Essen-Rüttenscheid. 2020 hat die spanische Kita „Casita, mi Kita“ in Essen eröffnet. Kinder sollen hier spielerisch die Natur kennenlernen. Die Plätze sind begehrt.

Kurz vor der Mittagszeit in der Kita „Casita, mi Kita“: Kinder in bunten Pullovern und Hosen tollen im Sandkasten herum, springen auf dem Trampolin, rennen über die Wiese. Vor Gemüseacker und Hühnerstall bahnt sich Teresa Lagos, Vorsitzende des Trägervereins, ihren Weg durch den Garten. „Hola!“ ruft sie dabei nach rechts und links. Neben Deutsch sprechen die Kinder der Kita, die 2020 mitten in der Corona-Pandemie eröffnet hat, auch Spanisch mit ihren Erzieherinnen und Erziehern. Die bilingualen Plätze sind begehrt. Nun gibt es einige neue Projekte.

Von der ersten Idee bis zur Umsetzung des Kita-Projektes hat es zehn Jahre gedauert. Eigentlich suchte Lagos, gebürtig aus Spanien eine Möglichkeit, ihre eigenen drei Kinder in ihrer Muttersprache zu betreuen. Die sind inzwischen aus dem Kita-Alter längst herausgewachsen, doch die 39-Jährige entschied sich: „Dann mache ich es eben für andere Kinder.“ Insgesamt 30 Jungen und Mädchen werden in der Villa an der Goethestraße betreut. Zehn in der Altersklasse von null bis drei Jahren, 20 im Alter von drei bis sechs Jahren. Die Kita ist als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.

Kita in Rüttenscheid: Hälfte der Kinder mit spanischsprachigem Hintergrund

Teresa Lagos (hinten links) ist Initiatorin des Kita-Projektes „Casita, mi Kita“. Die Leitung hat Ulla Reinhold (hinten rechts) inne.
Teresa Lagos (hinten links) ist Initiatorin des Kita-Projektes „Casita, mi Kita“. Die Leitung hat Ulla Reinhold (hinten rechts) inne. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Etwa die Hälfte der Kita-Kinder habe einen spanischsprachigen Hintergrund, erklärt Lagos. Anderen Eltern sei es wichtig, ihre Kinder in einem internationalen Umfeld aufwachsen zu sehen und ihnen schon in jungen Jahren eine weitere Sprache mit auf den Weg zu geben. „Das sind oft auch Familien, die aus anderen Ländern kommen, zu Hause Italienisch oder Englisch sprechen“, so die Initiatorin des Projekts. Die Kita besuchen entsprechend auch Kinder, die an ihrem ersten Tag kein einziges Wort Spanisch verstehen.

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Die Erfahrung zeige aber, dass gerade die Jüngsten sehr neugierig seien und schnell lernten, sagt Kita-Leiterin Ulla Reinhold: „Es hängt natürlich von der individuellen Sprachbegabung ab. Aber wir haben hier Kinder, die die Sprache nach einem halben Jahr schon beherrschen.“ Wichtig sei, dass alles ganz spielerisch passiere. „Die Kinder bekommen keinen Unterricht. Die Hälfte der Erzieherinnen spricht einfach auf Spanisch mit ihnen, schaut Bilderbücher mit ihnen an und nennt die spanischen Begriffe“, erklärt Reinhold. Die andere Hälfte der Erzieherinnen und Erzieher spricht auf Deutsch mit den Kindern.

Die Kita „Casita, mi Kita“ in Essen-Rüttenscheid ist sehr international: Die Hälfte der der Kinder hat einen spanischsprachigen Hintergrund, viele auch einen anderen Migrationshintergrund.
Die Kita „Casita, mi Kita“ in Essen-Rüttenscheid ist sehr international: Die Hälfte der der Kinder hat einen spanischsprachigen Hintergrund, viele auch einen anderen Migrationshintergrund. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Rüttenscheider Kita will Kinder in Kontakt mit der Natur bringen

Neue Kitaleitung gesucht

Mit Personalmangel hat „Casita, mi Kita“ anders als viele andere Kitas laut Teresa Lagos weniger Probleme. „Vor allem spanischsprachige Erzieher kommen gern zu uns, weil sie ihre Sprache weitergeben wollen“, sagt sie.

In diesem Jahr geht allerdings Kita-Leiterin Ulla Reinhold in Rente. Für sie wird aktuell ein Ersatz gesucht. Bewerben kann man sich über ein Formular auf der Website der Kita. Reinhold möchte potenzielle Nachfolger ermutigen, sich zu bewerben, auch wenn sie weniger Leitungserfahrung haben: „Wir sind eine kleine, familiäre Kita, in der man schnell mit den Aufgaben vertraut gemacht wird.“

Einen großen Fokus legt die Kita auf Nachhaltigkeit. Deshalb sind dort gerade neue Projekte gestartet, die von der Stadt Essen gefördert werden. „Ich finde es sehr wichtig, dass die Kinder auch mitten in der Großstadt Kontakt zur Natur bekommen“, sagt Teresa Lagos. Die Immobilie an der Goethestraße mit einem großen Garten sei deshalb ein Glücksgriff für sie gewesen. Hier haben Erzieher und Kinder gemeinsam einen Nutzgarten angelegt, den Acker aufgelockert, Erdbeeren, Tomaten, Zucchini und Radieschen angepflanzt. Ob das Spaß gemacht hat? Yolanda (4) reckt den Daumen in die Höhe. Sie hat schon geholfen, die Pflanzen zu gießen.

Auch tierische Mitbewohner haben die Kita-Kinder. Als Teil des „Aquaponics“-Projektes werden Fische aufgezüchtet. „Ich habe den Fischen Essen gegeben“, erzählt Ian (6). Neben der Fütterung überprüfen die Kinder mit den Erziehern zum Beispiel, ob die Wassertemperatur stimmt. Im nächsten Kita-Jahr sollen dann drei bis vier Hühner in den Garten ziehen. Der Stall steht schon, bald können die Kinder beim Füttern helfen und Eier einsammeln. „Ich freue mich schon, wenn die Hühner kommen“, sagt Ian und lässt ein kräftiges „Bok Bok“ hören.

Yolanda (4, links) und Alba (3) füttern gemeinsam mit der Erzieherin die Fische in ihrer Kita.
Yolanda (4, links) und Alba (3) füttern gemeinsam mit der Erzieherin die Fische in ihrer Kita. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Plätze in der Rüttenscheider Kita sind beliebt

Das Interesse an der Kita ist hoch. „Um die 100 Mails von Eltern habe ich bekommen“, schätzt Lagos. „Das liegt an unserem Konzept, aber auch daran, dass Kita-Plätze in Essen einfach knapp sind.“ Besonders lang sei die Warteliste bei den Kindern unter drei Jahren. Auszuwählen und Absagen verschicken zu müssen, sei schwierig. „Wir achten auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen und auf die Altersstruktur“, sagt Lagos. „Außerdem schauen wir, wer wirklich Interesse an unserem Projekt hat und nicht einfach nur einen Kita-Platz braucht.“