Essen-Fulerum. An der Fulerumer Straße in Essen gab es 2021 einen Unfall mit Todesfolge. Warum die Stadt dort eine Mittelinsel für sicher genug hält.
- Nach einem Unfall an der Fulerumer Straße gab es Diskussionen über einen Zebrastreifen.
- Bürgerin fordert mehr Schutz für Kinder und Senioren.
- Stadt hält Mittelinsel für ausreichend.
Für sehr gefährlich hält Katrin Kolditz aus Essen-Fulerum die Situation für Fußgänger an der Fulerumer Straße in Höhe der Einmündung der Wienenbuschstraße. Die Anwohnerin wünscht sich dort einen Zebrastreifen und hatte sich deshalb an örtliche Politiker gewandt und den Oberbürgermeister angeschrieben. Über dessen Antwort zeigt sie sich ernüchtert und enttäuscht.
Der Anlass für die Bemühungen von Katrin Kolditz war durchaus dramatisch. Im Sommer 2021 war dort ein Senior so schwer verletzt worden, dass er in Folge des Unfalls starb. Da aktuell die Fulerumer Straße saniert wird und sowieso gesperrt ist, hatte die Anwohnerin gehofft, dass die Stadt im Zuge der Arbeiten dort einen Zebrastreifen anlegen würde, um für mehr Sicherheit für Fußgänger zu sorgen.
Die Antwort aus dem Rathaus enttäuscht die Anwohnerin. Das Amt für Straßen und Verkehr sei zu der Einschätzung gekommen, dass die im Bereich Fulerumer/Wienenbuschstraße vorhandene Mittelinsel ausreichend sei, um Fußgängern das sichere Überqueren der Straße zu ermöglichen.
Laut Stadt Essen hat sich die Mittelinsel an der Fulerumer Straße bewährt
Die Stadt weist darauf hin, dass es verschiedene Arten von Querungshilfen wie Mittelinsel, Zebrastreifen oder Ampel gibt. Die Art der Querungshilfe sei abhängig von Faktoren wie Fußgängeraufkommen, Verkehrsbelastung oder der zulässigen Geschwindigkeit – in diesem Fall sind es 50 km/h. „Diese Kriterien haben im Ergebnis zu der bereits dort vorhandenen Mittelinsel geführt, da diese sich als sicher erwiesen hat“, heißt es in dem Antwortschreiben an Katrin Kolditz.
Die Fahrbahn werde dort erst gequert, wenn man sich vergewissert habe, dass kein Auto die Furt kreuze. Weil an einem Fußgängerüberweg den Fußgängerinnen und Fußgängern Vorrang vor dem fließenden Verkehr eingeräumt werde, sei genau zu prüfen, ob ein Zebrastreifen nicht zu einer Gefährdung der Kinder führe. Man sehe dabei die Gefahr, dass Kinder in der Annahme, Vorrang zu haben, einfach über den Zebrastreifen liefen, ohne auf den Autoverkehr zu achten.
Gemäß der Empfehlung der Landesverkehrswacht NRW sei „oft nicht der kürzeste Weg der beste“, sondern ein Umweg über eine Lichtsignalanlage sinnvoller und sicherer. Die nächste Ampel an der Fulerumer Straße befinde sich in diesem Fall in 250 Meter Entfernung am Südwestfriedhof, wo es auch eine Schulbushaltestelle gebe. „Insofern haben Sie bereits umsichtig gehandelt, Ihren Sohn an der Haltestelle Südwestfriedhof aussteigen zu lassen, damit er dort die Fußgängerampel benutzen kann.“ Damit bezieht sich die Verwaltung auf den Bericht der Anwohnerin, die ihren Sohn früher wegen der Ampel immer eine Haltestelle früher aussteigen ließ.
Anwohnerin fordert mehr Schutz für ältere Menschen und Kinder
„Man könnte alles argumentativ widerlegen, aber ich sehe nicht, dass das etwas bringen würde“, ist Katrin Kolditz inzwischen resigniert. Den tödlichen Unfall habe es nun mal gegeben, auch wenn der Senior damals offenbar einen Fehler gemacht habe. „Man muss doch damit rechnen, dass ältere Menschen nicht mehr so gut hören und sehen und auch Kinder manchmal unberechenbar reagieren. Gerade deshalb muss man sie schützen.“
Sie hoffe, dass man die Entscheidung seitens der Stadt nicht irgendwann bereuen werde. „Die Verwaltung macht es sich da zu einfach. Sie schöpft ihren Handlungsspielraum da einfach nicht aus, wahrscheinlich, um keinen Präzedenzfall zu schaffen“, findet Katrin Kolditz. Ähnliches befürchtet auch der SPD-Ratsherr Philipp Rosenau, der sich ebenfalls für einen Zebrastreifen an der Stelle ausgesprochen hatte: „Zu empfehlen, dass die Schüler eine entfernt liegende Haltestelle nutzen sollen, kann ja wohl nicht die Lösung sein.“ Er ärgert sich darüber, dass die Verwaltung sich in diesem wie in anderen Fällen einfach über den politischen Willen hinwegsetze.