Essen. . Die Frida-Levy-Gesamtschule fordert seit Jahren einen Neubau auf einer benachbarten Brache. Doch die Stadt wollte dort lieber Büros – bis jetzt.

Sollen an der Hollestraße in der Essener Innenstadt Büros oder eine Gesamtschule gebaut werden? Die Zukunft der seit 15 Jahren ungenutzten VHS-Brache in direkter Nähe zum Hauptbahnhof ist wieder offen. Oberbürgermeister Thomas Kufen persönlich erklärte am Dienstag rund 1000 Schülern der Frida-Levy-Gesamtschule, dass die Stadt die alte VHS-Fläche neu in den Blick nehmen wird, um zu ermitteln, ob sich die Brache nicht doch für einen Schul-Neubau eignet. Darauf hofft die Schule (1300 Schüler) seit Jahren.

Selbst ein Abriss, den die Stadt bezahlte, brachte nichts

Rund 1000 Schüler waren am Dienstag in der Angelegenheit auf die Straße gegangen, zogen vom Schulgebäude an der Varnhorststraße bis vors Rathaus.

Was bisher geschah:

Um diese Brache geht es: Bis 2014 stand hier die alte VHS. Im Hintergrund: Das Gildehof-Center.
Um diese Brache geht es: Bis 2014 stand hier die alte VHS. Im Hintergrund: Das Gildehof-Center. © Klaus Micke

Im Jahr 2004 zog die VHS an der Hollestraße aus, zehn Jahre später riss die Stadt auf eigene Kosten das Gebäude ab, um den Vermarktungs-Prozess der Fläche zu beschleunigen. Doch erfolgreich verkaufen konnte die Stadt die Brache bis heute nicht: Zuletzt sprang der Investor Kölbl Kruse ab, der für die Fläche dem Vernehmen nach rund fünf Millionen Euro bieten wollte. Auch vorher hatten Interessenten immer wieder abgelehnt.

Die Frida-Levy-Schule macht sich seit langem Hoffnungen auf einen Neubau für einen Teil der Schülerschaft auf dieser Fläche, die in direkter Nachbarschaft der Bestandsgebäude liegt. Besonders das bestehende Oberstufen-Gebäude ist so marode, dass Unterricht teilweise kaum noch möglich ist. „Fenster, die plötzlich herausfielen, wurden einfach zugeschraubt. Jetzt lassen sie sich nicht mehr öffnen. Im Winter ist Durchzug, im Sommer Affenhitze“, sagt Marvin Eiermann (Jahrgang 13), der zur Schülervertretung gehört.

„Zehn Jahre halten einige Gebäudeteile nicht mehr durch“

Bereits vor einem Jahr hatten die Schüler 1200 Unterschriften gesammelt, um für einen Schul-Neubau an der Hollestraße zu werben. „Teile unserer Schule sind nicht zu retten“, hatte Schulleiter Berthold Kuhl damals konstatiert, „die muss man abreißen und neu bauen. Die Fläche der VHS wäre dafür ideal. Es geht um die langfristige Existenz der Schule, denn zehn Jahre halten einige Gebäudeteile nicht mehr durch.“

Der WDR sendete neulich eine Live-Diskussion zum Thema „Marode Schulbauten“ nicht ohne Grund aus der Frida-Levy-Schule, und erst bei den letzten Anmeldungen von Viertklässlern für das kommende Schuljahr erzielte die Schule erneut den besten Wert der Stadt – 248 Kinder wurden registriert für 160 offene Plätze.

Protestmarsch in Windeseile organisiert

Als jetzt klar wurde, dass Investor Kölbl Kruse wegen der gestiegenen Bau-Preise doch keine Büros an der Hollestraße hochziehen will und aus dem Rathaus verlautete, dass die Fläche trotzdem weiter an Investoren vermarktet werden soll, brandete erneut Protest auf – in Windeseile organisierte die Schülervertretung einen Marsch durch die Innenstadt, der am Dienstag vor dem Rathaus mit einer guten Nachricht für die Schule endete: „Eure Rufe wurden erhört“, sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen zu den Kindern und Jugendlichen.

Bei der Wirtschaftsförderung hofft man immer noch auf eine Investoren-Lösung, während die Schule argumentiert: Die Hollestraße würde als Bildungs-Standort die angeschlagene Innenstadt stabilisieren, beleben und aufwerten. Im Mai soll endgültig entschieden werden, was aus der Fläche wird.