Essen. Wie sicher ist das Grugabad? Essens größtes Schwimmbad kämpft seit Jahren gegen einen schlechten Ruf. Was die Bademeister sagen, was Gäste sagen.
Essens größtes Freibad, das Grugabad, leidet seit Jahren unter einem zweifelhaften Ruf. Dabei beteuern viele Gäste, noch nie schlechte Erfahrungen vor Ort gemacht zu haben. Die Verantwortlichen verweisen auf strenge Sicherheits-Konzepte.
Das Grugabad: Da wird man angepöbelt, da liefern sich migrantische Jugendliche aus Clan-Familien brutale Fehden, da sollten Frauen besser nicht im Bikini über die Wiese laufen. Dieses Image hält sich bei vielen Bürgerinnen und Bürgern hartnäckig. Betriebsleiter Thomas Schulte arbeitet seit 1995 im Grugabad und hält dagegen: „Das Grugabad ist ein Ort, an dem man sich gut aufhalten kann. Die letzte Schlägerei, die ich mitbekommen habe, war irgendwann Mitte der neunziger Jahre.“ Clan-Fehden, wie man sie zeitweise aus Berliner Bädern mitbekommt, „gibt es bei uns nicht“, beteuert Schulte.
Ab 16 Uhr wird das Publikum im Grugabad jugendlicher und migrantischer
Aber der erfahrene Freibad-Chef will kein rosarotes Bild zeichnen: „Das Grugabad ist Spiegel sozialer Probleme, die nicht das Schwimmbad verursacht hat.“ Natürlich sei der Anteil migrantischen Publikums hoch, vor allem nach 16 Uhr werde das Publikum „jugendlicher, lauter und manchmal auch rauer.“ Das sei aber nicht nur im Grugabad so, das könne man schließlich auch im Limbecker Platz, am Hauptbahnhof oder auf der Kettwiger Straße wahrnehmen. „Und manche Bevölkerungsgruppen haben zu Hause keinen Respekt gelernt. Das bekommen wir hier natürlich mit.“ Es ist übrigens auch das Personal selbst, das manchmal angepöbelt wird.
Um aufkeimende Konflikte unter Badegästen sofort zu unterbinden, hat das Grugabad je nach Wetter sechs bis zehn Security-Leute auf dem Gelände postiert. Nicht ohne Zufall sprechen viele von ihnen Arabisch. Sieben Videokameras sind an neuralgischen Punkten installiert.
Sicherheits-Dienste im Grugabad sind übrigens kein neues Phänomen: „Seit 1991 gibt es im Grugabad Security“, sagt Schulte. In diesem Jahr hat erstmals die städtische Tochterfirma RGE den Sicherheitsdienst übernommen.
Viele junge Mütter mit kleinen Kindern gehen trotzdem gern ins Grugabad
Was sagen Gäste? Sonntag Mittag, die Temperatur nähert sich der 30-Grad-Marke, vor den Kassen kurze Schlangen: „Wir haben noch nie schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt ein junges, deutsches Ehepaar, das einen Kinderwagen aus dem Grugabad schiebt. 20 Meter weiter wartet eine Mutter mit einem etwa anderthalbjährigen Mädchen auf dem Arm auf Einlass: „Wir fühlen uns im Grugabad sicher, wir haben keine Sorge, das Bad zu betreten.“ Und eine weitere junge Mutter, die mit einem Kinderwagen am Eingang steht, sagt: „Leute, die sich nicht benehmen können, gibt es überall. Wir fühlen uns wohl hier.“
Badleiter Thomas Schulte beteuert: Hausverbot gibt’s beim kleinsten Regelverstoß. „In der Regel sind es kleine Sachen, die zu Streit führen, mit einem Schubser fängt es meistens an.“ Dabei müsse für alle Beteiligten klar sein: Wer Stress macht, fliegt raus. Da reicht es, vom Beckenrand zu springen oder andere Schwimmer zu döppen, selbst in freundschaftlicher, harmloser Absicht.
Denn es geht nicht nur um Pöbeleien auf der Liegewiese oder am Kiosk, einen Großteil der Aufmerksamkeit muss das Grugabad-Personal auf die Sicherheit in den Becken richten. „Seit Corona hat sich das Problem deutlich verschärft, dass viele Kinder und Jugendliche nur schlecht oder gar nicht schwimmen können“, hat Katharina Sierpinski beobachtet, die stellvertretende Badleiterin. „Viele überschätzen sich und springen rein, obwohl sie kaum schwimmen können.“ Entsprechend hoch ist der Kontroll-Aufwand: Allein das Wellenbecken wird permanent von mindestens vier Rettungsschwimmern am Beckenrand überwacht.