Essen. Eigentlich schimpft Gerburg Jahnke über die „alten, weißen Männer“. Für ihr neues Programm stand sie in Essen jedoch mit dreien auf der Bühne.
Wenn Gerburg Jahnke einlädt, dann vor allem, um mithilfe weiblicher Unterstützung über die „alten, weißen Männer“ zu schimpfen. Doch für ihr neues Programm „Mann, Mann, Mann“ sägt die Oberhausenerin am bewährten System – und teilte die Bühne der Essener Lichtburg am Dienstagabend, 24. Mai, „ausnahmsweise und erstmalig“ nicht mit Kabarettistinnen und Komikerinnen, sondern mit ihren „heiligen drei Königen“: Wilfried Schmickler, Uwe Lyko und Fritz Eckenga.
„Ich versuche wirklich, einen männerfreundlichen Abend zu machen“, betont die Kabarettistin, als sie in einer fragwürdigen Kombination aus einem langen, glitzernden Abendkleid und plüschigen Hausschuhen die Bühne betritt – „Ein Styling-Tipp aus einer Frauenzeitschrift“ – um dann in gewohnter Manier auszuteilen.
Oberhausener Kabarettistin Gerburg Jahnke teilt aus
So erklärt sie etwa, warum die Pandemie gezeigt habe, dass Gartenhaltung für Männer eine gute Lösung sei und gibt euch dem Phänomen, dass Männer häufig meinen, Frauen die Welt erklären zu müssen, einen Namen: „Sprechdurchfall“. Für ihre gewitzten Spitzen erntet Frau Jahnke, die als Teil des erfolgreichen Duos „Missfits“ angefangen hat und längst ein Urgestein der nordrhein-westfälischen Kleinkunstszene ist, Applaus und Gelächter – sogar von den männlichen Zuschauern.
Sympathiepunkte sammelt auch ihr erster Gast Wilfried Schmickler bereits in dem Moment, als er beim Betreten der Bühne das Publikum mit „Meine lieben Aufsteigerinnen und Aufsteiger“ begrüßt und damit den Wechsel von RWE in die dritte Liga würdigt.
Wilfried Schmickler über Corona-Leugner und den Ukraine-Krieg
Als Schmickler sich dann jedoch am Stehtisch in Position bringt und wie aus den „Mitternachtsspitzen“ im WDR gewohnt meckert – über Corona-Leugner, Putin-Unterstützer, die geringe Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl und den Spitzensport – wird es still im Zuschauerraum.
Seine sprachlichen Bilder, vorgetragen mit der markanten Stimme und im unfassbar schnellen Rhythmus, machen betroffen. Insgesamt würdigt das Publikum seinen Auftritt mit einem Riesenapplaus und Bravo-Rufen.
Pott-Poet will Vorurteile gegenüber dem Ruhrgebiet abbauen
Auch „Pott-Poet“ Fritz Eckenga kritisiert in seinen Gedichten Politik und Gesellschaft, hat sich aber in alter Ruhrgebiets-Tradition vor allem dem Abbauen verschrieben – und zwar von Vorurteilen gegenüber ebendieser Region.
Der Dortmunder reimt über den Prototypen eines Ruhris, den Heiopei, und gibt regionale Reisetipps, die sich allerdings hinter Reimen wie „so süßes Sausen, Dienstach namittach im Revierpark Oberhausen“ versteckt, nicht jedem sofort erschließen.
Kabarett-Abend für Feministinnen und alte, weiße Männer
Ein Heimspiel ist der Auftritt in der Lichtburg für den Kabarettisten und Komiker Uwe Lyko. Sein Alter Ego Herbert Knebel, Rentner aus Altenessen, versucht, sich von der neuen Zeit nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Lautes Gelächter ertönt im Publikum, wenn er etwa von den Tücken automatisierter Wasserhähne erzählt oder die Fähigkeiten eines Saugroboters mit denen seiner Frau vergleicht.
Darüber können dann wiederum auch die weiblichen Zuschauerinnen lachen. Frau Jahnke ermöglicht einen Abend, an dem sich alle nicht so ernst nehmen und doch zum Nachdenken angeregt werden – ob Feministin oder alter, weißer Mann.