Essen-Borbeck. Die neue Route in den Borbecker Schlosspark stellt die Essener Entsorgungsbetriebe vor Probleme. Welche Lösungen die Stadt nun anbieten will.
Die Ansage der Stadt Essen ist eindeutig: Um das schmiedeeiserne, historisch wertvolle Tor vor Schloss Borbeck vor Beschädigungen zu schützen, ist schweren Fahrzeugen die Durchfahrt verwehrt. Darauf einigten sich Verwaltung und Politik bei einem Ortstermin Mitte März dieses Jahres. Doch so ganz scheint diese Botschaft noch nicht angekommen zu sein, denn längst nicht jeder hält sich an die Vorgabe.
Jedenfalls trauten einige Spaziergänger im Schlosspark ihren Augen kaum, als ein riesiger Müllwagen der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) unlängst durch die frisch sanierte Einfahrt des ehrwürdigen Schlossensembles donnerte. Mit dieser Nachricht konfrontiert, stellt Stadtsprecherin Jacqueline Schröder klar: „Nur Feuerwehr und Rettungsdienst dürfen im Notfall das Schlosstor passieren.“ Alle anderen, auch die Abfallsammlerfahrzeuge der EBE, müssten den Umweg über die Straßen Schloßwiese und Schloßgarten nehmen. Zwar habe die EBE zuletzt noch eine Freigabe für die Durchfahrt gehabt, „doch diese wurde Mitte Mai nach einem Ortstermin endgültig entzogen“, stellt Schröder klar.
EBE sieht im Herbst und Winter Probleme auf der neuen Route
Die alternative Route in den Park wurde erst vor gut zwei Wochen getestet, als Schausteller Richard Müller seinen Truck probehalber über die neue Zufahrtsstrecke manövrierte. Was schwierig genug war, denn spätestens der Übergang von der Straße Schloßgarten in den befestigten Parkweg war nicht so eben wie das vielleicht nötig wäre. Nach der Testfahrt versprach daher die Stadt, nachzubessern.
Auch die EBE ist offensichtlich nicht glücklich mit der nun gefundenen Lösung: „Die alternative Route ist für unsere Fahrzeuge nicht unproblematisch“, erklärt EBE-Sprecherin Nicole Rafalski. „Abfallsammelfahrzeuge haben eine Last von bis zu 26 Tonnen und die Traglast des neuen Anfahrtsweges befindet sich derzeit noch in Klärung.“ Dennoch wolle man versuchen, zunächst bis zum Herbst die Anfahrt über die Ersatzroute zu nutzen. „Für den Herbst und Winter haben wir jedoch ernste Bedenken, da durch Laub oder Schnee die Strecke vermutlich unbefahrbar sein wird“, kündigt Nicole Rafalski schon jetzt Zweifel an.
Verlagerung des Müllplatzes am Borbecker Schloss könnte die Lösung sein
Genau aus diesem Grund arbeiten Stadt und EBE nun an einer gemeinsamen Lösung, bestätigt Stadtsprecherin Jacqueline Schröder. Man suche nach einem alternativen Standort des Müllplatzes. Möglichst schon bis zum Herbst, denn wenn die EBE nicht mehr in den Schlosspark fahren muss, hätte sich das Problem praktisch von selbst gelöst. Doch dabei muss auch die Untere Denkmalbehörde mitspielen. Bekanntlich steht das Schloss-Ensemble seit 2012 unter Denkmalschutz.
Ungeachtet der aktuellen Durchfahrtbeschränkung hält sich die Stadt als Eigentümerin vor, in seltenen Einzelfällen das Tor unter Aufsicht zu öffnen, wenn es die Situation verlangt. „Beispielsweise bei eigenen Handwerkern“, wie Jacqueline Schröder sagt. Zuletzt sah man auch eine Firma am Schloss, die dort die Fenster reinigte. Über welche Route der Servicewagen auf das Gelände gelangte, ist nicht bekannt.
„Schleichweg“ unterhalb der Realschule bietet keine Alternative
Möglicherweise nutzten die Arbeiter einen Schleichweg, der längst nicht allen Nutzern des Schlossparks bekannt sein dürfte. „Es gibt eine Route, die von der Schloßstraße aus über relativ schmale Wege unterhalb der Realschule verläuft und am Ende auf die neue Route einschwenkt“, weiß Birthe Marfording. Die langjährige Mitarbeiterin im Kulturzentrum Schloss Borbeck kennt den Schlosspark wie ihre Westentasche. „Für Fahrzeuge der Schausteller ist dieser Weg jedoch nicht geeignet, da er zu viele Krümmungen aufweist und die Fahrzeuge aufgrund ihrer Länge nicht alle Kurven bewältigen könnten. Kleinere Fahrzeuge können diese Route allerdings nutzen.“ Stadtsprecherin Schröder bezeichnet den Weg eher als „Trampelpfad für Fußgänger“.
Damit es künftig nicht zu weiteren Zwischenfällen am Schlosstor kommt, könnte die Stadt das Tor einfach abschließen. Doch dies ist offensichtlich derzeit nicht möglich. Obgleich die Stadt zuletzt 150.000 Euro in die Sanierung des Tor-Ensembles investierte, fehlt dem Tor – so unglaublich es klingt – ein Schloss. Zwar habe sich die Stadtverwaltung umgehend des Problems angenommen, „doch das Torschloss muss den Vorgaben des Denkmalschutzes sowie der Feuerwehr bzw. des Rettungsdienstes entsprechen“, erklärt Stadtsprecherin Schröder. Das koste Zeit. Immerhin handele es sich um eine Feuerwehrzufahrt, die nicht einfach beliebig verschlossen werden dürfe. „Mit einer profanen Kette ist das jedenfalls nicht getan“, sagt Schröder. „Zumal das handgeschmiedete Tor rund 350 Jahre alt ist und bauartbedingt, aber auch dem Alter geschuldet, weniger stabil ist als ein Tor aus modernem Stahl.“ Aktuell könne das Schlosstor von jedem geöffnet werden.