Essen-Kettwig. Drei Tage Festival liegen hinter Essen-Kettwig. Nicht alles lief so wie geplant. Warum die 10. Ausgabe der „Klangspur“ trotzdem gelungen ist.

Die Kettwiger haben ihre Musikveranstaltung „Klangspur“ wieder – nach zweijähriger Corona-Unterbrechung. Und auch die Zuhörer und Zuschauer stellten sich wieder ein, wenn auch nicht in so großer Zahl wie bei der letzten „Klangspur“ 2019.

Auftakt auf dem Rathausplatz mit Brassband

Organisator Wolfgang Kläsener begrüßte am Freitag die ersten „Klangspur“-Zuschauer: „Wir sind wieder da!“
Organisator Wolfgang Kläsener begrüßte am Freitag die ersten „Klangspur“-Zuschauer: „Wir sind wieder da!“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Zum Auftakt des insgesamt dreitägigen Events am 10. Juni gab es gleich zwei Konzerte, zunächst ein wenig Brass-Unterhaltungsmusik auf dem Rathausvorplatz und dann ein Flötenkonzert und etwas Brahms am Steinweg in der Freien evangelischen Gemeinde. Organisator Wolfgang Kläsener, der mit dem durch eine Erkrankung verhinderten Dierk Lamm das Programm auf die Beine gestellt hatte, stand die Freude ins Gesicht geschrieben: „Wir sind wieder da!“

Allerdings verlangten die Veranstaltungen am Samstag den Organisatoren einiges an Umstellungen ab. Denn das Nachmittagskonzert mit Kettwiger Künstlern sollte musikalische Höhepunkte mit automobilem Charme verbinden. Dafür waren die Räume von Jaguar Classic Cars an der Ringstraße vorgesehen. Aber in den Tagen zuvor stellten sich rechtliche Fragen, die bis zum Samstag nicht zu klären waren, wie Kläsener erklärte. Da hieß es umplanen. Man kam auf den Vorplatz des „Petershofs“.

Petershof war neuer Veranstaltungsort

Die besten Plätze, quasi Loge, hatten die Bewohner des Seniorenheimes und der Altenwohnungen im Petershof: Sie konnten alles von ihren Balkonen verfolgen.
Die besten Plätze, quasi Loge, hatten die Bewohner des Seniorenheimes und der Altenwohnungen im Petershof: Sie konnten alles von ihren Balkonen verfolgen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Wolfgang Kläsener, von Haus aus Kirchenmusiker, versah das katholische Gemeindezentrum in seiner Eröffnungsansprache mit „toskanischem Flair“. Hier konnten dann bei strahlenden Sonnenschein das „Café Klangspur“ und ein vierteiliges Konzert mit heimischen Interpreten stattfinden.

Letzteres geriet zu einem Höhepunkt des „Klangspur“-Wochenendes. Unter Leitung von Julian Wieber eröffnete eine neu gegründete Instrumentalgruppe von THG-Musikschülern und der katholischen Kirchengemeinde mit gängigen Melodien wie „Fluch der Karibik“ und „Halleluja“ das Konzert. Die Zuhörer saßen auf Bänken und Stühlen, versorgt mit gespendetem Kuchen und Getränken.

Bekannte Jazz-Stücke und Chansons von Edith Piaf

Miriana Miteva (Violine) und Juliane Lopper (Cello) sowie Wolfgang Kläsener am Klavier spielten u.a. Stücke von Astor Piazzolla.
Miriana Miteva (Violine) und Juliane Lopper (Cello) sowie Wolfgang Kläsener am Klavier spielten u.a. Stücke von Astor Piazzolla. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Dann der klassische Teil: Miriana Miteva (Violine) und Juliane Lopper (Cello) sowie Wolfgang Kläsener am Klavier spielten vier Stücke von Astor Piazzolla und Erwin Schulhoff – ein nicht einfaches Programm. „Das war das bisher beste Stück“ befand Zuhörerin Gudrun Neumann über das Schlussstück „Verano Porteno“. Die Kettwigerin und ihre Nachbarin Erika Polk – „Wirklich so gut wie schon auf dem Rathausvorplatz“ – sparten nicht mit Applaus.

Das Publikum genoss die Musik am Samstag bei schönem Wetter draußen vor dem Petershof.
Das Publikum genoss die Musik am Samstag bei schönem Wetter draußen vor dem Petershof. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Es folgte ein deutlicher Wechsel: Das Jazz- und Swing-Quintett „Poet & Co.“ lieferte schöne bekannte Jazz-Stücke, ehe Florence Launay unvergessene Chansons von Edith Piaf vorstellte, begleitet von Gudrun Eymann am Akkordeon.

Festival besteht seit 2010

Ins Leben gerufen wurde die „Klangspur“ 2010. Im Kulturhauptstadtjahr spielte der Stadtteil Kettwig kaum eine Rolle – weswegen die musischen Kulturschaffenden eine Rolle für sich suchten und fanden.

Zum Konzept gehört das Miteinander und der Austausch verschiedener Musikgruppen des Stadtteils. Die Ensembles haben die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Für das Publikum ist es ein Hörgenuss drinnen und draußen.

Den Hauptteil macht die klassische Musik aus, doch die Ensembles haben ebenso Zeitgenössisches aus den Bereichen Pop und Jazz zu bieten.

Die Mischung macht’s

Die Mischung macht’s, und diese Mischung war den Programmplanern gut gelungen. Die besten Plätze, quasi Loge, hatten die Bewohner des Seniorenheimes und des Wohnhauses rechts des Vorplatzes – sie konnten alles von ihren Balkonen verfolgen. Der Abend endete mit zwei Auftritten auf dem Münzenbergerplatz vor der Kirche St. Peter, u.a. mit dem Kammerchor Kettwig und der Brass Band Westfalen.

Wer am Freitag und Samstag noch nicht genug gehört und gesehen hatte, der bekam am Sonntag mit drei weiteren Konzerten im Alten Bahnhof an der Ruhrtalstraße und in der evangelischen Kirche am Markt weiteren Ohrgenuss geboten. Das alles wurde umsonst angeboten, Spenden waren natürlich willkommen. Die „Klangspur Kettwig“, im Jahr der Kulturhauptstadt Essen 2010 gegründet, hat sich vielfältig und anspruchsvoll zurückgemeldet.