auch mit der Auswertung der Messungen valide Daten zu erhalten, um auf Eingaben von Bürgerinnen und Bürgern reagieren zu können“, erklärte Bezirksbürgermeister Wilhelm Kohlmann bei der Aufstellung in Byfang.
Insbesondere die Situation in diesem Stadtteil liege den Politikern dabei besonders am Herzen, fehlten doch aufgrund der ländlichen Struktur gerade im Bereich Nöckersberg oftmals Gehwege. Gerade Kinder und ältere Menschen seien daher besonders gefährdet. „Wir freuen uns aktiv einen Beitrag zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr leisten zu können“, sagte Kohlmann, nachdem die erste Tafel aufgestellt worden ist.
Das Thema Tempoüberschreitung beschäftigt alle Beteiligten bereits lange, die Aufstellung der Messtafeln wurde dann 2016 Thema in der Bezirksvertretung. Damals forderten die Politiker die Stadt nach einem Antrag der CDU auf, diese Technik einzusetzen. Es folgte ein Konzept, das für jeden Bezirk ein fest installiertes Gerät vorsieht.
Lange hatten sich Anwohner in Kupferdreh für Konsequenzen eingesetzt
Vor etwa drei Jahren dann kündigte die Stadt an, zusätzliche Tafeln anzuschaffen. Bis dahin gab es zwei fürs Stadtgebiet. Für die weiteren Tafeln waren die Standort dann bereits festgelegt, bevor Gespräche mit Ortspolitikern stattgefunden hatten. Das sorgte schon deshalb für Unmut, da sich vor allem Bezirksvertreter in ihren Vierteln oftmals mit dem Thema Verkehr beschäftigen, das Bürger regelmäßig an sie herantragen. So war etwa die Byfanger Straße nach einem schweren Unfall ein großes Thema in Kupferdreh.
Lange hatten sich hier Anwohner für Konsequenzen eingesetzt, nachdem eine Passantin beim Queren der Straße (hier gilt Tempo 50) angefahren und schwer verletzt worden war. Immerhin gilt die Strecke als Schulweg für viele Kinder. Es gründete sich eine Initiative, es gab eine Petition und eine lange Unterschriftenliste, die im Rathaus beim Oberbürgermeister landete – erfolglos. Nun steht auch die Byfanger Straße auf der Liste. Bei dieser haben die Politiker Aufstellungsorte bestimmt, die die Verkehrsbehörde dann geprüft habe.
Bezirksvertreter beschlossen ein Pilotprojekt
Geändert haben sich auch die Folgen der digitalen Geschwindigkeitsmessung. Zwar wird es nach wie vor keine Bußgelder für Temposünder geben. Hieß es bislang jedoch, die Ergebnisse könnten nicht ausgewertet werden, da es bei der Stadt an Personal dafür mangele, ist nun eine Auswertung der tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit angedacht. Denn die Messgeräte sollen nun zunächst sechs Monate an den gewählten Standorten verbleiben und dann ausgewertet werden.
Wie es auf der Ruhrhalbinsel zu weiteren Messtafeln kam: Es waren die Mitglieder der Bezirksvertretungen IV und VIII, die vergangenen Sommer ein Pilotprojekt beschlossen haben. Aus Mitteln der Bezirksvertretungen ist dann ein Dienstleister beauftragt, der die mobilen Tafeln aufstellt. Fest steht, dass die Mietdauer auf maximal 24 Monate begrenzt ist und die Mietkosten sich auf ca. 30.000 Euro pro Jahr belaufen. Offen ist, welche Wirkung diese Technik haben wird. Nun warten alle auf erste Ergebnisse.