Essen. Weniger verletzte Autofahrer, Radler und Fußgänger, keine gestorbenen Kinder: Verkehrsunfall-Statistik 2021 – viel Licht, etwas Schatten.
Die Zahl der Verunglückten im Essener Straßenverkehr, ist auf dem niedrigsten Stand seit mindestens zehn Jahren. Das geht aus der Verkehrsunfall-Statistik für das Jahr 2021 hervor, die die Polizei am Montag vorgelegt hat. Demnach zählte die Behörde im vergangenen Jahr 1808 Verunglückte, das sind 2,38 Prozent weniger als im ersten Corona-Jahr 2020 und etwa 16 Prozent weniger als im Jahr 2018, als man in Essen 2166 Verunglückte zählte.
Anteil der verunglückten E-Bike-Fahrer steigt
Die Verkehrsunfall-Statistik der Polizei Essen zeigt eindeutig den allgemeinen Trend zum E-Bike. Das elektrisch unterstützte Radfahren wird bei immer mehr Bürgerinnen und Bürger jeden Alters immer beliebter. Entsprechend nimmt auch der Anteil der verunglückten E-Bike-Fahrer unter den verunglückten Fahrrad-Fahrern deutlich zu: Lag ihr Anteil im Jahr 2012 noch bei 1,1 Prozent, ist er mittlerweile auf 24,8 Prozent gestiegen. Was bedeutet: Bei jedem vierten Fahrradunfall mit Verletzten ist ein E-Bike beteiligt.
Als im Verkehr verunglückt gilt jemand, der durch einen Unfall leicht- oder schwerverletzt oder getötet wird. Die Zahl der Toten auf Essens Straßen bleibt unterdessen auf vergleichsweise niedrigem Niveau: Fünf Menschen starben im vergangenen Jahr auf Essens Straßen, im Jahr davor waren es sieben, davor sechs.
Unter den 1808 Verunglückten in Essen sind 145 Kinder, Todesfälle gab es in dieser Statistik-Sparte zum Glück nicht zu beklagen, und auch die Zahl von 145 ist ein neuer Tiefststand mindestens seit dem Jahr 2012. Weiter gesunken und auf dem niedrigsten Niveau seit mindestens zehn Jahren ist außerdem die Zahl der verunglückten Fußgänger im Essener Stadtgebiet. Sie lag zuletzt, im Jahr 2021, bei 278; im Jahr 2016 waren es noch 387.
Kommissariat „Verkehrsunfallprävention“ wurde 2011 etabliert
Mit eindeutigen Erklärungen für diese recht erfreulichen Zahlen hält sich das Essener Polizeipräsidium noch zurück. Doch Ulrich Sievers, der Leiter der Direktion Verkehr im Präsidium, deutet in aller Bescheidenheit an, dass sich womöglich langsam die Arbeit des Kommissariates „Verkehrsunfallprävention und Opferschutz“ auszahle. Das mit 16 Kräften besetzte Kommissariat wurde 2011 fest installiert und hat die Aufgabe, rechtzeitig Unfall-Schwerpunkte zu erkennen und zu entschärfen und die Bürgerinnen und Bürger in Sachen Mobilität fit zu halten.
Entsprechend plädierte Polizeipräsident Frank Richter dafür, die vier Jugendverkehrsschulen, die die Stadt gemeinsam mit Polizei und Verkehrswacht unterhält, nicht länger als Schulungsorte für Kinder und Jugendliche zu betrachten, sondern „das sind Mobilitätsparks für sämtliche Generationen“. Vor allem die Fahrtrainings für E-Bike-Besitzer erfreuten sich ungebrochen großer Beliebtheit.
Verunglückte Radler: Zahl stieg seit sieben Jahren um knapp 40 Prozent
Die Statistik zeigt seit Jahren, dass es großen Bedarf an Training gibt: Zwar sank die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer in Essen erstmals seit sieben Jahren. Im Jahr 2021 zählte die Polizei 412 verunglückte Radfahrer, im Jahr 2020 waren es noch 431. Doch gemessen an früheren Jahren ist diese Zahl weiterhin sehr hoch: 2015 gab es nur 261 verunglückte Fahrradfahrer in Essen, das sind etwa 37 Prozent weniger als jetzt. Mittlerweile ist übrigens an jedem vierten Fahrradunfall ein E-Bike beteiligt. „Man muss bedenken“, sagt Polizeipräsident Frank Richter, „dass besonders in diesem Bereich das Dunkelfeld sicher sehr hoch ist.“ Was bedeutet: Die tatsächliche Zahl von Rad-Unfällen ist sicherlich sehr viel höher, denn längst nicht jeder Unfall, an dem Radler beteiligt sind, wird der Behörde überhaupt gemeldet.
Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle etwas höher als im ersten Corona-Jahr
Wenn so viele Zahlen von Verunglückten in der Statistik sinken – wie kann es dann sein, dass insgesamt die Zahl von Verkehrsunfällen im Jahr 2021 um knapp fünf Prozent angestiegen ist, im Vergleich zum Vorjahr? „Mehr Unfälle, aber weniger Verletzte - das heißt, es gab mehr Blechschäden“, sagt Richter. Und Ulrich Sievers erklärt: Die leichte Zunahme der Zahl von Verkehrsunfällen von 23.778 (Jahr 2020) auf 24.671 (Jahr 2021) hat mit Corona zu tun. „Ab Juni 2021 gab es eine deutliche Zunahme von Unfällen. Da öffneten Kitas und Schulen wieder, da fingen viele wieder an, ins Büro zu gehen.“