Essen. Der Feuerwerker Frank Stommel (62) hat schon mehr als 100 Bomben aus dem Weltkrieg entschärft – die meisten in Essen. Ein Kurzporträt.
Wenn in Essen eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden muss, dann dreht meistens einer den Zünder aus dem Blindgänger: Frank Stommel (62) vom Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf.
Der gelernte Tischler aus Gladbeck übt das gefährliche Metier bereits seit 34 Jahren aus, davon die letzten zwölf Jahre als Entschärfer und Truppführer. Schätzungsweise 100 Blindgänger hat der Feuerwerker in dieser Zeit unschädlich gemacht, die meisten davon in Essen.
2000-kg-Luftmine in Stoppenberg war der größte Blindgänger in 34 Berufsjahren
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Die leichtesten fangen bei einem Kilo an, die schwerste sei im vergangenen Jahr eine 2000-kg-Luftmine am Kapitelacker in Essen-Stoppenberg gewesen. „Irgendwann hörst du auf zu zählen“, sagt der Gladbecker. Zu seinen Einsatzorten gehören neben Essen noch die Ruhrgebietsstädte Duisburg, Oberhausen, Mülheim, Schermbeck und Dinslaken.
Der Laie empfindet den Job des Feuerwerkers als höchst riskant, ja sogar lebensgefährlich. Doch Stommel wiegelt ab. „Ja sicher, ein Restrisiko ist immer dabei“, sagt er. Und fügt hinzu: „Heute können wir weitaus sicherer arbeiten, weil wir sämtliche Unterlagen der Alliierten über ihre im Weltkrieg eingesetzten Kampfmittel besitzen.“
Über weite Strecken ist die Kampfmittelbeseitigung solides Handwerk. „Das Wissen über die verschiedenen Zünder ist das A und O unseres Berufs.“ Es gebe Langzeitzünder, Kopfzünder, elektrische Zünder und die am häufigsten vorkommenden Aufschlagzünder.
2019 mussten in Essen acht Bomben an Ort und Stelle gesprengt werden
Und wenn sich ein Zünder partout nicht entfernen lasse? „Dann muss wohl oder übel an Ort und Stelle gesprengt werden“, erwidert Stommel. Allein 2019 sei das in Essen, das wegen Krupp als „Waffenschmiede des Reiches“ besonders häufig Ziel von Bombenangriffen war, acht Mal passiert. Um die Wirkung der Explosion so gering wie möglich zu halten, werden die Blindgänger zugedeckt – mal mit drei- bis vierhundert Tonnen Rheinsand, mal mit riesigen Säcken aus Wasser.
Für den 62-Jährigen neigt sich ein langes Berufsleben dem Ende entgegen. „Noch 19 Monate, dann ist Schluss“, lächelt Stommel – und schreitet zur nächsten Entschärfung.