Essen. Die Frida-Levy-Gesamtschule in Essens Innenstadt wird neu gebaut. 2025 geht’s los, schätzt der scheidende Schulleiter. Ein Porträt zum Abschied.
Mehr als zwei Jahre nach dem Beschluss der Stadt Essen, einen Neubau für die Frida-Levy-Gesamtschule zu planen, stehen jetzt die nächsten, entscheidenden Schritte bevor. Der scheidende Leiter der Schule, Berthold Kuhl, geht davon aus, dass noch in diesem Sommer ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben wird und im Jahr 2025 die ersten Baumaßnahmen starten.
Kuhl, der kürzlich seinen 66. Geburtstag feierte, geht mit dem Ende des Schuljahres am 24. Juni in Ruhestand. „Ich wünsche der Schule zum Abschied, dass sie schnell ein neues Gebäude bekommt“, sagt der Mathematik- und Sportlehrer. Elf Jahre lang leitete er die Frida-Levy-Gesamtschule, die in der Stadtmitte an zwei Standorten sitzt (Holle- und Hofterbergstraße).
Zuvor war Kuhl zunächst als Lehrer an einer Gesamtschule in Ratingen tätig sowie an den Gesamtschulen Borbeck und Holsterhausen. Vor seinem Wechsel an die „Frida Levy“ arbeitete er fünf Jahre lang als Vize an der Gesamtschule Langenfeld.
Man könnte sagen, dass Kuhl entscheidend darauf hingewirkt hat, dass die Frida-Levy-Schule in einigermaßen absehbarer Zeit einen Neubau auf dem Gelände der früheren VHS an der Hollestraße bekommt. Er selbst, Kuhl, formuliert das natürlich viel bescheidener: „Ich habe meinen Beitrag dazu geleistet. Andere haben das aber auch, nicht zuletzt die Schülerinnen und Schüler.“
Schüler protestierten für einen Neubau
Denn das war so: Im März 2019 erklärte der Oberbürgermeister höchstselbst vor dem Rathaus den protestierenden Schülerinnen und Schülern von Frida Levy, dass die Stadt jetzt prüfen werde, ob die alte VHS-Brache nicht doch geeignet sei für einen Schulneubau. Das hatte man an der Frida Levy zunächst lange gehofft, später lautstark gefordert. Denn die Stadt hatte 14 Jahre lang versucht, die zentral gelegene Fläche an der Hollestraße neu zu vermarkten.
Als am Ende ein Projektentwickler, der dort Büros bauen wollte, die Sache aufgab, witterte man bei Frida Levy die Gunst der Stunde: Ungewohnt offensiv suchte Schulleiter Berthold Kuhl die Öffentlichkeit, präsentierte den ungeschönten Zustand der Gebäude mit kaputten Fenstern und Schimmel an den Wänden – die Folge: der WDR strahlte landesweit eine Diskussion zum Zustand unserer Schulgebäude in NRW aus, Schauplatz: die verrottende Aula der Frida-Levy-Schule. Das ließ viele Entscheidungsträger nicht unbeeindruckt.
Ein Jahr später, im März 2020, beschloss die Stadt, die Planung für einen Neubau zu beginnen; eine Studie war zu dem wenig überraschenden Ergebnis gekommen, dass das benachbarte Gelände, auf dem bis 2004 die VHS zu Hause war, durchaus geeignet sei, einer neuen Schule Platz zu bieten.
„Frida Levy“ hatte immer gute Argumente, Anspruch auf die Brache an der Hollestraße zu erheben
Kuhl und seine Mitstreiter hatten immer gute Argumente, Anspruch zu erheben auf die Nutzung der prominenten Brache: Kein weiterer gesichtsloser Bürobau, sondern eine vitale Schule von respektabler Größe würde der Hollestraße gut tun, hieß es. Ganz davon abgesehen, dass es jeder Schüler und jeder Lehrer und jeder Hausmeister wohl verdient hat, in Räumen arbeiten zu können, die weder baufällig noch gesundheitsgefährdend sind. Und nicht zuletzt: die Frida-Levy-Schule ist – trotz des baulich schlechten Zustandes – eine der beliebtesten und größten Gesamtschulen im Stadtgebiet.
Die Gebäude des früheren Humboldt-Gymnasiums, entstanden nach dem Krieg und ab 1986 schrittweise zur Gesamtschule umgewandelt, gelten als unrettbar. Ganz davon abgesehen, liegen sie eingezwängt zwischen Varnhorst-, Berne- und Hollestraße; trotz ihrer Größe und prominenten Lage ist die Frida-Levy-Schule im Stadtbild kaum sichtbar. Auch das würde ein Neubau auf der alten VHS-Brache ändern.
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Wer Berthold Kuhl beerbt und – hoffentlich – in einigen Jahren als Leiter der Frida-Levy-Gesamtschule einen vorzeigbaren Neubau einweihen wird, ist noch offen. Die Stelle ist ausgeschrieben. „Ich habe und hatte hier ein tolles Team“, sagt Kuhl. Darauf komme es an. Wenn Kuhl das sagt, ist das nicht die dahergeredete Floskel einer Führungskraft, sondern kommt aus tiefster Überzeugung. Kuhl, der in seiner Jugend in Steele aktiv Volleyball spielte und bis heute sportlich aktiv ist, war schon immer davon überzeugt: Teamgeist und Durchhaltevermögen sind Komponenten für ein gelingendes Leben.