Essen. Am Europaplatz gab es die meisten Unfälle mit Verletzten, am Weidkamp verunglückten besonders viele Radler. Was die Polizei zum Unfallatlas sagt.
Nachdem die Polizei im vergangenen Jahr 24.671 Unfälle mit 1808 Verunglückten in Essen zählte, hat sich der Europaplatz südlich des Hauptbahnhofs als das stadtweit gefährlichste Pflaster für Verkehrsteilnehmer entpuppt - jedenfalls aus der Sicht von Statistikern: Auf dem Abschnitt von der Kruppstraße in Richtung Helbingbrücken passierten die meisten Unfälle mit Personenschäden auf Essener Straßen.
Dies geht aus dem neuen digitalen Unfallatlas hervor, den der Landesbetrieb IT.NRW jetzt veröffentlicht hat. Im Vergleich mit anderen Städten spielt Essen darin insgesasmt zwar keine auffällige Rolle. Dennoch sind bei genauerer Betrachtung der Daten einige interessante Aspekte zu entdecken.
Während der Europaplatz in der Kategorie Unfallhäufigkeiten nach Straßenabschnitten in der Größenordnung sieben bis zehn Unfälle mit Verletzten eine negative Spitzenposition einnimmt, folgen danach eine ganze Reihe von Orten, an denen im vergangenen Jahr zwischen vier und sechs Menschen zu Schaden kamen.
85-Jähriger von Lastwagen erfasst und mitgerissen
Das sind rund um die Innenstadt die Steeler Straße zwischen Söllingstraße und Hollestraße, wo stadtweit die meisten Fußgänger zu Schaden kamen, sowie zwischen Leopoldstraße und Markgrafenstraße, die Kurfürstenstraße zwischen Helbing- und Sedanstraße, die Hindenburgstraße an ihrem südlichen Ende zur Hachestraße hin und die Hans-Böckler-Straße zwischen Hache- und Schwanenkampstraße, wo im vergangenen Jahr ein 85 Jahre alter Fahrradfahrer sein Leben verlor, als er von einem Lastwagen erfasst und mitgerissen worden ist.
Zu den Schwerpunkten mit vier bis sechs Verletzten zählen aber auch die Eleonorastraße in Bergerhausen, die Alfredstraße in Höhe Haumannplatz in Rüttenscheid, die Frohnhauser und die Mülheimer Straße in Frohnhausen, die Altendorfer Straße zwischen Siemens- und Unterdorfstraße, die Hans-Böckler-Straße in Höhe der Segerothstraße oder die Stoppenberger Straße, wo sie in die Essener Straße übergeht.
Es folgen die Gladbecker Straße als auch die Altenessener in Höhe der sie verbindenden Hövelstraße, die Katernberger Straße, die Hafenstraße am Sulterkamp in Bergeborbeck, die Karnaper Straße in Höhe der Arenbergstraße, die Krayer Straße nahe des Stadtteilzentrums sowie die Frintroper Straße an dem Abschnitt Aktienstraße als auch in Unterfrintrop kurz vor der Stadtgrenze zu Oberhausen.
Unfallkommission sucht seit längerem nach Lösungen
Die meisten Fahrradfahrer (drei bis sechs Unfallopfer) verunglückten auf der Mülheimer Straße zwischen Dresdner und Breslauer Straße in Frohnhausen, auf der Stoppenberger Straße, auf der Hindenburgstraße, der Witteringstraße und auf der Wuppertaler Straße vor der Kampmannbrücke.
Der mit Abstand gefährlichste Ort für Radler ist jedoch der Weidkamp in Borbeck: Binnen drei Jahren zählten Landesstatistiker und die Polizei dort 15 Verletzte, stets waren die Straßenbahnschienen der Auslöser für die Stürze. Die Unfallkommission sucht seit längerem nach Lösungen.
An vielen anderen Stellen der Stadt sind die Bewertungen allerdings weniger deckungsgleich. Während der Landesbetrieb IT.NRW allein nackte Zahlen für seinen jährlichen Unfallatlas zugrunde legt, unterziehen Verkehrsexperten des Präsidiums an der Büscherstraße die Unfälle auch einer tiefergehenden qualitativen Bewertung. So gilt ein Ort beispielsweise dann als Brennpunkt, wenn sich dort innerhalb von drei Jahren mindestens fünf schwerere Unfälle ereignen.
Der Unfallatlas wurde von der Realität längst überholt
Für den Europaplatz etwa wirft die polizeiliche Statistik für das vergangene Jahr zwar sieben registrierte Einsätze aus. Häufigste Ursachen waren unachtsame Fahrbahnwechsel und Rotlichtverstöße durch Fußgänger. In diesem Jahr, so Polizeisprecherin Sonja Kochem, ist der Abschnitt zwischen A40 und Hauptbahnhof jedoch schon kein Schwerpunkt mehr. Zumindest bislang.
Da hat die Realität den Unfallatlas schon wieder rücksichtslos überholt.