Essen-Haarzopf. Bald beginnt das Schuljahr. In Essen-Haarzopf wurde Platz für 100 Schüler geschaffen. 2027 soll das Gebäude aber wieder anders genutzt werden.
Essen spürt den Mangel an Schul- und Betreuungsplätzen. Lag die Zahl der Schulanfänger 2012 noch bei 4500 Kindern, könnte sie bald die 6000er-Marke knacken. Mit verstärkter Bautätigkeit will die Stadt dem Rechnung tragen, so auch im wachsenden Stadtteil Haarzopf. Dort können zunächst Unterrichtsräume für etwa 100 Grundschulkinder sowie ein Betreuungsbereich des Offenen Ganztags geschaffen werden. Im Neubau einer zukünftigen Kita werden ab August vorübergehend Grundschüler unterrichtet.
Container, um Essener Kinder zu unterrichten
Die Fassade weist mit ihrer fröhlichen Farbigkeit auf die Reaktivierung eines ursprünglich aufgegebenen Schulstandorts hin. Eine politische Entscheidung wird damit faktisch wieder zurückgenommen. Die 1902 in Betrieb genommene katholische Grundschule an der Hatzper Straße war nämlich 2014 mit ihrem evangelischen Pendant zur neuen „Grundschule Haarzopf“ zusammengefasst worden. Die Räumlichkeiten des für rund 300 Schüler und 75 Kita-Kinder gedachten „Haus des Lernens“ an der Raadter Straße reichten aber schon bald nicht mehr aus. Bereits 2019 mussten auf der anderen Straßenseite Container aufgestellt werden, um dort Kinder zu unterrichten.
Nun entstand an der Hatzper Straße ein zweigeschossiger Modulbau. Die Kosten einschließlich des Abbruchs der alten Schule sollten sich auf rund 4,2 Millionen Euro belaufen, stiegen aber auf 5,45 Millionen.
Kita-Gebäude in Essen-Haarzopf ist fertig
Das Kita-Gebäude ist jetzt fertig gestellt, wird aber im August erst einmal an einen Übergangsnutzer übergeben. Die Räumlichkeiten sollen nämlich zunächst als einzügige Dependance der Haarzopfer Grundschule genutzt werden. Später soll auf der bisher unbebauten Fläche im hinteren Bereich des Grundstücks ein zweizügiger Grundschul-Neubau entstehen.
Nach seiner Nutzung als Übergangsschule wird das direkt an der Straße gelegene Gebäude dann in eine viergruppige Kita mit Familienzentrum zur Elternberatung umfunktioniert werden. Drei Gruppenräume für die Unterbringung von Kindern unter drei Jahren sowie ein Gruppenraum für Kinder älter als drei Jahre sind vorgesehen.
Platzmangel führte zum Baubeschluss
Da der Neubau „Haus des Lernens“ den steigenden Bedarf an Kita- und Grundschulplätzen nicht ausreichend decken konnte, hatte der Rat der Stadt im März 2020 den Neubau einer viergruppigen Kita und später einer zweizügigen Grundschule beschlossen. Das weitläufige Grundstück an der Hatzper Straße 186 biete genügend Platz.
Nach der Schließung 2014 hatten Asylbewerber im alten Schulgebäude gewohnt, das dann jahrelang leer stand und Anfang 2020 abgerissen wurde. Mitglieder des Bürgervereins Essen-Haarzopf-Fulerum konnten zumindest noch die große Schulhof-Uhr retten.
Der Schulneubau wurde aber für eine dringlich gewordene Baumaßnahme am städtischen Betriebshof Elisenstraße zurückgestellt. Eine Prüfung der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen hatte dort zu einer Schließung der Werk- und Fahrzeughalle geführt, weitere Gebäude als abgängig befunden und die Notwendigkeit der Schaffung zusätzlicher Sozialräume festgestellt. Durch das Vorziehen dieses Projektes rutschte der Haarzopfer Neubau in der Priorisierung nach hinten. Als Folge hätte das Interim eventuell erst 2029/30 als Kita dienen können, verkündete die Verwaltung.
Nachbarn in Essen-Haarzopf weisen auf Gefahrenstelle hin
Derzeit werde aber geprüft, ob der Neubau zusammen mit weiteren Projekten aus dem noch ausstehenden Schulentwicklungsprogramm in serieller Bauweise hergestellt werden könne. Man sei zuversichtlich, dass die geplante Umnutzung dann doch wie geplant ab dem Jahr 2027 erfolgen könne.
Die direkten Nachbarn an der Hatzper Straße freuen sich über die Baufortschritte. Matthias Henscheid schwärmt geradezu: „Da entsteht was richtig Tolles für die Kleinen.“ Doch er weist auf einen potenzielle Gefahrenstelle hin: „Meine Frau und ich machen uns echt Sorgen um die Kinder.“ Der von Bredeney kommende Radweg sei nämlich nicht ausreichend ausgeschildert. Obwohl sie etwa 100 Meter oberhalb der Schule auf die Straße wechseln müssten, führen erfahrungsgemäß viele Radler einfach auf dem Gehweg weiter: „Diese Situation kennen wir, unser Sohn ging ja auf die alte Schule.“ Dieses Fahren auf dem Bürgersteig könne gefährlich werden für die dort entlang laufenden Schüler: „Da muss die Stadt handeln.“