Essen. 37 Grad – der bislang heißeste Tag des Jahres in Essen verläuft glimpflich. Welche Stadtteile sich am stärksten aufwärmen: Essens Klimakarte.
Beim bislang heißesten Tag des Jahres, verzeichnen die Freibäder in Essen einen großen Andrang, der bis zu den Nachmittagsstunden jedoch glimpflich verläuft. Schon morgens sind im Freibad Kettwig rund 300 Gäste, und Essens größtes Freibad, das Grugabad, kommt auf 6000 bis 7000 Besucher. 12.000 wären das erlaubte Maximum, auf den Tag verteilt.
Es ist kurz nach ein Uhr mittags, die Digitalanzeige im Grugabad zeigt 35 Grad an, und es ist noch nicht das sprichwörtliche Ende der Fahnenstange: Erstens soll es am Dienstag 37 Grad werden, und zweitens „kommt am Nachmittag sicher noch noch mal eine ganze Reihe weiterer Gäste“, berichtet Katharina Sierpinski (41), die stellvertretende Betriebsleiterin im Grugabad.
25 Mitarbeiter im Grugabad sorgen für Sicherheit
Da sind die Becken schon gut mit Badegästen gefüllt, vor allem das Wellenbad erfreut sich größter Beliebtheit, und auf den Liegewiesen sind die Schattenplätze zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie alle besetzt. Mit rund 15 Rettungsschwimmern und weiteren, zehn Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes RGE achtet man im Grugabad darauf, dass niemand verunglückt oder dass aufkommende Streitereien sofort unterbunden werden. „Wir wollen, dass hier alle sicher sind und auch heil das Bad wieder verlassen“, so Sierpinski.
Das Grugabad ist derzeit das einzige städtische Freibad mit durchgehenden Öffnungszeiten; abends ist um 20 Uhr Schluss, und nach den Erfahrungen der letzten, heißen Tage „würden viele Leute abends gern noch länger bleiben, man muss die Gäste abends durchaus zum Gehen animieren mit vielen Durchsagen.“
Welche Stadtteile sich am meisten aufheizen
Holsterhausen meldet zu dieser Stunde schon 34 Grad, Kettwig ebenso, und in Freisenbruch werden noch zwei Grad weniger gemessen – das schreiben Nutzer ins soziale Netzwerk Facebook.
Doch es ist die Essener Innenstadt, die sich erwartungsgemäß regelmäßig am meisten aufheizt – das fand schon vor Jahren der Essener Klimaforscher Wilhelm Kuttler heraus, der 2015 die Uni Duisburg-Essen verließ und sich zur Ruhe setzte. Zuvor hatte er ein Jahr lang an 30 Messstellen im Stadtgebiet Niederschläge und Temperaturen aufgezeichnet, außerdem auf historische Wetterdaten zurückgegriffen, auch die seines Lehrstuhls an der Hochschule, an dem 30 Jahre lang Wetterdaten registriert wurden.
Die wichtigsten Ergebnisse: Grundsätzlich wird es in Essen am wärmsten in der Innenstadt, in den westlichen Stadtteilen wie Frohnhausen und Holsterhausen sowie im Südviertel und Rüttenscheid. Kuttler veröffentlichte seine Ergebnisse im bislang einzigen wissenschaftlich fundierten Werk zum Essener Stadtklima: „Das Klima von Essen“, ein 250-seitiges Buch mit ausführlichen Analysen, dokumentiert, dass der Klimawandel auch in Essen längst stattfindet. In 80 Jahren ist die Durchschnittstemperatur um rund ein Grad gestiegen, so eines der Resultate.
Viel Beton heißt: Große Hitze, auch nachts
Die Temperatur wird dort dauerhaft am höchsten, wo der Boden am stärksten versiegelt ist – Asphalt und Stein speichern nicht nur die Hitze und geben sie nur langsam wieder ab, sondern reflektieren auch die Wärme. Weil Stein und Asphalt Hitze lange halten, kühlt es auch nachts kaum ab.
Auch Teile von Rüttenscheid und Bredeney, sogar Heidhausen sind relativ heiß – in Heidhausen liegt es an der Höhenlage. Dort, genauer an der Preutenborbeckstraße (202,5 Meter überm Meeresspiegel), liegt der topographisch höchste Punkt von Essen.
Entsprechend kühl bleibt es in den Senken der Stadt, vor allem dann, wenn Bachläufe die Landschaft durchziehen: Deshalb hat Gerschede (Alter Pausmühlenbach) relativ niedrige Werte oder die Quartiere rund um den Deilbach (Kupferdreh).
Das Buch von Wilhelm Kuttler heißt „Das Klima von Essen“ und erschien 2015 im Westarp-Verlag, kostet 22,95 Euro und ist noch zu haben (ISBN-Nummer 978-3-86617-050-6).